Geoffrey Scott, CEO Uster Technologies.
Zürich – Die japanische Textilmaschinengruppe Toyota Industries Corporation (TICO) will den Messinstrumentehersteller Uster Technologies übernehmen. Die geplante Übernahme hat sich bereits Mitte September abgezeichnet, als TICO von Alpha Private Equity Funds ein erstes grösseres Aktienpaket gekauft hatte. Der Verwaltungsrat von Uster hat das Angebot aber als zu tief bewertet zurückgewiesen. An der Börse notieren Uster über dem gebotenen Kaufpreis.
TICO bietet im Rahmen des öffentlichen Kaufangebots für alle sich im Publikum befindenden Namenaktien der Uster Technologies einen Preis von 38,00 CHF in bar. Dies entspreche gegenüber dem volumengewichteten Durchschnittspreis der letzten 60 Tage an der SIX einer Prämie von 21%, teilten die Japaner am Dienstag mit. Das Kaufangebot kommt dann zustande, wenn die Käuferin mindestens zwei Drittel aller Uster-Aktien hält.
TICO hält bereits 50,3 %
TICO, die an der Börse in Tokyo eine Marktkapitalisierung von umgerechnet 8 Mrd CHF aufweise, hat sich bereits eine Kontrollmehrheit von 50,3% gesichert. Nachdem die Gruppe schon im September den Anteil an Uster durch den Kauf eines Pakets der Alpha Private Equity Funds 5 auf 28,46% von zuvor 22,46% aufgestockt hatte, wurden nun die restlichen von Alpha gehaltenen Uster-Anteile von 21,88% zugekauft. Die Transaktion stehe noch unter dem Vorbehalt der Zustimmung durch die Wettbewerbsbehörden in einigen wenigen Ländern, schreibt TICO.
Die Akquisition diene TICO dazu, die Aktivitäten im Bereich Qualitätskontrolle für die Textilindustrie zu stärken. Der Erwerb des Aktienpakets von Alpha und das anschliessende öffentliche Kaufangebot demonstriere das langfristige Interesse an einer erfolgreichen Zusammenarbeit mit Uster und die Zielsetzung, langfristig ein wichtiger Akteur in verschiedenen Wertschöpfungsstufen der Textilindustrie zu sein.
Tochtergesellschaft mit bestehendem Management
Bei erfolgreicher Übernahme beabsichtigt TICO, Uster als Tochtergesellschaft mit dem bestehenden Management weiterzuführen. Es seien keine Änderungen an den Unternehmensstrukturen vorgesehen. Die bestehenden Standorte, Mitarbeiter sowie Kundenbeziehungen von Uster würden weitestgehend unangetastet bleiben.
Der Angebotsprospekt wird voraussichtlich am 19. Dezember 2011 veröffentlicht und die Angebotsfrist dürfte, nach Ablauf der Karenzfrist, vom 5. Januar 2012 bis zum 29. Februar 2012 laufen. TICO sieht vor, die Transaktion im ersten Quartal 2012 zu vollziehen.
Uster-VR wehrt sich
In einer Stellungnahme hat sich der Verwaltungsrat der Uster Technologies, der wie das Management über die Pläne von TICO persönlich informiert wurde, zum Angebot geäussert. Er weist die Offerte als zu tief zurück. «Die unabhängigen Mitglieder des Verwaltungsrats sind einstimmig der festen Überzeugung, dass das angekündigte Angebot das Geschäft sowie die exzellenten Aussichten für das profitable Wachstum des Unternehmens signifikant unterbewertet», schreibt Uster.
VR mit gebotenem Preis nicht zufrieden
Auch CEO Geoffrey Scott, der mit einer Gruppe gemäss letzten Angaben 8,1% an Uster hält, hielt im Gespräch mit AWP fest, dass der VR den gebotenen Preis als «nicht fair» bewerte. Allerdings verfolge TICO als Investor eine für Uster gute Investment-Strategie und unterstütze dabei die strategische Ausrichtung.
Eine ausführliche Stellungnahme zum Übernahmeangebot will der Verwaltungsrat den Aktionären bekannt gegeben, sobald ein formaler Angebotsprospekt vorliegt, so die Mitteilung weiter. In der Zwischenzeit werde mit Nachdruck empfohlen, in Bezug auf das angekündigte Angebot nichts zu unternehmen.
Aktienkurs übersteigt Angebotspreis
Die Aktien von Uster haben den Handel im Plus eröffnet und klettern bis um 09.40 Uhr um 10,6% auf 38,70 CHF in die Höhe und damit über den gebotenen Preis. Offenbar hoffen die Anleger auf eine Erhöhung der Offerte. Am (gestrigen) Montag schlossen die Uster-Aktien an der SIX auf 35,00 CHF. Der Gesamtmarkt (SPI) steigt aktuell um 0,70%. (awp/mc/pg)