Syngenta-VRP: Alleingang kaum mehr möglich
Syngenta-VRP Michel Demaré. (Foto: Syngenta)
Zürich / Basel – Der Basler Agrochemie-Konzern Syngenta sieht kaum mehr Möglichkeiten für einen Alleingang. «Anfang Jahr noch war dies für Syngenta vorstellbar. Doch seither hat sich die Dynamik in der Branche verändert», sagte VR-Präsident Michel Demaré der «Finanz und Wirtschaft» (online). Entsprechend dem, was die Aktionäre in Bezug auf die nächsten zwölf Monate erwarten würden, sei ein Alleingang jedenfalls «kaum möglich».
«Wir könnten die kurzfristigen Erwartungen nicht erfüllen», so Demaré. Zudem: «Unsere Industrie steckt in einer Konsolidierung. Wenn sich unsere Konkurrenten zusammenschliessen und wir aussen vor bleiben, dann steigt der Druck auf uns.» Daher müsse Syngenta alle Optionen prüfen. In diesem Zusammenhang bestätigt er auch, dass der Konzern mit ChemChina und Monsanto im Gespräch ist, «aber nicht nur mit diesen zwei».
ChemChina mit «signifikantem» Potenzial
Als Optionen sieht Demaré derzeit drei Varianten: Erstens könnte man eine Übernahme machen, allerdings bestünden da nur noch wenige Möglichkeiten. Zweitens könnte Syngenta mit einem Konkurrenten fusionieren, oder drittens «wir könnten uns verkaufen». «Der Verwaltungsrat sondiert diese drei Möglichkeiten und versucht die beste Kombination herauszufinden, die kurzfristig Wert schafft, langfristig gute Perspektiven bietet und die zudem im besten Interesse unserer Mitarbeiter, unserer Kunden und unseres Umfeldes ist», so Demaré weiter gegenüber dem Blatt.
Eine konkrete Kaufofferte für Syngenta liegt ihm zufolge «derzeit nicht auf dem Tisch». Aber: «wir sind in recht fortgeschrittenen, formellen und intensiven Verhandlungen. Die Dinge bewegen sich, es kann jederzeit etwas passieren.»
Die chinesische ChemChina ist für Demaré offenbar durchaus eine Möglichkeit. Unter der Annahme, dass dies eine der Optionen sei, gebe es schon «recht signifikantes Potenzial», meinte er. China brauche Ernährungssicherheit und Technologie, um die Bevölkerung mit Nahrung zu versorgen. Es müsse international investieren und dazu strategische Partner finden. «China ist ernsthafter Partner und muss in eine Evaluation einbezogen werden», sagte Demaré. Die Chinesen hätten einige grössere Akquisitionen im Westen durchgeführt, meistens mit Erfolg, wie die Beispiele Volvo und Lenovo zeigten. Jedenfalls betrachte man ChemChina «mit gleicher Seriosität» wie Monsanto, Bayer oder BASF.
«Kann Monate dauern»
Zum Thema Übernamepreis bzw. auf die Frage, ob ein Preis von 470 CHF pro Aktie – wie zuletzt im Gespräch – angemessen wäre, meinte er: «Ein Offertpreis muss an einem Kurs unserer Aktie ohne latente Übernahmefantasie gemessen werden. Und ich glaube, ein solcher Preis wäre näher an unseren Vorstellungen dran.» Und zu einem möglichen Zeitpunkt sagt der VR-Präsident: «Zuerst müssen wir uns über den Wert und die Prinzipien des Deals einigen. Das sollte in einigen Wochen möglich sein. Danach müssen wir uns über die Details einigen. Das kann Monate dauern.»
«2016 wird erneut schwierig»
Auf die Frage, was er 2016 geschäftsmässig erwarte, sagte Demaré: «Das nächste Jahr wird erneut schwierig, weil die Rohwarenpreise niedrig sind und die Bauern wenig investieren.» Die Margenziele 2018 seien aber weiter gültig. «Wir arbeiten hart an unserem Sparprogramm. Wir werden im laufenden Jahr eine Margenverbesserung zeigen können, vielleicht als Einzige in der Branche», meinte der Syngenta-Präsident.
Ausserdem laufe die Suche nach einem neuen CEO weiter. «Wir arbeiten mit einem Headhunter zusammen. Derweil leistet John Ramsay sehr gute Arbeit als Interims-CEO. Deshalb braucht es keine Eile, einen neuen CEO zu finden.» (awp/mc/upd/ps)