Maschinen- und Metall-Industrie bleibt im 1. Semester auf Talfahrt
Zürich – Die Schweizer Maschinen-, Elektro- und Metall-Industrie kommt zurzeit nicht vom Fleck: Umsatz, Exporte und Auftragseingang haben im ersten Halbjahr 2024 weiter nachgegeben. Ein baldiger Aufschwung ist zudem nicht in Sicht, was vor allem an der Krise in Deutschland liegt.
Die Erholung in der so genannten Tech-Industrie (früher MEM-Industrie genannt) verzögere sich, stellte der Dachverband Swissmem am Dienstag in einem Communiqué fest. Im ersten Halbjahr schrumpfte der Umsatz um 5,1 Prozent.
Von dieser Entwicklung seien Grossunternehmen stärker betroffen als KMU, stellte Swissmem fest. Die Kapazitätsauslastung in den Betrieben sank im zweiten Jahresviertel auf noch 84,1 Prozent und damit unter den langjährigen Durchschnitt von 86,2 Prozent.
Keine Erholung
«Anfangs Jahr haben wir erste Anzeichen gesehen, dass die Talsohle Mitte des Jahres erreicht werden könnte. Im Nachhinein müssen wir sagen, dass wir zu optimistisch gewesen sind», sagte Swissmem-Direktor Stefan Brupbacher vor den Medien in Zürich.
Im ersten Semester habe noch keine Erholung eingesetzt. «Unsere Firmen, die mit vollen Auftragsbüchern ins Jahr 2024 gestartet sind, kommen nun zunehmend unter Druck», sagte der Swissmem-Direktor. Die Güterexporte seien im ersten Halbjahr um 4,1 Prozent auf noch 34,6 Milliarden Franken gefallen.
Besonders mit dem Rücken zur Wand stünden die energieintensiven Firmen wie Metallbearbeiter und Metallhersteller. Schwierigkeiten hätten aber auch die Automobilzulieferer und die Maschinenhersteller. Deutlich besser gehe es den Firmen in der Luftfahrt und teilweise in der Energietransformation, sagte Brupbacher weiter.
Von den einzelnen Unterbranchen traf es am schlimmsten die Textilmaschinenhersteller, die einen Taucher von 22,5 Prozent erlitten. Auch bei den Werkzeugmaschinenherstellern brachen die Exporte um 12,2 Prozent ein. Am besten hielten sich noch die Verfahrenstechniker und Apparatebauer mit einem leichten Minus.
Schlechte Lage in Deutschland schlägt durch
Einer der Gründe für den starken Rückgang sei, dass es Europa schlecht gehe, sagte der Swissmem-Direktor. Die Exporte in die EU gaben um 6,8 Prozent nach. Im mit Abstand wichtigsten Absatzmarkt Deutschland brachen die Ausfuhren der Schweizer MEM-Unternehmen gar um 8,4 Prozent ein. Aber auch in Frankreich (-2,4 Prozent) und Italien (-6,2 Prozent) sei die Lage nicht viel besser.
«Zugespitzt formuliert, liegen die Probleme unserer Firmen in Deutschland, wohin rund ein Viertel der Exporte geht», sagte Brupbacher. Die Schweizer Tech-Industrie habe zwar kein strukturelles Problem – die Rezession im Nachbarland wirke sich aber zwangsläufig auf die Branche aus.
Noch stärker sackten die Exporte nach Japan (-22,5 Prozent) ab. Wegen dem Yen hätten Schweizer Firmen grosse Mühe, ihre Waren dort zu verkaufen, sagte Brupbacher. Aber Japan macht nur 1,5 Prozent aller Exporte der MEM-Industrie aus.
Hingegen legten die anderen asiatischen Absatzmärkte – allen voran China (+6,6 Prozent) und Indien (+5,4 Prozent) – gegenüber dem Vorjahressemester spürbar zu. Auch in die USA kletterten die Exporte um 2,3 Prozent.
Immerhin habe sich die Gesamtlage bei den Exporten im zweiten Quartal stabilisiert, sagte Brupbacher. Von April bis Juni hätten die Ausfuhren leicht zugelegt.
Auftragsbücher dünner geworden
Der Umsatzrückgang sei absehbar gewesen, da die Auftragsbücher abgearbeitet worden seien, sagte Brupbacher. Und nun stünden viele Firmen zunehmend vor leeren Auftragsbüchern. Denn die Auftragseingänge sanken im ersten Semester gegenüber der Vorjahresperiode um 3,3 Prozent. Damit durchlebte die Branche das sechste Quartal in Folge mit im Vergleich zur Vorjahresperiode rückläufigen Auftragseingängen, stellte Swissmem fest.
Und Besserung ist im laufenden Jahr noch nicht in Sicht. «Die Geschäftszahlen der Schweizer Tech-Industrie zeigen, dass sich die Erholung weiter verzögert», sagte Brupbacher. Hoffnungen setzt er in das nächste Jahr: «Ich gehe davon aus, dass 2025 eine Trendwende einsetzen wird».
Gute Rahmenbedingungen seien für die Tech-Industrie umso wichtiger, meint der Verband. Denn schliesslich planten drei Viertel der Mitgliedfirmen in den nächsten drei Jahren in der Schweiz zu investieren. (awp/mc/ps)