Tamedia dank Sondereffekten mit Rekordgewinn

Christoph Tonini

Tamedia-CEO Christoph Tonini. (Foto: Tamedia)

Tamedia-CEO Christoph Tonini. (Foto: Tamedia)

Zürich – Die Mediengruppe Tamedia hat im vergangenen Geschäftsjahr 2015 das schwierige Umfeld für Printwerbung erneut zu spüren bekommen. Die forcierten Digitalaktivitäten vermochten den Umsatzrückgang im traditionellen Kerngeschäft nicht vollumfänglich zu kompensieren. Der Gewinn verdoppelte sich dank der Neubewertung der Beteiligung an search.ch.

Der Umsatz der diversifizierten Mediengruppe nahm als Folge der konjunkturellen Abkühlung sowie des fortschreitenden Strukturwandels in der Berichtsperiode um 4,5% auf 1,1 Mrd CHF ab. Der EBITDA konnte trotz gesunkenem Umsatz dank einem überproportionalen Rückgang des Betriebsaufwands leicht um 1,2% auf 243 Mio gesteigert werden. Demgegenüber verringerte sich der EBIT markant um 23% auf knapp 131 Mio und die entsprechende Marge ging auf 12,3% nach 15,3% im Vorjahr zurück.

Goodwill-Abschreiber belastet EBIT
Als Grund für den starken EBIT-Rückgang nennt Tamedia in einer Mitteilung vom Dienstag Wertminderungen auf Goodwill in der Höhe von 40,3 Mio. Der Wertminderungsbedarf habe sich mehrheitlich aus der 2015 schlechter als erwartet ausgefallenen Entwicklung in den Geschäftsfeldern Publizistik Regional und National und bei einzelnen Digitalgesellschaften sowie den in der Folge angepassten Wachstumsprognosen ergeben.

Der Gewinn schliesslich hat sich auf 334 Mio CHF mehr als verdoppelt. Die starke Zunahme ist dabei insbesondere auf die Neubewertung der Beteiligung an search.ch zurückzuführen. Diese führte zu einem Aufwertungsgewinn von 210,2 Mio. Unter Ausklammerung aller Sondereffekte hätte der Gewinn 119 Mio betragen und wäre damit unter dem Vorjahr gelegen.

Unveränderte Dividende
Die Aktionären sollen am Ergebnis mit einer unveränderten Dividende von 4,50 CHF partizipieren.

Die vorgelegten Zahlen liegen bezüglich Umsatz und insbesondere EBIT unter den Markterwartungen. Allerdings dürften die Analysten in ihren Schätzungen den Goodwill-Abschreiber nicht vorhergesehen haben.

«Unsere Mediengruppe hat das Jahr 2015 mit dem besten Ergebnis seit der Gründung 1893 abgeschlossen», schreibt CEO Christoph Tonini im Geschäftsbericht. Das erfreuliche Ergebnis setze sich aus einem guten operativen und einem herausragenden Finanzergebnis zusammen.

EBITDA-Anteil Digitalaktivitäten dürfte 2016 auf 50% steigen
Wachstumstreiber waren in der Berichtsperiode die weiterhin stark forcierten Digitalaktivitäten. Der Umsatz des Bereiches erhöhte sich um knapp 5% auf 221 Mio, der EBITDA verbesserte sich um 13% auf 70,4 Mio. Die Entwicklung des Geschäftsfeldes Digital sei wesentlich durch die umsatz- und kostenmässige Dekonsolidierung von search.ch per 9. Juli 2015, die Erstkonsolidierung der Ricardo-Gruppe per 8. September 2015 sowie die erstmalige Berücksichtigung von Doodle, home.ch und trendsales.dk während einer ganzen Berichtsperiode geprägt worden.

Auf Pro-forma Basis gerechnet erziele Tamedia nun bereits 28% des Umsatzes und 39% des EBITDA mit kommerziellen und publizistischen Digitalangeboten. Tamedia gibt sich ausgehend von dieser Basis zuversichtlich, das strategische Ziel, 50% des EBITDA-Ergebnisses mit digitalen Angeboten zu erzielen, bereits 2016 zu erreichen. Dazu beitragen werden nicht zuletzt die ganzjährige Konsolidierung der Ricardo-Gruppe sowie die Beteiligung an der Swisscom Directories AG, in welcher local.ch und search.ch zusammengeführt wurden und an der Tamedia eine Minderheitsbeteiligung von 31% hält.

Rückgang Printwerbung belastet Publizistikbereiche
Die beiden publizistischen Geschäftsbereiche von Tamedia leiden weiter unter den schwierigen Rahmenbedingungen im Printwerbemarkt. Der Rückgang der Anzeigen in den klassischen gedruckten Medien hat sich 2015 nochmals beschleunigt. Gemäss Tamedia haben die entsprechenden Nettowerbeumsätze insgesamt um 9% abgenommen, nach einem Minus von 4% im Vorjahr. Besonders stark betroffen sind die auflagenstarken Tageszeitungen. Zugelegt hat dagegen auch 2015 erneut die Onlinewerbung. Tamedia beziffert das Plus im relevanten Gesamtmarkt auf 19%.

Der Bereich Publizistik Regional, in dem die regionalen Tagesmedien sowie die Druckzentren zusammengefasst sind, verzeichnete ein Umsatzminus von 7,2% auf 520 Mio. Der Bereichs-EBITDA verminderte sich um 21% auf 82 Mio.

Publizistik National mit den überregionalen Zeitungen und Zeitschriften setzte 376 Mio um und damit knapp 7% weniger als im Vorjahr. Der EBITDA nahm um 12% auf 72,5 Mio ab.

Markant höhere Entschädigung für den CEO
Der hohe Jahresgewinn 2015 schlägt sich in der Entschädigung von Gruppenchef Christoph Tonini nieder. Er erhielt insgesamt 6,1 Mio, was gegenüber dem Vorjahr einer Verdoppelung seiner Entlohnung entspricht. Tonini gehört damit innerhalb der SPI-Unternehmen zu den bestbezahlten Konzernchefs. (awp/mc/ps)

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