Temenos von Untersuchungsbericht zu Hindenburg-Vorwürfen entlastet
Genf – Der Bankensoftware-Hersteller Temenos hat den Untersuchungsbericht zu den Manipulationsvorwürfen von Hindenburg Research vorgelegt. Dabei konnten die Prüfer keine Anhaltspunkte für Unregelmässigkeiten finden, wie das Unternehmen am Montag mitteilte.
Das Investment-Research-Unternehmen Hindenburg hatte Temenos Mitte Februar 2024 «schwerwiegende Unregelmässigkeiten» in der Rechnungslegung vorgeworfen. Unter anderem gab es laut Hindenburg Hinweise auf manipulierte Gewinne.
Nach den Vorwürfen war der Aktienkurs von Temenos regelrecht eingebrochen. Hindenburg Research hatte in dem mehrseitigen Bericht auch darauf hingewiesen, dass man in Temenos-Aktien «short» sei, also auf fallende Kurse wette.
Keine Anhaltspunkte für Vorwürfe gefunden
Für die Untersuchung der Vorwürfe hatte Temenos einen Sonderausschuss unter der Leitung von Verwaltungsratspräsident Thibault de Tersant eingesetzt. Unterstützt wurde dieser von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Alvarez & Marsal. Zudem hatte Temenos die Kanzleien Schellenberg Wittmer als Schweizer Rechtsberater und Sullivan & Cromwell als US-Rechtsberater beauftragt.
Die Untersuchung habe ergeben, «dass Hindenburg Research unrichtige und irreführende Behauptungen über Temenos und ihre Rechnungslegung, Produkte und Kundenbeziehungen aufgestellt und angebliche Fakten über Temenos verzerrt oder aus dem Zusammenhang gerissen dargestellt hat», teilte Temenos weiter mit.
Weiter kommen Verwaltungsrat und der Prüfungsausschuss zu dem Schluss, dass die Erkenntnisse keinen Einfluss auf die früher von Temenos veröffentlichten Jahresabschlüsse haben. Auch ändere sich nichts an der Einschätzung, dass die Finanzlage, das Geschäftsergebnis und die Cashflows von Temenos angemessen wiedergegeben werden.
Laut VRP De Tersant bestätigte die Untersuchung, dass «Temenos ein solides Geschäft betreibt, erstklassige Produkte anbietet und über robuste Finanzkontrollen und eine starke Governance-Aufsicht verfügt.»
Umfangreiche Untersuchung
Im Rahmen der Untersuchung haben die Prüfer gemäss dem zehnseitigen Abschlussbericht mehr als 300’000 Dokumente analysiert. Zudem seien 17 ehemalige und aktuelle Temenos-Mitarbeitende befragt worden, was auch das obere Management mit einschloss.
An der Untersuchung waren laut dem Abschlussbericht mehr als 150 Anwälte und Wirtschaftsprüfer beteiligt. Zusammen hätten diese mehr als 22’000 Stunden für die Prüfung der Hindenburg-Vorwürfe aufgewendet.
Temenos-Aktionär fordert rechtliche Schritte gegen Hindenburg Research
Der aktivistische Temenos-Aktionär Petrus Advisers will nun auf den Shortseller Hindenburg Research losgehen. Auch die Softwareschmiede soll rechtliche Schritte unternehmen. Die Entkräftung der Vorwürfe genügt Petrus Advisers noch nicht: Denn der Schaden von Hindenburgs rechtswidrigem Manipulationsangriff sei «beträchtlich», hiess es in einem Brief an den Verwaltungsrat, der AWP vorliegt.
Allein für die unabhängige Untersuchung rechne Petrus Advisers mit Kosten von mindestens 5 Millionen Franken. Darüber hinaus hätten die Temenos-Mitarbeitenden viele Arbeitsstunden aufwenden müssen.
«Wir erwarten nun, dass Temenos aufwacht und endlich rechtliche Schritte gegen Hindenburg einleitet», erklärte Petrus Advisers in der Stellungnahme. Man sei «sehr gerne bereit», Temenos die eigene rechtliche Analyse zur Verfügung zu stellen. Auch Petrus Advisers selber prüfe «weitere rechtliche Schritte», hiess es.
Aktien mit Kurssprung
Die Aktien von Temenos legten am Montag deutlich zu. Sie schlossen 19,50 Prozent höher auf 73,40 Franken. Sie holten damit gut ein Drittel der Verluste nach dem Kurseinbruch Mitte-Februar wieder auf, als die Vorwürfe publiziert wurden. (awp/mc/pg)