(Copyright: Syngenta)
Zürich – Die Aktien von Syngenta sind am Mittwoch zwar mit deutlich höheren Kursen in den Handel gestartet, bleiben aber weit unter dem von ChemChina angebotenen Gesamtpreis. Angesichts der insgesamt 480 CHF je Aktie entsprechenden Barofferte seitens der Chinesen rückt das erwartungsgemäss durchzogene Ergebnis für das Schlussquartal in den Hintergrund.
Um 11.00 Uhr gewinnen Syngenta bei sehr hohen Umsätzen noch 5,1% dazu auf 412,20 CHF (Tageshoch 420,00 CHF), der Gesamtmarkt notiert leicht unter dem Vortagesschluss.
Experten begrüssen Angebot
In Expertenkreisen wird das vorliegende Übernahmeangebot grundsätzlich begrüsst. ChemChina sei bereit, das Sechsundzwanzigfache des letztjährigen Gewinns zu bezahlen. Auch für den Verwaltungsrat und die Geschäftsleitung des Basler Unternehmens sei die gefundene Lösung eine gute, sichere diese doch die operative Eigenständigkeit. Die ZKB erachtet in einem Kommentar die Wahrscheinlichkeit eines erfolgreichen Transaktionsabschlusses als hoch, da es vom Verwaltungsrat unterstützt werde.
Ungewissheit über Erfolgsaussichten der Transaktion
Die aktuelle Zurückhaltung der Anleger, welche sich im weit unter dem Angebot liegenden aktuellen Kurs manifestiert, erklären sich Händler mit der Ungewissheit, ob die Übernahme letztendlich auch vollzogen werden kann. Neben wettbewerbsrechtlichen Hürden vor allem im Schlüsselmarkt USA wird im Berufshandel auch auf den in den letzten Wochen wach gewordenen Widerstand im Aktionariat von Syngenta gegen einen Unternehmensverkauf nach China verwiesen.
«Sell on good news»
Der Broker Baader Helvea schreibt in diesem Zusammenhang zwar, dass er den Glauben an den Deal schon fast verloren habe und deshalb positiv überrascht sei über die heutigen News. Er rät aber zum sofortigen «Sell on good news», da es Risiken in Bezug auf ein erfolgreiches Angebot gebe, welche den Prozess verzögern könnten.
Einerseits sei das politischer Gegenwind aus der Schweiz, andererseits könnte es Gegenangebote geben. Die Wahrscheinlichkeit eines erfolgreichen Angebotes der Konkurrenten Monsanto und BASF sei zwar gering, aber sie könnten versuchen, die Übernahme durch ChemChina zu erschweren. Insgesamt seien die Abwärtsrisiken für die Aktie jedenfalls grösser als die Aufwärtsrisiken.
Immerhin mit einer Wahrscheinlichkeit von 80% rechnet der Experte von Kepler Cheuvreux, dass die Übernahme gelingen wird. Er erhöht das Kursziel für die nur mit «Hold» empfohlenen Aktie auf 450 (330) CHF. Der fundamentale Wert je Aktie wird weiterhin mit 330 CHF beziffert.
Geschäftsentwicklung irrelevant für Aktienkurs
Was die im vierten Quartal erzielte Geschäftsentwicklung anbetrifft, so zeigen sich Analysten zwar leicht enttäuscht, die Relevanz in Bezug auf den Aktienkurs sei allerdings gering. Nicht nur beim Umsatz, auch beim Reingewinn werden die Konsensschätzungen teils klar verfehlt. Auf Stufe Reingewinn sei der Zahlenkranz von einer Vielzahl einmaliger Kosten belastet worden, so heisst es weiter.
Während der Quartalsumsatz in Nordamerika und im Bereich Lawn & Garden höher als gedacht ausgefallen ist, gestaltete sich die Nachfragesituation in allen übrigen Regionen schwächer als erwartet. Beim operativen Gewinn übertraf nur gerade Lawn & Garden die Konsensschätzungen. Insbesondere in der Region Asien/Pazifik wurden die Gewinnerwartungen der Analysten ziemlich klar verfehlt.
Händler berichten von einem schon seit Tagen tobenden Schlagabtausch zwischen Haussiers und Baissiers. Erst am Dienstagnachmittag hätten Spekulationen rund um eine Barofferte durch ChemChina zu einem kleineren Kursfeuerwerk geführt. Diese liege nun auch vor und decke sich mit den in den letzten Wochen gerüchtehalber herumgereichten Konditionen. Allerdings erwarten Beobachter nur eine langsame Annäherung des Aktienkurses an das 480 CHF je Titel schwere Angebot. (awp/mc/pg)