Tornos-CEO Michael Hauser. (Foto: Tornos)
Moutier BE – Der Drehmaschinenhersteller Tornos hat im vergangenen Geschäftsjahr zwar einen Gewinneinbruch erlitten, aber den Sturz in die roten Zahlen verhindern können. Zu schaffen machen dem Unternehmen der starke CHF sowie das schwächere Wachstum in China und in der Schweizer Uhrenindustrie.
Unter dem Strich brach der Reingewinn um 69% auf 0,9 Mio ein. Im Vorjahr hatte Tornos noch 2,9 Mio CHF verdient. Der Betriebsgewinn (EBIT) tauchte um 16% auf 2,4 Mio, wie das Unternehmen am Dienstag in einem Communiqué bekannt gab. In den Jahren 2009, 2010, 2012 und 2013 hatte Tornos jeweils deutlich zweistellige Millionenverluste verbucht.
Erwartungen übertroffen
Mit den neusten Zahlen hat das Unternehmen die Schätzungen der Zürcher Kantonalbank und von Vontobel übertroffen. Die ZKB schätzte den EBIT auf 1,7 Mio CHF und das Reinergebnis auf 0,2 Mio CHF. Die Bank Vontobel prognostizierte einen EBIT von 0,5 Mio und einen Reinverlust von 1,4 Mio. Tornos selber hatte im vergangenen November einen ausgeglichenen EBIT sowie einen Reinverlust angekündigt.
Den Umsatz hatte das Unternehmen bereits im Januar bekanntgegeben. Er sank sich um 6,7% auf 164 Mio CHF. In Lokalwährungen wäre der Umsatz um 1,9% geschrumpft.
Die Probleme in China und mit Kunden aus der Uhrenindustrie konnten mit positiven Entwicklungen in anderen Industrien teilweise kompensiert werden. Insbesondere die Aufträge für Automobilzulieferer hätten sich gut entwickelt.
So profitierte Tornos davon, dass Automobilzulieferer aufgrund neuer Vorschriften höhere Präzisionsanforderungen bei Komponenten erfüllen mussten. Zudem habe die Neuausrichtung auf dem amerikanischen Markt Früchte getragen.
Sparanstrengungen tragen Früchte
Die Gewinnschwelle sei nicht zuletzt dank struktureller und organisatorischer Massnahmen sowie Kostendisziplin über die letzten drei Jahre deutlich gesenkt und die Kostenstruktur nochmals verbessert worden, hiess es. Sie liege heute um fast 50 Mio CHF tiefer als noch 2012 und verleihe bedeutend mehr Flexibilität bei Nachfrageschwankungen.
Tornos hatte wegen des starken Franken im vergangenen Jahr die Wochenarbeitszeit erhöht, die Einkäufe in Europa verstärkt, die Preise angepasst und eine strikte Kostenkontrolle eingeführt. Zudem verkaufte das Unternehmen Liegenschaften wie die Kantine und den Fussballplatz.
Für das laufende Geschäftsjahr 2016 erwartet Tornos ein weiterhin herausforderndes Währungsumfeld und eine ebensolche Wirtschaftslage. Aufgrund der mangelnden Visibilität und des ungünstigen Umfelds werde auf eine konkrete Prognose für 2016 verzichtet. Auch im laufenden Jahr soll die Optimierung der Strukturen und Prozesse fortgesetzt werden. Es sei davon auszugehen, dass in diesem Jahr die Anzahl hergestellter Maschinen aus den asiatischen Werken jene aus den Schweizer Werken übertreffen werde.
Analysten sehen weitere Herausforderungen – Aktie fällt
Tornos habe mit diversen Gegenwinden im ersten Halbjahr zu kämpfen gehabt, so dass der Turnaround in der zweiten Jahreshälfte beeindruckend sei, schreibt Vontobel-Analyst Fabian Häcki. Langsam zeige sich der Nutzen aus den ergriffen Massnahmen. Der Auftragseingang bleibe aber schwach und die Marktherausforderungen seien weiter gross.
Ähnlich äussert sich die ZKB. Trotz Schlussspurt habe Tornos ein Jahr voller Herausforderungen hinter sich. Zumindest der Rückfall in die roten Zahlen sei dank der schlankeren Strukturen und des verbesserten Produktmixes verhindert worden, so Alexander Koller. Vor dem Hintergrund der beträchtlichen strukturellen Risiken und der geringen Visibilität scheine die aktuell moderate Bewertung aber gerechtfertigt.
Dem Urteil schliesst sich auch der Markt an – die Tornos-Aktie verliert am Dienstag bis am Nachmittag um 6,3% auf 3,14 CHF, womit die Verluste klar über dem Marktdurchschnitt ausfallen (SPI -0,9%). (awp/mc/ps)