Bern – Die Preise der günstigsten Generika in der Schweiz sind gemäss einem neuen Vergleich im Durchschnitt immer noch zu hoch – mehr als zweieinhalb Mal so teuer wie im Ausland. Preisüberwacher Stefan Meierhans fordert zur Behebung des «Missstands» erneut ein griffiges Referenzpreis-System.
Meierhans hat in seinem aktualisierten Vergleich die Preise von 20 umsatzstarken Wirkstoffen, deren Patent abgelaufen ist, mit 15 Referenzländern verglichen, wie er am Donnerstag in seinem Newsletter schreibt. Demnach sind die Preise für Nachahmer-Medikamente (Generika) in der Schweiz im Durchschnitt 165 Prozent höher, bei patentabgelaufenen Originalmedikamenten sind es 64 Prozent mehr.
Die Unterschiede zwischen den Ländern sind beträchtlich: einen Patienten in der Schweiz kostet das gleiche Medikament fünfmal mehr als in den günstigsten Ländern Schweden, Dänemark oder Grossbritannien. In Norwegen, dem teuersten Vergleichsland, ist der gleiche Wirkstoff immerhin ein Drittel günstiger.
Abstandsregel ist Fehlanreiz
In der Schweiz werden die Preise der Generika laut den Angaben des Preisüberwachers anhand der Schweizer Preise der wirkstoffgleichen Originalmedikamente bestimmt. Dabei müssen die Generika einen gewissen preislichen Mindestabstand zum Original einhalten. Diese Abstandsregel sei ein Fehlanreiz und hat sich laut Meierhans nicht bewährt, wie die grossen Unterschiede zum Ausland zeigten.
Und der Generika-Anteil in der Schweiz sei zu tief. Einerseits hätten die Patienten zu wenig Anreize, ein günstigeres Medikament zu verlangen. Andererseits sei der Anreiz für die Abgabe von Generika wegen der preisabhängigen Betriebsmarge gering.
Dass Meierhans gerade jetzt mit dem Vergleich an die Öffentlichkeit tritt, ist kein Zufall. Voraussichtlich noch im August wird sich die Gesundheitskommission des Ständerates (SGK-S) mit dem Vorschlag des Bundesrates für ein Referenzpreissystem befassen. Laut dem Preisüberwacher sollte dieser «im Dienste einer besseren Kostendämpfung» modifiziert werden.
Grosses Sparpotenzial
Über 20 europäische Länder würden ein solches Festbetragssystems bereits kennen. Es führe zu tieferen Preisen ohne Abstriche bei der Behandlungs- und Therapie-Qualität. Pro Wirkstoff würden die Krankenkassen auf Basis des günstigsten Generikums nur noch einen fixen Betrag vergüten.
Auch die Krankenversicherten in der Schweiz haben laut Meierhans Anrecht auf einen angemessenen Preis. Und in der Grundversicherung könnte so ein dreistelliger Millionenbetrag eingespart werden. Der Preisüberwacher geht von rund 400 Millionen Franken aus. (awp/mc/ps)