Syngenta-CEO Michael Mack. (Foto: Syngenta)
Basel – Syngenta hat im dritten Quartal 2015 erneut die Währungsturbulenzen zu spüren gekommen. Auch abgesehen davon kommt der Agrochemiekonzern nicht vom Fleck, und zum wichtigen Markt Brasilien gibt es offene Fragen. Für das Gesamtjahr erwartet das Management nun einen tieferen Betriebsgewinn als bisher.
«Brasilien, we have a problem…», überschrieb ein Analyst im Vorfeld der Zahlenpublikation seinen Kommentar. Er befürchtete, Syngenta habe im dritten Quartal in Brasilien enttäuschende Resultate erzielt. Auslöser dafür waren Zahlen der Konkurrenz. Das Brasilien-Geschäft ist für Agrarchemiehersteller im zweiten Halbjahr von entscheidender Bedeutung. Denn die Landwirte dieses wichtigen Agrarmarktes sind dann wegen des dortigen Frühlings und Sommers wichtige Kunden.
Auf den ersten Blick waren die Sorgen unbegründet. Zwar nahmen die Verkäufe in Lateinamerika (Länderzahlen gibt es keine) um 3% auf 1,23 Mrd USD ab. Dieser Rückgang war allerdings hauptsächlich eine Folge von Währungsturbulenzen. So wertete sich allein der brasilianische Real im dritten Quartal gegenüber Syngentas Konzernwährung US-Dollar um 28% ab, wie CFO John Ramsay am Donnerstag zu bedenken gab. Zu konstanten Wechselkursen stiegen die Verkäufe in Lateinamerika um 13%.
Stagnation in Lokalwährungen
Damit war die Region konzernweit die erfolgreichste. In allen anderen verzeichnete das Unternehmen zu konstanten Wechselkursen Einbussen. In «Europa, Afrika, Mittlerer Osten» ging der Umsatz um 1% zurück, in Asien um 9% und in Nordamerika sogar um 22% – letzteres unter anderem wegen eines harten Wettbewerb im Sojamarkt.
Alles in allem führte dies zu einem stagnierenden Quartalsumsatz, wenn die Währungseffekte ausgeklammert werden. Der ausgewiesene Umsatz nahm indes um 12% auf 2,62 Mrd USD ab. In den ersten neun Monate des Jahres 2015 gingen die Verkäufe um 11% auf 10,25 Mrd USD zurück (kWk: +2%).
Auf den zweiten Blick gibt es jedoch auch zur Geschäftsentwicklung in Südamerika und Brasilien offene Fragen. Der Umsatzanstieg sei teilweise auf «Änderungen der Verkaufsbedingungen» in Brasilien zurückzuführen, schrieb das Unternehmen. Dadurch sei ein höherer Anteil des Umsatzes mit Pflanzenschutzmitteln im dritten statt im vierten Quartal verbucht worden. Insgesamt werde die Region die ursprünglichen Erwartungen des Managements für 2015 wohl nicht erfüllen, liess sich CEO Mike Mack zitieren.
Stabiles Umsatzziel
Für das ganze Jahr 2015 peilt Syngenta für den Gesamtkonzern zu konstanten Wechselkursen unverändert einen Umsatz «etwa in der Höhe» des Vorjahres an. Der ausgewiesene Umsatz werde weiterhin durch die Währungssituation belastet.
Geändert wurde die EBITDA-Guidance: Zu konstanten Wechselkursen rechnet das Unternehmen mit einem zweistelligen Anstieg; der ausgewiesene EBITDA dürfte hingegen ein Minus «im mittleren einstelligen Bereich» verzeichnen. Bislang war ein ausgewiesener EBITDA auf Vorjahresniveau angekündigt worden.
Ausserdem kündigte das Unternehmen eine Verlängerung einer Lizenzvereinbarung für Mais-Traits an. mit KWS und Limagrain wurden eine neue Vereinbarung über 20 Jahre abgeschlossen. Dafür erhält der Konzern unter anderem eine Vorauszahlung von 200 Mio USD.
Viele Interessenten
Keine konkreten Neuigkeiten gab es zum angekündigten Verkauf des Gemüse- und Blumen-Saatgutgeschäfts. «Es gibt diverse Interessenten», sagte CFO Ramsay. Für den Bereich Blumensaatgut rechnet er mit konkreten Offerten in den nächsten Wochen, beim Gemüsesaatgut würden diese wohl erst im nächsten Jahr eintreffen.
Der CFO gab sich ausserdem überzeugt, mit den Teilverkäufen und dem am (morgigen) Freitag startenden Aktienrückkaufprogramm die Aktionäre nach dem Scheitern der Fusion mit Monsanto zu besänftigen. «Die Aktionäre verstehen nun, was wir tun», meinte er. Diverse Investoren hatten sich dem Vernehmen nach über die Abwehrhaltung von Syngenta geärgert.
Mit den vorgelegten Zahlen verfehlte Syngenta die Markterwartungen. Analysten machten deshalb zunächst ihrem Unmut Luft. Nicht zum ersten Mal sei der Umsatz schwächer als erwartet ausgefallen, lautete der Tenor. An der Schweizer Börse legten die Syngenta-Papiere nach anfänglich deutlichen Verlusten allerdings am Schluss 1,7% zu, während der Gesamtmarkt 0,9% im Plus schloss. (awp/mc/upd/ps)