Syngenta-Übernahme durch ChemChina verzögert sich
Basel – Die Übernahme des Agrochemiekonzerns Syngenta durch den chinesischen Staatskonzern ChemChina verzögert sich. Weil die Branche in Bewegung ist, schauen die Aufsichtsbehörden genauer hin. Neu rechnet Syngenta damit, dass sich der regulatorische Prozess bis ins erste Quartal 2017 erstrecken wird. Bisher hatten sich die Parteien noch zuversichtlich gezeigt, dass der im Februar angekündigte Deal bis Ende 2016 unter Dach und Fach ist.
Doch der Mitte September angekündigte Deal zwischen Monsanto und Bayer hat die EU-Kommission aufhorchen lassen: Sie forderte sehr viele zusätzliche Informationen ein, wie Syngenta-CEO Erik Fyrwald im Gespräch mit AWP erklärte. Diese Fragen gingen bis zu Einzelheiten über regionale Märkte und sogar bis zu einzelnen Wirkstoffen. Bereits letzten Dezember hatten die US-Chemiegiganten Dow Chemical und Dupont ihre Fusionspläne öffentlich gemacht.
Der Syngenta-Chef ist sich daher sicher, dass die EU-Kommission den Verkauf an ChemChina nicht im ersten Anlauf durchgehen lassen wird. Eine Phase Zwei der Untersuchungen durch die Behörde würde am 28. Oktober starten und bis zu 90 Tage in Anspruch nehmen. Ein Abschluss der Transaktion bis zum Ende des ersten Quartals 2017 sei daher immer noch möglich, so Fyrwald.
Keine negativen Signale
Zu Wochenbeginn hatte die Meldung die Runde gemacht, ChemChina habe ihrem Fusionsantrag bei den EU-Wettbewerbshütern keine so genannten «remedies» beigefügt. Unternehmen entscheiden sich oft dafür, den Verkauf von Vermögenswerten bereits in Aussicht zu stellen, wenn sie wissen, dass ein Deal wahrscheinlich einer vertieften Kontrolle unterzogen wird. Sorgen um ein Scheitern der Transaktion hatten die Syngenta-Aktien am Montag um 6% nach unten geschickt.
Fyrwald verteidigt das Vorgehen der Chinesen: Der Bayer-Monsanto-Deal sei nur zwei Wochen vor Einreichung des eigenen Antrags kommuniziert worden. Solche Abhilfemassnahmen aufs Geratewohl einzureichen, wäre voreilig gewesen. «Wir haben nichts gegen zusätzliche Massnahmen und werden proaktiv mit den Behörden zusammenarbeiten», betonte Fyrwald.
«Es läuft gut», versicherte der Syngenta-Chef. Man habe bisher keine Anhaltspunkte, dass die Transaktion zu Fall gebracht werden könnte. Einer vertieften Überprüfung durch die EU-Kommission blickt er mit Zuversicht entgegen, habe man doch etwa nur sehr wenige Überlappungen mit der ChemChina-Tochter Adama. «Ich wüsste nicht, mit welchen Bedenken wir zu tun haben sollten.»
Finanzierung gesichert
Mögliche Bedenken um die Finanzierung des 43 Mrd USD schweren Deals trat Finanzchef Mark Patrick entgegen. «Die Finanzierung ist gesichert und unwiderruflich», sagte dieser zu AWP. Mitte Oktober wurden die Marktteilnehmer von der Meldung aufgeschreckt, der Syngenta-Käufer ChemChina stehe selbst in Fusionsverhandlungen mit Sinochem – einem anderen chinesischen Staatsbetrieb. «ChemChina hat uns wiederholt versichert, sie stünden nicht in Fusionsverhandlungen mit Sinochem», betonte CEO Fyrwald.
Zahlen enttäuschen
Die am Dienstag kommunizierten Umsatzzahlen zum dritten Quartal gerieten zum Nebenschauplatz. Die Verkäufe sanken von Juli bis September um 3% auf 2,52 Mrd USD. Bei um 7% geringeren Absatzmengen setzte Syngenta Preiserhöhungen von durchschnittlich 3% durch. In der in der zweiten Jahreshälfte wichtigsten Konzernregion Lateinamerika gingen die Verkäufe um 19% auf 999 Mio zurück. Bereinigt um die Änderung der Verkaufsbedingungen betrug der Rückgang hier 10%.
Mit dem vorgelegten Zahlenset hat Syngenta die Markterwartungen knapp verfehlt.
Der Ausblick auf das laufende Jahr bleibt unverändert: Syngenta erwartet, dass der Umsatz in 2016 zu konstanten Wechselkursen etwas geringer ausfallen und der ausgewiesene Umsatz im mittleren einstelligen Bereich zurückgehen wird. Die EBITDA-Marge werde derweil voraussichtlich auf dem Vorjahresniveau liegen, und es sollte ein Free Cashflow von über 1 Mrd USD resultieren. (awp/mc/upd/pg)