SwissMediaForum: Kritik am «Reinheits-Terror» in den Medien
Josef Ackermann, VR-Präsident Zurich. (Foto: Zurich)
Luzern – Medien würden von Exponenten in Wirtschaft, Politik und Sport zunehmend verlangen, «fleckenlos» zu sein, wurde am SwissMediaForum im Luzerner KKL vom Donnerstag kritisiert. Dies beeinträchtige die Innovation, sagte Swiss-Life-Chef Bruno Pfister. Denn dieser so genannte «Reinheits-Terror» führe dazu, dass sich Führungskräfte vor allem darauf konzentrieren würden, keinen Fehler zu machen, sagte Bruno Pfister weiter, wie die Veranstalter des SwissMediaForums mitteilten.
Josef Ackermann, Verwaltungsratspräsident der «Zurich», sieht das Problem laut Mitteilung weniger bei den Medien als bei der Dünnhäutigkeit vieler Politiker und Wirtschaftsführer. «Langfristig wollen wird doch Persönlichkeiten mit Ecken und Kanten.» Laut Ackermann würden viele exponierte Persönlichkeiten den Fehler machen, bei Problemen nur stückweise mit der Wahrheit herauszurücken. Ackermann: «In solchen Situationen muss man zu seinem Fehler stehen und vollständig informieren.» Über ihre Erfahrungen mit Medien und wie man im Zeitalter der Transparenz kommuniziert, diskutierte neben Josef Ackermann und Bruno Pfister auch Fussball-Nationaltrainer Ottmar Hitzfeld.
Paywall als Allerheilmittel?
Das das 3. SwissMediaForum eröffnet hatte Johanna Blakley, Medienforscherin von der University of Southern California. Laut Blakley dominieren auf den Social Media die Frauen. Ihr Anteil bei den Usern sei in allen Altersklassen signifikant höher und die Verweildauer länger als bei Männern. Über die Folgen für die Medienhäuser und den Journalismus sprachen Rolf Cavalli, Chefredaktor von «Blick.ch», Jan-Eric Peters, Chefredakteur der deutschen Welt-Gruppe, Stefan Plöchinger, Chefredaktor von «sueddeutsche.de» und Res Strehle, Chefredaktor des «Tages-Anzeigers». Unter der Moderation von Hansi Voigt wurde darüber diskutiert, ob die Paywall das Finanzierungsproblem des Journalismus lösen kann.
Auftritt von Christian Wulff abgesagt
Laut Strehle startet der «Tages-Anzeiger» am 19. August mit der konvergenten Redaktion, im Dezember werde dann die Paywall aktiv. Die Zusammenführung von Print und Online habe beim «Tages-Anzeiger» zu einer «Aufbruchstimmung» geführt, heisst es in der Medienmitteilung.
Das SwissMediaForum dauert zwei Halbtage und geht am Freitag weiter. Rund 300 Vertreter von Medien, Unternehmen und Politik aus dem In- und Ausland nehmen an diesem Kongress teil. Ursprünglich vorgesehen war der Auftritt von Ex-Bundespräsident Christian Wulff. Dieser hatte seine Teilnahme jedoch wegen der Anklageerhebung abgesagt. Er versprach seine Teilnahme am SwissMediaForum 2014. (awp/mc/ps)