Tamedia-CEO Christoph Tonini. (Foto: Tamedia)
Zürich – Das Medienhaus Tamedia hat im ersten Semester des laufenden Jahres etwas weniger umgesetzt und operativ weniger verdient. Der Gewinn ist dank Einmalfaktoren dagegen deutlich angestiegen. Insgesamt erreichte Tamedia in der Berichtsperiode einen Umsatz von 530,7 Mio CHF, was einem Minus von 3,8% entspricht. Die rückläufigen Umsätze begründet die Gruppe mit der Abkühlung der Wirtschaft sowie dem fortschreitenden Strukturwandel im klassischen Mediengeschäft.
Der Betriebsgewinn auf Stufe EBIT nahm um 5,2% auf 72,4 Mio ab, die entsprechende Marge verschlechterte sich damit auf 13,6% nach 13,9% im Vorjahr, wobei die Vorjahreswerte angepasst wurde. Der Reingewinn schliesslich erhöhte sich deutlich um 21% auf 71,6 Mio. Hier wirkten sich insbesondere der Verkauf der Beteiligungen an der LS Distribution Suisse SA (Naville) sowie der Aktiengesellschaft des Winterthurer Stadtanzeigers positiv aus, wie die Gruppe am Donnerstag in einer Mitteilung schreibt.
Mit den ausgewiesen Zahlen hat Tamedia die Erwartungen der Analysten bezüglich Umsatz nicht erreicht, bezüglich Betriebsgewinn dagegen in etwa getroffen. Die ZKB bzw. HelveaBaader hatten einen Umsatz von 555 Mio bzw. 549 Mio und einen EBIT von 70,6 Mio bzw. 74,1 Mio prognostiziert.
Wachstumstreiber Digitalgeschäft
Wichtigster Wachstumsbereich von Tamedia bleibt das Digitalgeschäft. Im neu gegliederten Segment Digital nahmen die Erlöse um 8,9% auf 107,8 Mio CHF zu, der EBITDA verbesserte sich auf 34,3 Mio von 28,7 Mio, was einer Marge von 31,8% entspricht. Treiber der positiven Entwicklung seien das organische Wachstum der Plattformen sowie die erstmalige Berücksichtigung von Trendsales und Doodle, so die Mitteilung weiter.
Der Umsatz im Geschäftsfeldes Publizistik Regional (neu inkl. publizistische Digitalangebote) nahm um 7,3% auf 262,9 Mio ab. Der Abschwung der Schweizer Wirtschaft habe zu einer deutlichen Abnahme der Werbeinvestitionen geführt. Der EBITDA des Bereichs verminderte sich auf 42,3 Mio nach 47,1 Mio, was einer Marge von 16,1 % entspricht.
Im Geschäftsfeld Publizistik National schliesslich sank der Umsatz um 5,8% auf 186,6 Mio CHF. Der EBITDA sank leicht auf 36,3 Mio, die Marge beträgt damit stabil 19,5%.
Wie gewohnt, gibt Tamedia keine quantitative Guidance. Die Gruppe rechnet auch im zweiten Halbjahr mit einem weiterhin rückläufigen Marktumfeld für Print-Werbung. Die laufenden Effizienzsteigerungsmassnahmen würden auch im zweiten Semester weitergeführt.
serach.ch-Anteile werden neubewertet
Im Rahmen der Einbringung von search.ch in das neue Verzeichnis-Joint-Venture mit Swisscom werden die Anteile an serach.ch einer Neubewertung unterzogen. Diese Neubewertung werde im zweiten Halbjahr zu einem Aufwertungsgewinn von voraussichtlich 203 Mio CHF im Finanzergebnis von führen. Der Ergebnisbeitrag von local.ch und search.ch wird ab dem 1. Juli 2015 als Ergebnisanteil an assoziierten Gesellschaften im Geschäftsfeld Digital ausgewiesen, kündigt die Gruppe weiter an.
Spätestens ab 2017 fasst Tamedia die derzeit dezentral bei den einzelnen Bereichen angesiedelten Verkaufsteams in einem zentralen Werbemarkt zusammen. Ziel der Zusammenführung sei es, agiler und umfassender auf Veränderungen der Kundenwünsche zu reagieren und den Kunden die Buchung von Angeboten zu erleichtern. Die Leitung des neuen Unternehmensbereiches Werbung & Pendlermedien werde per 1. Januar 2017 Marcel Kohler übernehmen. Er hat damit weiterhin auch die Gesamtleitung von 20 Minuten, l’essentiel, MX Metroxpress und News:express inne. Serge Reymond, bisher Leiter der Unternehmensbereiche Tamedia Publications Romandes sowie Medien Deutschschweiz, wird per 1. Januar 2017 Leiter des neuen Bereiches Bezahlmedien.
Die heutigen Bereiche Tamedia Publications Romandes, Medien Deutschschweiz, Regionalmedien Deutschschweiz sowie 20 Minuten würden auf Anfang 2017 durch die neue Struktur abgelöst. Die Unternehmensbereiche Digital unter der Leitung von Christoph Brand, Finanzen und Personal unter der Leitung von Sandro Macciacchini sowie Verlagsservices unter der Leitung von Andreas Schaffner bleiben unverändert. (awp/mc/ps)