Chicago / Zürich / London – Hinter einem Grossaktionär des Schweizer Verpackungskonzern SIG steckt Insidern zufolge dessen grösster Konkurrent. Beim Börsengang des Unternehmens Ende September erwarb die in Singapur ansässige Winder Investment einen Anteil von sechs Prozent. Hinter der Gesellschaft stehen die Geschwister Kirsten, Finn und Jörn Rausing, wie drei mit der Situation vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters sagten.
Die drei Milliardäre kontrollieren das schwedische Familienunternehmen Tetra Laval, den Weltmarktführer im Bereich Getränke-Kartonverpackungen. Mit der Marke Tetra Pak erwirtschaftet der Konzern einen Umsatz von 11,5 Milliarden Euro, rund sieben Mal mehr als SIG.
Absicherungs-Investition
Die Rausings gelten, was ihre Investments angeht, zwar als notorisch verschwiegen, doch SIG müsse sich vor Winder nicht fürchten. Sie seien keine aktivistischen Aktionäre und hätten auch keine Übernahmepläne, sagte eine der Personen. «Sie wollen ihre Dividenden aus Tetra Laval einfach in relativ sichere Aktien investieren.»
Mit dem Anteil an SIG sicherten sie sich zudem ab, falls die Firma aus Neuhausen am Rheinfall Tetra Pak Geschäft abjage. SIG habe mit Winder einen Ankeraktionär gewonnen. Grösster SIG-Eigner ist der Finanzinvestor Onex, der sich über die Zeit allerdings aus dem Investment zurückziehen dürfte. Ein SIG-Sprecher konnte nicht sagen, wer hinter Winder steht, doch handle es sich bei der Beteiligung um eine reine Finanzanlage.
Kontrolliert wird Winder von der Haldor Stiftung mit Sitz in Liechtenstein. Über diese Stiftung sind zwar keine weiteren öffentlichen Informationen verfügbar. Ein Sprecher der Rausing-Familie bestätigte jedoch, dass die drei Geschwister die Begünstigten der Stiftung sind. Die Investitionen von Haldor stünden nicht in Zusammenhang mit Tetra Laval, ergänzte er. Zu dem Investment von Haldor in Winder wollte er sich nicht äussern.
Diskreter Beteiligungsaufbau
Über Winder und andere Anlagevehikel haben die Rausings auch in anderen Firmen diskret Beteiligungen aufgebaut. «Sie haben so viel Geld, dass sie jedes Quartal etwas finden müssen, wo sie es hintun können», sagte einer der Insider. Im Vordergrund stehen Firmen rund um den Globus, die einen Bezug zu der ihnen vertrauten Konsumgüter-Industrie haben. Dazu gehört IFF, dem nach Givaudan zweitgrössten Hersteller von Aromen und Riechstoffen. An IFF hält Winder einen Anteil von einem Fünftel.
Über die ebenfalls in Singapur ansässige Tringle Investment sind die Rausings zudem der grösste Aktionär der Schweizer Comet, die Technologie zur Sterilisierung von Getränkeverpackungen liefert. Comet erklärte, Tringle habe sich nie wie ein aktivistischer Investor verhalten. IFF und Comet wollte eine Beteiligung der Rausing-Familie an den Firmen nicht bestätigen. (awp/mc/ps)