Hans Hess, Präsident Swissmem (Bild: SRF)
Zürich – Die Schweiz gehört zu den innovativsten Ländern der Welt. Diese Innovationskraft fördert unter anderem eine nachhaltige Entwicklung der Wirtschaft und somit den schonenden Umgang mit der Umwelt. Weil Innovationen von Menschen gemacht werden, würde eine Annahme der Ecopop-Initiative die Innovationskraft der Schweiz schwächen und den ökologischen Fortschritt behindern. Denn eine auf rund 16‘000 Personen begrenzte Nettozuwanderung verunmöglicht es, die in Pension gehenden, für die Innovation unentbehrlichen Fachkräfte vollständig zu ersetzen.
Swissmem versucht zwar mit ihrer Fachkräftestrategie, das inländische Potenzial bestmöglich zu nutzen. Das allein wird jedoch nicht ausreichen. Durch die Entwicklung energieeffizienter sowie ressourcensparender Produkte und Fertigungsprozesse leistet die Schweizer Maschinen-, Elektro- und Metall-Industrie (MEM-Industrie) einen bedeutenden Beitrag zum schonenden Umgang mit der Umwelt. Die erzielten Fortschritte sind beeindruckend. In den letzten 25 Jahren hat die MEM-Industrie den Energiebedarf in der Schweiz um 40 Prozent gesenkt und die CO2-Emissionen um über 50 Prozent reduziert. Zudem bieten Schweizer MEM-Unternehmen weltweit innovative Lösungen für globale Herausforderungen an, namentlich in den Bereichen Mobilität, Ernährung, Energieerzeugung und -versorgung sowie Umwelt- und Medizinaltechnik. Die erzielten Fortschritte der MEM-Industrie waren nur dank kontinuierlicher Innovation möglich. Innovationen werden von Menschen gemacht. Damit die Schweiz diesbezüglich auch künftig Akzente setzen kann, braucht sie kluge Köpfe aus dem In- und Ausland.
Inländisches Potenzial reicht nicht aus
Swissmem versteht die Annahme der Masseneinwanderungs-Initiative unter anderem als Auftrag, das Fachkräftepotenzial im Inland bestmöglich auszuschöpfen. Aus diesem Grund arbeitet Swissmem intensiv an der Umsetzung ihrer Fachkräftestrategie. Im Oktober 2014 hat Swissmem an sechs Veranstaltungen schweizweit über 250 Mitgliedfirmen über die Massnahmen der Fachkräftestrategie informiert. Konkret will Swissmem gezielt mehr Jugendliche für die technische Berufe begeistern, mehr Frauen und Männer durch Teilzeitstellen und Kinderbetreuungsmodelle für die Industrie gewinnen, die Zahl der Frühpensionierungen reduzieren sowie Altersteilzeit fördern. Dieser Effort wird jedoch nicht genügen. Alleine in der MEM-Industrie werden zwischen 2015 und 2020 jährlich 17‘000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter pensioniert. Aus dem Nachwuchs nehmen gleichzeitig lediglich 4‘000 – 5‘000 Personen pro Jahr ihre Erwerbstätigkeit auf. Nur schon um das Beschäftigungsniveau zu halten, fehlen in der MEM-Industrie jährlich bis zu 12‘000 Menschen. «Die Forderung von Ecopop, das Nettowachstum der ständigen Wohnbevölkerung auf jährlich rund 16‘000 Personen zu begrenzen, wird es der MEM-Industrie und den meisten anderen Branchen verunmöglichen, die in Pension gehenden Arbeitskräfte zu ersetzen», sagt Swissmem-Direktor Peter Dietrich.
Unheilvoller Teufelskreis
Die Annahme der Ecopop-Initiative würde indirekt einen massiven Stellenabbau in der Schweiz erzwingen. In der Folge müssten immer weniger Erwerbstätige die Sozialwerke finanzieren. Eine rezessive Wirtschaftsentwicklung wäre unvermeidbar. Die Mittel sowie das Fachpersonal, um Innovationen zu schaffen, würden zunehmend fehlen. Der Verlust an Wohlstand wäre das eine. Der Verlust an Innovationskraft käme zwangsläufig hinzu – zu Lasten weiterer Fortschritte in der Umwelttechnologie und in der nachhaltigen Weiterentwicklung von Produkten und industriellen Prozessen. (Swissmem/mc/hfu)