Christoph Tonini, CEO Tamedia. (Bild: Tamedia)
Zürich – Die Mediengruppe Tamedia hat sich im vergangenen Jahr in einem anspruchsvollen Umfeld mit rückläufigen Werbeerlösen und beschleunigtem Strukturwandel wacker geschlagen. Wie nicht anderes erwartet, haben sich alle wichtigen Konzernkennzahlen rückläufig entwickelt, die erreichte Profitabilität liegt aber deutlich über den Prognosen der Analysten. Mit Blick nach vorne gibt sich Tamedia wie gewohnt wenig konkret.
Der Umsatz der Gruppe ging im Berichtsjahr um 5,8% auf 1,05 Mrd CHF zurück. Der EBIT nahm um 21% auf 143,0 Mio CHF ab, die entsprechende Marge beträgt 13,6% nach 16,2% im Vorjahr und liegt damit knapp unter der angestrebten Zielmarke von 15%. Das Konzernergebnis schliesslich verminderte sich um 15% auf 152,0 Mio CHF. Darin enthalten ist ein Ergebnisbeitrag der nicht weitergeführten Bereiche – hauptsächlich TV und Radio – von 14,3 Mio. Mit den vorgelegten Zahlen hat das Medienhaus die Markt-Erwartungen insbesondere bezüglich der erreichten Profitabilität deutlich übertroffen.
Tiefere Dividende vorgeschlagen
Die Aktionäre sollen eine auf 4,50 CHF gesenkte Dividende erhalten, wie Tamedia am Donnerstag mitteilte. Im Vorjahr waren noch 5,75 CHF ausgeschüttet worden. Wie bereits zu früherem Zeitpunkt bekannt gegeben, wird der Generalversammlung die Zuwahl des langjährigen Konzernchef Martin Kall sowie von Claudia Coninx-Kaczynski aus der Verlegerfamilie in den Verwaltungsrat vorgeschlagen.
«Tamedia hat im vergangenen Jahr das Digitalgeschäft weiter ausgebaut und einen konsequenten nächsten Schritt ins Ausland unternommen, ohne dabei das Kerngeschäft mit Zeitungen und Zeitschriften in der Schweiz aus den Augen zu verlieren,» wird der neue Konzernchef Christoph Tonini im Geschäftsbericht zitiert. Ergebnis dieser Strategie sei ein solides Ergebnis in einem anspruchsvollen Marktumfeld sowie intakte Wachstumschancen für die Zukunft, so Tonini weiter.
Print regional und national weiterhin hoch profitabel
Im grössten Segment Print Regional nahm der Umsatz gegenüber Dritten als Folge rückläufiger Print-Werbeeinnahmen um knapp 9% auf 484,3 Mio ab. Dank der Neuausrichtung verschiedener Medienangebote und Effizienzsteigerungsmassnahmen verminderte sich der EBITDA nur um knapp 4% auf 94,5 Mio, die Marge verbesserte sich gar auf 17,3% von 15,9% im Vorjahr. Einen wichtigen Beitrag dazu leisteten die in diesem Segment angesiedelten Druckzentren der Gruppe, welche ihre Auslastung dank der Akquisition von bedeutenden Drittaufträgen kontinuierlich verbessern.
Das Segment Print National verzeichnete einen Umsatzrückgang von 6% auf 420,3 Mio. Die Gründe liegen auch hier im insgesamt rückläufige Print-Werbemarkt, wovon insbesondere Finanztitel hart getroffen wurden. Der EBITDA verminderte sich um 15% auf 97,1 Mio, die Marge beträgt 23,1% nach 25,5% im Vorjahr.
Im Ergebnis des Geschäftsfeldes Digital schlugen die enttäuschende Entwicklung im Display-Werbemarkt sowie die zunehmende Verlagerung hin zu mobiler Nutzung der Angebote zu Buche. Trotz erstmaliger Berücksichtigung der neu übernommenen Stellenplattform jobs.ch sowie des Online-Shopping-Clubs FashionFriends ab Oktober 2012 nahm der Umsatz nur um gut 7% auf 147,8 Mio zu. Der EBITDA verminderte sich um 53% auf 11,7 Mio, die Marge beträgt damit noch 7,9%. Der Vergleich mit dem Vorjahr ist indes zu relativieren, wurden die Zahlen 2011 doch um den Neubewertungserfolg bei homegate.ch nach oben angepasst. Dank der neuen Digitalmarken, welche im laufenden Jahr vollumfänglich konsolidiert werden, erachtet das Management für den Bereich Digital ab 2013 bzw. 2014 eine EBIDTA-Marge von 18% als realistisch.
Vager Ausblick
Mit Blick auf das laufende Jahr macht Tamedia wie gewohnt wenig konkrete Angaben. Gemäss den Präsentationsunterlagen zur heutigen Medienorientierung will sich der Konzern weg vom Reichweiten- und hin zu stärkerem Gewinnwachstum entwickeln. Konkret soll im Bereich Print Regional das hohes Ergebnisniveau gehalten werden, während im Bereich Print National weitere Effizienzsteigerungsmassnahmen notwendig seien.
Tamedia führt Bezahlmodelle für alle Regional- und Sonntagszeitungen ein
Tamedia will ihre Inhalte bekanntlich auch in der digitalen Welt kostenpflichtig vermarkten. Im Rahmen der (heutigen) Bilanzpräsentation 2012 werden die entsprechenden Pläne nun weiter konkretisiert. So sollen bei allen Regional- und Sonntagszeitungen künftig Bezahlmodelle zum Einsatz kommen.
Vorreiter spielt dabei der Tages-Anzeiger – hier soll die Paywall bereits im vierten Quartal des laufenden Jahres hochgezogen werden. Nach den ersten Erfahrungen beim Flaggschiff sollen die weiteren Titel dann ab dem zweiten Quartal 2014 folgen. Welches Bezahlmodell im Einzelfall zum Einsatz kommt, werde für jedes Medium einzeln geprüft, ist den Präsentationsunterlagen zu entnehmen.
Die Bezahlmodelle sollen über alle digitalen Kanäle hinweg konsequent eingesetzt werden, so dass keine ungewollten Schlupflöcher offen bleiben. Alle Tamedia-Newsplattformen werden dabei auf der gleichen technischen Lösung aufbauen. Die Vermarktung der Newsplattformen der Regionalzeitungen im Online-Werbemarkt werde auch in Zukunft durch das Newsnet sichergestellt, so Tamedia weiter. (awp/mc/ps)