Tamedia spart in der Westschweiz 24 Journalisten ein

Tamedia spart in der Westschweiz 24 Journalisten ein
(Foto: Tamedia)

Lausanne – Das Zürcher Verlagshaus Tamedia setzt bei den beiden Zeitungstiteln in der Westschweiz den Sparhebel an. 24 Journalistinnen und Journalisten werden entlassen, 16 bei «24 Heures» und acht bei der «Tribune de Genève». Grund dafür ist der Rückgang bei den Anzeigen.

«24 Heures» und die «Tribune de Genève» (TdG) erlitten 2016 bei den Anzeigen einen Rückgang von 14 Prozent verglichen mit 2015. Seit Anfang 2016 habe sich der Einnahmenrückgang noch beschleunigt, teilte Tamedia am Dienstag mit.

Darum sehe sich das Verlagshaus gezwungen, die Zahl der Einsparungen bei den beiden Titeln zu erhöhen. Zudem sind Umstrukturierung geplant, die sofort angepackt werden müssten.

Wandel der Lesegewohnheiten
Die beiden Chefredaktoren, Thierry Meyer von «24 Heures» und Pierre Ruetschi von der TdG, begründeten die Reorganisation und die engere Zusammenarbeit im digitalen Bereich auch mit einem Wandel bei den Lesegewohnheiten. Es sei bedauerlich, dass es zu Entlassungen komme, doch kämen die Zeitungen angesichts der strukturellen Umwälzungen in der Medienbranche nicht darum herum, sich anzupassen.

Kompakter unter der Woche
Ab dem ersten Quartal 2017 wollen die beiden Kopfblätter in den Rubriken Schweiz, International, Wirtschaft, Kultur und Sport vermehrt zusammenarbeiten und somit Ressourcen einsparen. In den Ressorts Lokales und Regionales hingegen sollen die Inhalte mit mehr Recherchen und Analysen aufgewertet und gefestigt werden.

Entsprechend den geänderten Lesegewohnheiten werden die Printausgaben unter der Woche kompakter ausfallen, während die Samstagsausgabe mehr Stoff zum Lesen bieten wird. Der Information über die Online-Plattformen soll generell ein noch stärkeres Augenmerk gelten. Ziel von Tamedia sei es, die journalistische Qualität zu erhalten und den Fortbestand der beiden Titel sicherzustellen.

Tamedia bietet den betroffenen Mitarbeitenden Unterstützung in Form von Begleitmassnahmen an. Der Medienverantwortliche von Tamedia Romandie, Patrick Matthey, wollte auf Anfrage aber nicht in die Details gehen. Die betroffenen Personen würden in den nächsten Wochen benachrichtigt. Laut dem Zürcher Hauptsitz sind in Genf und Lausanne insgesamt 24 Personen betroffen, dies bei über 900 Angestellten, die Tamedia in der Westschweiz beschäftigt.

Mitarbeitende geschockt
Die Mitarbeitenden von «24 heures» und TdG zeigten sich bestürzt und geschockt über den «massiven» Stellenabbau auf ihren Redaktionen. In Genf versammelten sich am Mittag etwa 200 Personen zu einer Protestkundgebung, in Lausanne waren es rund 150 Teilnehmende.

Die Restrukturierung gefährde die Lebensfähigkeit der regionalen Presse und die Vielfalt der Medienlandschaft in der Romandie, warnten auch die Journalistengewerkschaften sowie Persönlichkeiten aus Politik, Kultur und Sport, die sich mit den Betroffenen solidarisierten. Auch die Kantonsregierungen von Genf und Lausanne, mehrere Waadtländer Städte sowie Parlamentarierinnen und Parlamentarier unterzeichneten einen Appell an Tamedia, die angekündigten Sparmassnahmen auszusetzen.

Auf Entlassungen verzichten
Tamedia wurde eingeladen, in Verhandlungen mit den Redaktionskommissionen zu treten. Der Verband der Schweizer Journalistinnen und Journalisten Impressum und die Gewerkschaft Syndicom forderten Tamedia auf, auf Entlassungen und Budgetkürzungen zu verzichten.

Sie erinnerten daran, dass Tamedia im Geschäftsjahr 2015 einen Gewinn von 334 Mio CHF gemacht und den Konzernchef Christoph Tonini mit 6,1 Mio CHF entlöhnt habe. Die angekündigten Sparvorhaben auf dem Rücken zweier wichtiger Redaktionen der Romandie seien unnötig und schaden der gesamten Gruppe.

Nach Lesart der Gewerkschaften und Redaktionskommissionen sind insgesamt sogar 31 Journalistinnen und Journalisten von den Umstrukturierungen betroffen: 16 Medienschaffende werden bei «24 Heures» und acht bei der «Tribune de Genève» entlassen. Hinzu kämen zwei natürliche Abgänge und eine Pensionierung bei «24 Heures» und vier Pensionierungen bei der «Tribunde de Genève». (awp/mc/pg)

Tamedia

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