Bern – Zwei Jahre nach Ausbruch der Corona-Pandemie zieht die Task Force Wissenschaft Covid-19, die Ende März aufgelöst wird, ein erstes Fazit. Die Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Politik habe sich etabliert, schreibt die Task Force in ihrem Schlussbericht.
Nach einem holprigen Start hätten die verschiedenen Gremien eng und konstruktiv zusammengearbeitet. Die Wissenschaft habe inner- und ausserhalb der Task Force unter Hochdruck das Coronavirus erforscht. Sie habe zu einem schnellen und effizienten Austausch beigetragen – national wie auch international.
Zentral sei für die Arbeit der Task Force gewesen, die Vor- und Nachteile von Strategien zur Bewältigung der Pandemie zu evaluieren. Dazu habe etwa gehört, die Risiken für Gesundheit, Wirtschaft und Gesellschaft bei hoher Viruszirkulation einzuschätzen und die Öffentlichkeit vom Nutzen der Impfungen und Masken zu überzeugen.
Breite Expertise hat sich bewährt
Die Task Force habe verglichen mit den Nachbarländern bewusst ein breites Spektrum an Expertise angestrebt. Damit habe sie dem Umstand Rechnung getragen, dass die Corona-Pandemie nicht nur ein schwere Gesundheitskrise darstelle, sondern alle Bereiche des Lebens betreffe. Die interdisziplinäre Ausrichtung habe sich bewährt.
Für ein wissenschaftliches Beratungsgremium in einer Krisenlage sei ein klares Rollenverständnis zentral, heisst es in dem auf Twitter veröffentlichten Bericht weiter. Wichtig sei die klare Trennung zwischen dem politischen Entscheidungsprozess und den wissenschaftlichen Erkenntnissen gewesen.
«Die Wissenschaft berät, die Politik entscheidet». Zuweilen sei es jedoch schwierig gewesen, eine wissenschaftliche Bewertung von Massnahmen differenziert darzulegen, ohne die eigene politische Meinung zu vertreten. Das sei vor allem dann der Fall gewesen, wenn die Öffentlichkeit eine eindeutige Positionierung erwartet habe.
Mit Rahmenstruktur in die Zukunft
Mit Blick nach vorn schlägt die Task Force eine nationale Rahmenstruktur für die Zusammenarbeit von Wissenschaft und Politik vor. Beziehungen, Vertrauen und Legitimation sowie der Daten- und Informationsaustausch seien so vom ersten Tag einer Krise an gewährleistet. Die Rahmenstruktur sollte bereits in krisenfreien Zeiten aufgebaut werden.
Es gelte ferner, die wissenschaftliche Expertise für alle Bundesdepartemente bereit zu stellen, anstatt für einzelne Behörden oder Departemente. Das würde die transparente Darlegung aller Aspekte gegenüber den relevanten Entscheidungsträgern vereinfachen.
In den nächsten 12 Monaten müssten die Infektionsentwicklung, die zirkulierenden Varianten und die Immunität der Bevölkerung weiter beobachtet werden. Das sei nötig, um bei neuen Varianten oder sinkender Immunität in der Bevölkerung rasch mit Impfungen, Massnahmen und Vorkehrungen in Spitälern reagieren zu können.
Die Pandemie sei noch nicht vorüber, heisst es im Schlussbericht weiter. Aber die akute Phase der Krise, in der wissenschaftliche Erkenntnisse erarbeitet und präsentiert würden, sei vorerst vorbei. In der neuen Phase verlagerten sich die Herausforderungen von der Wissenschaft zur Politik und zur Eigenverantwortung der Bevölkerung. (awp/mc/pg)