Syngenta erreicht 2014 eigene Wachstumsziele
(Copyright: Syngenta)
Basel – Der Agrochemiekonzern Syngenta hat Ende 2014 einen überraschend kräftigen Schlussspurt hingelegt. Zum Zuwachs trug vor allem das neu angebotene Fungizid Elatus bei – die bislang grösste Produkteinführung in der Firmengeschichte. Der erstarkende Dollar machte aber dem in der US-Währung berichtenden Konzern zu schaffen. Während zudem höhere Restrukturierungskosten den Gewinn schmälerten, winkt den Aktionären eine um 10% auf 11 CHF erhöhte Dividende.
Syngentas Umsatz stieg in der Berichtsperiode um 3% auf 15,13 Mrd USD, in Lokalwährungen (LW) hätte das Plus 5% betragen. Die Absatzmengen nahmen um 2% zu, und die Verkaufspreise waren durchschnittlich 3% höher. Mit Elatus, dem Mittel gegen Pilze und Sporen, setzten die Basler im vierten Quartal in Brasilien mehr als 300 Mio USD um.
Elatus bald im «Milliarden-Club»
Elatus, heute einzig zur Behandlung von Soja zugelassen, ist für den Einsatz bei weiteren Feldfrüchten wie Getreide, Mais oder Reis vorgesehen. Die Umsätze sollten daher in der Spitze auf 1 Mrd USD steigen; zum «Milliarden-Club» der Syngenta-Produkte gehören heute bereits Amistar, Cruiser und Callisto.
«Wir haben unser Wachstumsziel erreicht – trotz gesunkener Agrarpreise, ungünstiger Wetterbedingungen in Nordamerika und einer bewussten Reduktion des margenschwachen Glyphosat-Absatzes», erklärte Syngenta-Chef Mike Mack am Mittwoch vor den Medien.
US-Landwirte setzen vermehrt auf pflegeleichtere Sojabohnen
Da die Preise für die Feldfrüchte auf dem Rückzug sind, setzen in den USA viele Landwirte weniger auf Mais und bauen dafür mehr Sojabohnen an. Diese sind in der Pflege leichter und erfordern den Einsatz von weniger Spritzmitteln. Und aus dem Geschäft mit Glyphosat, dem weltweit populärsten Unkrautvernichtungsmittel, zieht sich Syngenta seit letztem Sommer zu Gunsten einer höheren Marge zurück.
Der Preise für Glyphosat, ein Bestandteil vieler nicht-selektiver Herbizide, bewegt sich seit dem Markteintritt einer Reihe chinesischer Anbieter stark nach unten. Der Patenschutz für das Produkt ist bereits 2000 abgelaufen. Daher konzentriert sich Syngenta schon seit längerer Zeit auf die «Aufwertung» des Basisprodukts mit eigenen Mixturen.
Schwellenländer bestreiten 50 % des Umsatzes
Wachstumstreiber blieben die Schwellenländer: In Lateinamerika und Asien/Pazifik setzte Syngenta in LW jeweils 10% mehr um, in Europa, Afrika und im Mittleren Osten gar 11% mehr. Nur Nordamerika (-7%) litt unter dem schlechten Wetter zum Start der Anbausaison. «Die Schwellenländer bestritten mittlerweile mehr als 50% des Umsatzes», erklärte Mack. Das hat aber seinen Preis: Negative Währungseinflüsse, insbesondere der Sturz des russischen Rubel und der ukrainischen Hrywnja, belasteten die Profitabilität.
In konkreten Zahlen ausgedrückt stieg zwar das Betriebsergebnis auf Stufe EBITDA um 1% auf 2,92 Mrd USD, die entsprechende Marge ging jedoch um 0,4 Prozentpunkte auf 19,3% zurück. Der Reingewinn nahm um 2% auf 1,62 Mrd ab, was höheren Aufwendungen für den Konzernumbau zugeschrieben werden kann. Für Restrukturierung und Abschreiber wandte Syngenta 206 Mio USD auf, 27 Mio mehr als im Vorjahr.
Tiefer Ölpreis hilft ab 2016
Der negative Währungseinfluss bleibt Syngenta auch in 2015 treu: 100 Mio USD an Umsatz werden fehlen, schätzt John Ramsey. Dies Nota bene ohne Russland und die Ukraine, so der Finanzchef. Diese Verluste will der Konzern zu einem «erheblichen» Anteil durch Preiserhöhungen auffangen. Der Umsatz soll zu konstanten Wechselkursen 2015 auf dem Niveau des Vorjahres verharren, ebenso das EBITDA nach Währungseinflüssen.
Ab 2016 sollten dann aber die tieferen Rohstoffpreise positiv einschenken und die kürzliche Aufwertung des Schweizer Franken ausgleichen. Konkret werde der tiefere Ölpreis die Kostenbasis ab kommendem Jahr um rund 150 Mio USD entlasten. Da der Umsatz und die Margen zunehmend von Produktneueinführungen und Einsparungen profitieren sollen, bestätigt Syngenta das EBITDA-Margenziel von 24 bis 26% im Jahr 2018.
Die Börse reagiert mit einem Kursplus von 3,9% für die Syngenta-Aktie, da die Erwartungen der Analysten aber auf der ganzen Linie übertroffen wurden. Auch die leicht höhere Dividende sorge für Kauflaune, hiess es im Handel. Zum Vergleich: Der Swiss Market Index stieg um 1,85%. (awp/mc/pg)