Zürich – Bei der Mediengruppe Tamedia haben im vergangenen Jahr die digitalen Aktivitäten weiter an Bedeutung gewonnen. Im angestammten publizistischen Kerngeschäft mit gedruckten Zeitungen und Zeitschriften setzt sich der Niedergang dagegen ungebremst fort. Die Gewinnzahlen haben nicht zuletzt dank Sondereffekten markant zugelegt.
Der Gesamtumsatz von Tamedia verminderte sich 2017 als Folge des immer schwieriger werdenden Printwerbemarktes um 3% auf 974,2 Mio CHF. So seien die Print-Werbeumsätze im Vorjahresvergleich um 35 Mio CHF zurückgegangen, schreibt Tamedia am Dienstag in einer Mitteilung. Der Umsatzanteil der digitalen Angebote erhöhte sich auf 37,5% von 31% im Vorjahr.
Der ausgewiesene EBIT nahm um 59,3% auf 180,7 Mio CHF zu, die EBIT-Marge betrug damit 18,6% nach 11,3% im Vorjahr. Der Anstieg ist, wie schon zum Halbjahr kommuniziert, grösstenteils auf buchhalterische Sondereffekte zurückführen. Dazu gehören ein versicherungsmathematisch tieferer Vorsorgeaufwand (Effekt 28 Mio) sowie geringere Abschreibungen auf die Druckzentren (rund 7 Mio). Anders als im Vorjahr wurden zudem auf Goodwill keine Wertminderungen berücksichtigt.
Unter dem Strich verblieb ein um 39,1% höherer Reingewinn von 170,2 Mio. Den Aktionären von Tamedia stehen davon 146,9 Mio zu. Der verhältnismässig geringere Anstieg begründet sich mit einem positiven Sondereffekt im Vorjahr aus dem Verkauf bzw. der Neubewertung von Moneypark in Höhe von 25 Mio.
Auch unter Ausklammerung der Sondereffekte liegen sowohl EBIT und Reingewinn über dem Vorjahr, so die Mitteilung weiter.
Für die Aktionäre schlägt der Verwaltungsrat eine unveränderte Dividende von 4,50 CHF vor.
Mit Classifieds wird viel Geld verdient
Weiterhin äusserst profitabel arbeiteten auch 2017 die verschiedenen Classifieds-Plattformen (Jobclouds, Homegate, Immostreet) von Tamedia. Sie erwirtschafteten aus einem Umsatz von rund 150 Mio eine EBITDA-Marge von 55%. Kein Geld wurde dagegen erneut mit den Marktplätzen verdient. Tamedia begründet dies vor allem mit Investitionen in Tutti.ch und Trendsales. Insgesamt steigerte das Segment Marktplätze und Beteiligungen den Umsatz um 3% auf knapp 236 Mio und den EBITDA um 7,6% auf knapp 92 Mio.
Rundum-Angebot für Werbekunden
In den beiden publizistisch ausgerichteten Geschäftsbereichen litten vor allem die Bezahlmedien stark unter dem strukturellen Rückgang der Werbeeinnahmen. Auch die Pendlerzeitungen verspürten den Printwerberückgang, sie konnten diesen jedoch durch steigende Werbeeinnahmen im Digitalbereich überkompensieren.
Künftig will Tamedia den Werbekunden nicht zuletzt dank der jüngsten Zukäufe von Goldbach und Neo Advertising ein 360-Grad Rundum-Angebot aus einer Hand bieten. Im Geschäftsjahr 2017 seien dafür die Weichen gestellt worden, erklärt CEO Christoph Tonini. «Dank den Investitionen können wir heute bezüglich Reichweite in der Schweiz mit den internationalen Wettbewerbern mithalten. Darauf wollen wir aufbauen und unseren Werbekunden in Zukunft ein 360-Grad-Angebot bieten», so der Konzernchef.
Free-Float künftig leicht höher
Zu einer gewissen Veränderung kommt es im Aktionariat. Ein Mitglied der Gründerfamilie sei daran, im Rahmen seiner Nachlassplanung rund 2% der Aktien zu veräussern. Dadurch wird der Anteil der frei handelbaren Aktien auf 30,2% von 28,2% zunehmen. Auf der anderen Seite wird das Bekenntnis der Gründerfamilie zum Unternehmen durch die Aufnahme eines weiteren Vertreters der fünften Generation in den Aktionärsbindungsvertrag gestärkt.
An der kommenden Generalversammlung wird Iwan Rickenbacher aus dem Verwaltungsrat ausscheiden. Zur Zuwahl wird Sverre Munck vorgeschlagen. Der 1953 geborene Norweger ist seit Oktober 2013 Mitglied des Beirats für Medientechnologie und Innovation. (awp/mc/ps)