Neuer Temenos-CEO überzeugt Investoren fürs Erste

Jean-Pierre Brulard

Jean-Pierre Brulard, CEO Temenos. (Foto: VMware)

Genf – Der neue Temenos-CEO, Jean-Pierre Brulard, hat nach den Turbulenzen der vergangenen Zeit mit den Aufräumarbeiten begonnen. Der Bankensoftware-Hersteller soll schlanker und effizienter werden. Ausserdem will das neue Management vor allem den US-Markt stärker in Angriff nehmen. Der Aktienkurs legte nach den Ankündigungen klar zu.

Mittelfristig zeigt sich der Bankensoftware-Hersteller mit Blick auf Finanzkennzahlen weniger optimistisch als noch zuletzt. Bis 2028 soll der so genannte wiederkehrende Umsatz organisch auf über 1,3 Milliarden US-Dollar ansteigen, wie Temenos am Dienstag anlässlich eines Investorentags mitteilte.

Damit krebst die Gesellschaft zurück – im Vergleich zu den zuletzt Anfang 2023 gemachten Aussagen. Der neue CEO sprach am Investorentag am Dienstag gleichwohl von «einem neuen Kapitel des Wachstums», das die Gesellschaft aufschlägt.

Verschlankung der Organisation
Das Schweizer Unternehmen habe ein starkes Fundament: ein grosser und wachsender Markt, langfristige Kundenbeziehungen, engagierte und diverse Mitarbeiter sowie eine breite Palette an Funktionen und Innovationen, sagte Brulard. Umso mehr habe er sich gefragt, wieso die Genfer Gesellschaft bisher nicht stärker gewachsen sei.

Jetzt gelte es, das Potential freizusetzen und Temenos in einen «Wachstumsmotor» zu verwandeln. Temenos sei bisher zu diversifiziert aufgestellt gewesen. Die Vereinfachung im Bereich Produkte und Angebot habe bereits begonnen, aber auch die Verschlankung der Organisationsstrukturen. So habe Temenos bereits heute weniger Manager, und die Verschlankung werde auch 2025 weitergehen.

Auch muss nach Ansicht des CEO, der seit 1. Mai Chef Temenos ist und von einer grossen US-Techfirma zu den Genfer gestossen ist, das Kundenerlebnis verbessert werden: sprich die Implementierungsprozesse sollen einfacher und schneller werden. Der Fokus soll bei den Softwarelösungen noch mehr auf modulare Systeme basieren. Zum anderen sollen die Beziehungen zu wichtigen Partnern wie etwa Microsoft enger werden – und nicht wie bisher nur von einem Projekt zum nächsten bestehen.

Gezielte Investitionen
Ausserdem soll gleichzeitig in Softwareingenieure investiert, viel Geld in Automatisierung und Datenmanagement gesteckt sowie der Vertrieb ausgebaut werden. Im kommenden Jahr rechnet Temenos mit zusätzlichen Investitionen von 30 bis 45 Millionen Dollar. Auf der Gegenseite würden operative Effizienzsteigerungen von 20 bis 25 Millionen freigesetzt.

Insbesondere in den USA will Temenos den Fussabdruck vergrössern. Dafür hat Brulard auch die neue Chief Product/Technology Officer (CPTO) Barb Morgan ganz frisch mit an Bord geholt. Morgan arbeitete zuvor unter anderem für den US-Konkurrenten Fidelity National Information Services (FIS). «Wir haben schon einige US-Kunden und darauf werden wir aufbauen», sagte sie vor den Investoren.

Zuletzt hatte das Westschweizer Softwareunternehmen einige Rückschläge erlitten: zuletzt im Februar, als der US-Shortseller Hindenburg Temenos «schwerwiegende Unregelmässigkeiten» in der Rechnungslegung vorwarf. Externe Prüfer konnten allerdings keine Anhaltspunkte finden.

An der Börse legen die Titel am Dienstag am frühen Nachmittag 6,1 Prozent auf 63,15 Franken zu in einem ansonsten klar schwächeren Gesamtmarkt. Analysten sprachen am Dienstag von einem «weiteren wichtigen Schritt zur Wiederherstellung des Vertrauens». (awp/mc/ps)

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