Syngenta umgeben von neuen Übernahmegerüchten

Syngenta

(Copyright: Syngenta)

Basel – Nur zweieinhalb Monate nach der abgesagten Übernahme von Syngenta durch den US-Konkurrenten Monsanto ist der Agrochemiekonzern Kreisen zufolge erneut ins Fadenkreuz eines kaufwilligen Wettbewerbers geraten. Gemäss der Nachrichtenagentur Bloomberg soll der chinesische Chemiekonzern ChemChina Interesse signalisiert haben. An der Börse reagierte der Aktienkurs von Syngenta prompt mit deutlichen Aufschlägen.

ChemChina habe in Gesprächen ein Angebot von 449 CHF je Aktie auf den Tisch gelegt, berichtete Bloomberg am Donnerstag unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen. Die Basler hätten aber mit Verweis auf regulatorische Risiken abgelehnt. Der Angebotspreis entspricht einer Prämie von fast 30% auf den Schlusskurs der Syngenta-Aktie vom Donnerstag. Syngenta würde mit rund 41,7 Mrd CHF bewertet.

Gespräche laufen weiter
Im Gegensatz zum geplatzten Monsanto-Deal hat Syngenta die Tür für ChemChina aber offenbar noch nicht ganz zugeschlagen. Die Gespräche zwischen Syngenta und den Chinesen gingen trotz der Ablehnung des Angebotes weiter. Eine Vereinbarung könnte in den kommenden Wochen erzielt werden, so Bloomberg. Syngenta spreche auch mit weiteren Interessenten. Die Verhandlungen könnten aber auch scheitern und Syngenta sich für eine Eigenständigkeit entscheiden.

Mit einer Übernahme von Syngenta würde die staatseigene ChemChina, eines der grössten Chemieunternehmen in der Volksrepublik, nicht nur den grössten Zukauf eines chinesischen Unternehmens in Europa tätigen, sondern auch einen Paradigmenwechsel einläuten. Denn ChemChina ist mit der Tochter Adama heute nur als Herstellerin von Agrochemie-Generika tätig. Also als Produzentin von Nachahmern für Produkte, deren Patenschutz abgelaufen ist.

Viele Bewerber
Das Buhlen um Syngenta hatte Branchenprimus Monsanto losgetreten. Im Sommer 2014 näherten sich die Amerikaner mit einem ersten Vorschlag an und gaben nach einem hartnäckigen Werben erst diesen Sommer (vorerst einmal) auf. Monsanto begründete dies mit dem ungebrochenen Widerstand der Schweizer. Das Angebot der Amerikaner habe den Wert des Unternehmens in signifikanter Weise unterschätzt, hatte Syngenta seine ablehnende Haltung verteidigt. Monsanto hatte wie ChemChina je Aktie 449 CHF geboten, davon jedoch 55% in Aktien und nicht in bar.

Danach gingen die M&A-Spekulationen in die nächste Runde. Dies erst recht, nachdem Dow Chemical ankündigte, einen Verkauf seines Saatgut- und Pflanzenschutz-Geschäfts zu prüfen. Auch brachte das «Wall Street Journal» Syngenta vor einer Woche mit dem US-Konzern DuPont zusammen. Und nun soll also auch ChemChina an den Baslern interessiert sein.

Aktionärsvereinigung fordert gründliche Prüfung
Am Freitag meldete sich die «Vereinigung kritischer Syngenta-Aktionäre» zu Wort und machte erneut ihrem Unmut über die Konzernstrategie des Basler Agrochemieunternehms Luft. Sie fordert vom Verwaltungsrat, dass er seinen Pflichten nachkomme und Gespräche mit ChemChina aufnimmt. Angebote zurückzuweisen, ohne diese gründlich und vorurteilslos geprüft zu haben, sei «unakzeptabel».

An der Börse haben die neuen Übernahmegerüchte die Syngenta-Aktien derweil beflügelt: Am Freitagvormittag lagen die Titel in einem sonst schwachen Markt um zeitweise mehr als 10% im Plus. Zum Börsenschluss notierten die Aktien noch 5,3% höher auf 364,20 CHF.

Helvea-Experte Markus Mayer mag den Spekulationen grundsätzlich nicht so recht Glauben schenken. Die Tatsache, dass nun ChemChina statt Monsanto der Bieter sei, ändere die Situation nicht. Denn nach Ansicht von Mayer wurde das Monsanto-Angebot wegen politischer Interessen abgelehnt – und nicht wie von Syngenta postuliert aufgrund kartellrechtlicher Risiken. (awp/mc/upd/pg)

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