Syngenta: Abschluss der ChemChina-Transaktion im 2. Quartal erwartet
Basel – Genau vor einem Jahr präsentierte der Agrarchemiekonzern Syngenta in der damals tobenden Übernahmeschlacht für sich eine chinesische Lösung. Die Basler fanden im Staatskonzern ChemChina ihren Partner, gaben dafür aber ihre Unabhängigkeit auf. Bevor der Kauf vollzogen wird, vermeldete Syngenta wie schon im Vorjahr einen Rückgang von Umsatz und Gewinn.
Dass der Deal heute immer noch nicht unter Dach und Fach sein würde, hätte seinerzeit wohl keiner der Beteiligten gedacht. Aus heutiger Sicht wird der Abschluss der 43-Milliarden-Dollar-Übernahme nun im zweiten Quartal 2017 erwartet. Und Syngenta-Chef Erik Fyrwald ist optimistisch, dass der Deal nun wirklich bald in trockenen Tüchern ist. «Ich bin sehr zuversichtlich, dass die Transaktion von allen Aufsichtsbehörden die Freigabe erhalten wird», sagte er am Mittwoch im Gespräch mit AWP.
Gute Fortschritte
Man mache gute Fortschritte und sei auf Kurs, bis zum 12. April die Antwort der EU-Kommission zu erhalten. Bis zum genannten Termin wurde die Frist für die vertiefte Überprüfung durch die europäischen Behörden verlängert.
Die Replik der Federal Trade Commission (FTC) erwartet Fyrwald noch vor der Antwort der EU-Kommission, obschon die Eingabe an die US-Behörde erst vor rund drei Wochen erfolgt ist. «Wir hatten sehr fruchtbare Diskussionen mit der FTC im Vorfeld», begründete der Syngenta-Chef.
Bis dato liegen die Genehmigungen von 13 Aufsichtsbehörden vor, teilte Syngenta mit. Neben der EU und den USA stehen noch die Genehmigungen aus Brasilien, Kanada, Indien, Mexiko und – nota bene – aus China aus.
Adama wird kaum verkauft
Wenig überraschend enthielt die Eingabe an die FTC Vorschläge für Abhilfemassnahmen. Im Detail wollte Fyrwald nicht auf diese Vorschläge eingehen. So viel verriet er aber: Die «Remedies» betreffen allesamt generische Pflanzenschutzprodukte – also den Bereich, in dem die Tochter Adama des Fusionspartners daheim ist. «Die ganze Adama muss aber nicht verkauft werden», versicherte er.
Ursprünglich hatten Syngenta und ChemChina den Deal bis Ende 2016 unter Dach und Fach bringen wollen. «Das ist auch für uns frustrierend», meinte Fyrwald. Dass sich die Sache aber länger hinziehen dürfte, sei ihm aber spätestens am 14. September 2016 klargeworden.
An dem Tag nämlich wurde mit der Übernahme des US-Biotechnologiekonzerns Monsanto durch Bayer ein weiterer Megadeal angekündigt. Und bereits zwei Monate von Syngenta und ChemChina hatten Dow und Dupont ihr Zusammengehen bekannt gegeben; die Amerikaner schaffen damit die künftige Nummer eins im Agrochemiebusiness.
Fyrwald bringt daher Verständnis dafür auf, dass sich der Prozess so lange hinzieht. Bei drei grossen Deals in der Branche gleichzeitig sei es sehr nachvollziehbar, dass die Behörden genauer hinschauen, sagte er zu AWP.
Zahlen eher Nebensache
Vor einem Jahr waren die Zahlen von Syngenta angesichts des Deals mit ChemChina in den Hintergrund getreten. So ist es nun auch für das Geschäftsjahr 2016. Umsatz, operatives Ergebnis und Reingewinn fielen dabei vor allem wegen des schwierigen Marktumfeldes und der gestiegenen Berichtswährung US-Dollar (deutlich) tiefer aus, die EBITDA-Marge legte allerdings zu.
Angetan hat es Konzernchef Fyrwald neben dem von 0,8 auf 1,4 Mrd USD gesteigerten Cashflow namentlich das vierte Quartal 2016, in welchem der Konzern ausser in Nordamerika in allen Region zulegen konnte. Diese positive Anzeichen und das rasche Wachstum der acht in den vergangenen fünf Jahren neu eingeführten Produkte mit einem Umsatzpotential von 2,9 Mrd USD sieht Fyrwald denn auch als Basis für die künftige Entwicklung.
Keine ordentliche Dividende
Pro Syngenta-Aktie bietet ChemChina 465 USD. Hinzu kommt eine Spezialdividende von 5 CHF. Eine ordentliche Dividende – für 2015 hatte es noch 11 CHF gegeben – ist dagegen für 2016 nicht mehr vorgesehen. Die Generalversammlung findet erst im Juni statt – statt wie gewohnt im Frühling.
Die Börse reagierte am Mittwoch erst verschnupft über das Ausbleiben einer Dividende. Im Handelsverlauf setzte sich dann aber die Erkenntnis durch, dass der Deal mit ChemChina auf der Zielgeraden ist und die Wahrscheinlichkeit für ein Zustandekommen weiter gestiegen ist.
Beim Schlusskurs von 430,00 CHF (+1,1%) ergibt sich aber immer noch ein Rückstand von rund 8% zur Offerte. (awp/mc/pg)