Tally Weijl erhält Corona-Kredite – Abbau von 800 Stellen droht

Basel – Die Zukunft der Modekette Tally Weijl ist vorerst gesichert. Das sich im Umbau befindende Unternehmen erhält das für den Weiterbetrieb dringend benötigte Geld. Dem Umbau fallen allerdings eine Reihe von Filialen sowie bis zu 800 Stellen zum Opfer.

Die auf Mode für junge Frauen ausgerichtete Modekette ist während des Corona-Lockdowns und mitten im Umbau in einen finanziellen Engpass geschlittert. Während Wochen blieben die europaweit rund 800 Filialen, darunter 81 in der Schweiz, geschlossen. Die Firma stand vor dem Aus. Doch nun scheint das Unternehmen gerettet. Laut Mitteilung vom Montag erhält Tally Weijl die bei Banken beantragten Covid-19-Kredite zugesprochen sowie frisches Kapital von Investoren.

Investoren und Banken schiessen Millionen ein
Die Eigenkapitaldecke werde mit insgesamt 27 Millionen Franken gestärkt, schreibt Tally Weijl. Rund 17 Millionen davon fliessen der Firma von Seiten neuer Investoren zu. Bei den restlichen 10 Millionen gehe es um die Umwandlung von Darlehen in Aktien.

Zudem kann Tally Weijl auf die beantragten Corona-Kredite im Umfang von 24,7 Millionen Franken zählen. Dem Kreditzuschlag seien zähe aber auch gleichzeitig konstruktive Verhandlungen vorangegangen, heisst es dazu. Bei diesen Krediten bürgt der Bund bis zu einem Anteil von 85 Prozent, das Restrisiko tragen die Banken.

«Mit der Kapitalerhöhung schaffen wir die Voraussetzungen dafür, unseren 2018 mit einer grundlegenden Neupositionierung begonnenen Wandel in ein modernes eTailer-Unternehmen mit Online-Kompetenz erfolgreich zu Ende führen zu können», wird Beat Grüring, Mitbegründer und CEO von Tally Weijl in der Mitteilung zitiert.

Hunderte Filialen und Stellen gehen verloren
Die Einschnitte dieses Umbaus sind aber tiefgreifend. Laut Grüring sollen rund 200 der insgesamt über 800 Geschäft geschlossen werden. Aus Bulgarien zieht sich das Unternehmen ganz zurück, in Kroatien und Serbien würden die Stores an Franchisenehmer abgetreten. In wichtigen Märkten wie Italien, Frankreich oder Deutschland werden Schliessungen geprüft.

Auch in der Schweiz werden Filialen verschwinden. Stand heute rechnet man bei Tally Weijl mit der Schliessung von 5 bis 10 der insgesamt 81 Läden. Das Ziel sei es, nur jene Geschäfte weiter zu betreiben, die zur neuen Strategie passten und wo man sich mit den Eigentümern auf faire Mietkonditionen einigen könne.

Die Filialschliessungen haben auch den Abbau vieler Stellen zur Folge. Insgesamt werde mit einem Verlust von 600 bis 800 der gruppenweit rund 2’700 Arbeitsplätze gerechnet, sagte ein Firmensprecher auf Anfrage der Nachrichtenagentur AWP. Wieviele Stellen in der Schweiz vom Abbau betroffen sind, ist noch unklar. Hierzulande beschäftigt Tally Weijl in ihren Boutiquen und am Basler Hauptsitz derzeit 635 Angestellte. (awp/mc/pg)

Tally Weijl
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