Zofingen AG – Das Druckunternehmen Swissprinters stösst seine Produktionsstandorte Zürich und St. Gallen ab und streicht bis Mitte 2012 über 200 Stellen. Der Betrieb in Zürich soll von einem anderen Unternehmen weitergeführt, derjenige in St. Gallen hingegen eingestellt werden.
Die geplanten Massnahmen stünden im Rahmen einer Neuausrichtung des Unternehmens, erklärte Swissprinters-Verwaltungsratspräsident Martin Werfeli am Mittwoch in einer Telefonkonferenz gegenüber Medienvertretern. Neu wolle sich Swissprinters auf den Digital- und Rollenoffsetdruck am nunmehr einzigen Deutschschweizer Standort Zofingen konzentrieren. Dort arbeiten derzeit rund 600 Mitarbeitende. Produkte wie die Ringier-Zeitschrift «Schweizer Illustrierte», Ferienkataloge, Kleiderbroschüren und Zeitungsbeilagen sollen in Zukunft das Überleben des Unternehmens sichern. Am verhältnismässig kleinen Westschweizer Produktionsstandort Lausanne will das Unternehmen in unveränderter Form festhalten.
Weg vom Kalendergeschäft
Vom Zeitungsdruck via Tiefdruckverfahren habe sich Swissprinters bereits im letzten Jahr verabschiedet, führte Werfeli aus. Dem aktuellen Rationalisierungsschritt fallen nun insbesondere das Kalendergeschäft und der Bogenoffsetdruck zum Opfer. Am Standort Zürich mit 74 Angestellten wurden bis anhin Kundenmagazine und Geschäftsberichte mit diesem Verfahren gefertigt. In St. Gallen, wo fast 180 Arbeitsplätze verloren gehen, wurden unter anderem Kalender hergestellt. Dass bisher in St. Gallen tätige Mitarbeiter nach Zofingen wechseln könnten, zieht Werfeli zwar durchaus als Möglichkeit in Betracht, allerdings seien in Zofingen derzeit nur wenige Stellen neu zu besetzen. Der Geschäftsbereich Eidenbenz Kalender werde auf den 1. Januar 2012 voraussichtlich von der Calendaria AG übernommen. Betroffen von der Übernahme sind jedoch nur vier Angestellte am Produktionsstandort St. Gallen.
Überkapazitäten in der Grafik- und Druckbranche
Als Gründe für die geplanten Schliessungen nannte VR-Präsident Werfeli nebst dem anhaltend starken Franken und dem damit verbundenen Abwandern von Druckaufträgen ins Ausland die derzeitigen Überkapazitäten in der Schweizer Grafik- und Druckbranche. Diese drückten den Preis der eigenen Produkte nach unten. Dass es bei Swissprinters zu Stellenabbau und Sparmassnahmen kommen würde, habe sich bereits seit einiger Zeit abgezeichnet, sagte Werfeli. In der Tat hatte die 2005 aus dem Zusammenschluss aller nicht zeitungsbezogenen Druckbetriebe der Medienhäuser Ringier und NZZ entstandene Swissprinters-Gruppe bereits in den letzten Jahren kontinuierlich Stellen abgebaut. Vor der aktuellen Entlassungswelle hatte das Unternehmen, an dem Ringier noch immer eine Aktienmehrheit von 58,8 Prozent hält, 900 Angestellte schweizweit auf der Gehaltsliste. 2005 waren es noch über 1050 gewesen waren.
Mitwirkungsverfahren gestartet
Die Frage, wie es nun für die Mitarbeitenden in St. Gallen und Zürich konkret weitergehen soll, konnte Swissprinters-Unternehmenschef Alfred Wälti in der Telefonkonferenz vom Mittwoch nicht vollständig beantworten. Ab diesem Mittwoch laufe das Mitwirkungsverfahren mit den Sozialpartnern, zu denen er die Personalkommission sowie die Gewerkschaften zählt. Die zu treffenden Massnahmen würden nun gemeinsam geprüft und innerhalb der nächsten zwei bis vier Wochen endgültig festgelegt. Die betroffenen Angestellten in St. Gallen und Zürich würden ihre Stellen auf jeden Fall noch bis Ende Juni 2012 behalten können. Bezüglich der Interessenten für die Weiterführung des Standortes Zürich wollte Wälti keine Details nennen. Mit den entsprechenden Kandidaten sei Stillschweigen über die laufenden Verhandlungen vereinbart worden. Er liess jedoch durchblicken, dass es sich dabei um renommierte Unternehmen aus der Grafikbranche im Grossraum Zürich handle. Es werde angestrebt, dass eine Mehrheit der 74 Angestellten vom neuen Besitzer weiterbeschäftigt werde.
Swissprinters Gruppe
Die Swissprinters Gruppe ist 2005 aus dem Zusammenschluss aller nicht zeitungsbezogenen Druckbetriebe der Ringer AG und NZZ Gruppe entstanden. Im Jahr 2006 trat der Westschweizer Medienkonzern Edipresse als Aktionär der Unternehmensgruppe bei. (awp/mc/upd/gh)