Tourismus: Jeder vierte europäischer Besucher fehlt in der Schweiz

Tourismus: Jeder vierte europäischer Besucher fehlt in der Schweiz
Schweiz Tourismus-Direktor Jürg Schmid. (Foto: PHOTOPRESS / Dominik Baur)

Schweiz Tourismus-Direktor Jürg Schmid. (Foto: PHOTOPRESS / Dominik Baur)

Zürich – Der Schweizer Tourismus ist auch in der abgeschlossenen Wintersaison nicht aus der Krise gekommen. Zwar sehen die Experten eine Stabilisierung beispielsweise bei den Hotelübernachtungen, dennoch sind die langfristigen Faktoren alles andere als gut.

«Ein schwieriger Winter liegt hinter uns», sagte der Direktor von Schweiz Tourismus Jürg Schmid am Dienstag vor den Medien. Die Einschätzung seiner Lage zeichnet ein düsteres Bild.

So haben die Bergbahnen zum Beispiel in der per März abgeschlossenen Saison einen Umsatzrückgang von rund 6 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum verzeichnet. Nimmt man als Vergleichswert den Durchschnitt der vergangenen vier Jahre, so reduzierten sich die Einnahmen sogar um 10,4 Prozent.

Bei den Logiernächten von Besuchern aus Europa ging es seit 2010 sogar um 23 Prozent nach unten. Das heisst, jeder vierte Gast aus Europa fehlt, warnte Schmid an der Medienkonferenz. Auch die Zahlen zu den Logiernächten von Besuchern aus Russland hob der Direktor von Schweiz Tourismus hervor, denn sie sind seit 2013 um rund 40 Prozent eingebrochen.

Gedämpfte Euphorie in Asien
Auch beim Blick ausserhalb Europas gab es am Dienstag keine guten Nachrichten. Die Einführung von biometrischen Visa dämpft die Reiseeuphorie aus Asien. Besonders sei China betroffen. Ausserdem zögern Asiaten nach Europa zu reisen, weil die Bilder von Terror in europäischen Grossstädten um die Welt gehen.

Insgesamt sehen auch die langfristigen Indikatoren nicht rosig aus. Denn mit der Frankenstärke, die nach einschlägiger Meinung noch einige Zeit andauern wird, bleiben Reisen in die Schweiz für Ausländer teuer. Auch gibt das geringe Wirtschaftswachstum in zahlreichen Weltregionen sowie die terroristische Bedrohungslage in Europa kaum Impulse für eine Trendwende.

Für die anstehende Sommersaison gaben sich die Organisatoren an der Medienorientierung aber alle Mühe, um Optimismus zu verbreiten. So geht die Prognose für die Logiernächte bei Hotels für 2016 von einem Zuwachs von 1,5 Prozent aus, was vorwiegend von Reisenden aus der Schweiz geprägt sein dürfte. Allein in der Sommersaison soll es mit den Übernachtungszahlen um 2,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr nach oben gehen.

Dreistufige Strategie
Für das Sommermarketing 2016 will Schweiz Tourismus insgesamt 57 Millionen Franken investieren. Als Ausweg aus der Misere schlagen die staatlichen Vermarkter der Destination Schweiz eine dreistufige Strategie vor. So sollen – erstens – für Europa verstärkt kaufkräftige, schweizaffine Kundengruppen angesprochen werden. Dem Direktor von Schweiz Tourismus schweben dabei zum Beispiel die weniger preissensitiven Touristenregionen, wie die nordischen Länder Europas, vor.

Für die Fernmärkte Asien und Amerika plant die Marketingorganisation, zweitens, die Förderung von Individualtouristen. Und drittens, sollen die Schweizer mit der Hervorhebung von Unbekanntem und dem Emotionalisieren von Inlandsferien zu vermehrten Reisen innerhalb der Landesgrenzen animiert werden.

Bei letzterem dürfen sich insbesondere Kunden der Grossbank UBS freuen. Sie werden ab Juni zu einem Spezialpreis auf 35 Berge in die Schweizer Alpenregionen fahren können, was die Veranstalter der Medienkonferenz bereits am Dienstag als ein «Hammerangebot» bezeichneten. Es scheint also, als habe die Bank zumindest eine konkrete Lehre aus der Finanzkrise gezogen, und offeriert ihren Kunden, dass sie in ihrer Freizeit auch mit weniger Eigenkapital operieren können. (awp/mc/ps)

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