Zug – Transocean versucht den Neustart: Der texanisch-schweizerische Ölbohrdienstleister, der sich kürzlich von Konzernchef Steven Newman getrennt hat, nahm zum Jahresende weitere Wertberichtigungen in Milliardenhöhe vor. Der Gesamtverlust 2014 beläuft sich auf 1,91 Mrd USD. Das hart vom Fall der Ölpreise getroffene Unternehmen weist nun in der Bilanz keine immateriellen Vermögensposten (Goodwill) mehr aus. Zudem fiel das in der Nacht auf Donnerstag publizierte Ergebnis weniger schlecht aus als erwartet. Unter Ausklammerung der unerwartet hohen Sonderbelastungen resultierte laut den Angaben ein Reingewinn von 1,8 Mrd USD.
In der ersten Jahreshälfte verbuchte Transocean zwar einen Gewinn von fast 1 Mrd USD. Die Verluste im zweiten Semester drückten das Unternehmen aber wieder tief in die roten Zahlen. Transocean leidet darunter, dass Mineralölkonzerne wegen des Ölpreiszerfalls ihre Investitionen in die Erschliessung neuer Vorkommen stark reduziert haben.
Für das vierte Quartal meldete Transocean einen Verlust von 739 Mio USD. Hauptgrund dafür sind erneute Wertberichtigungen von total 1,1 Mrd USD. Abgeschrieben wurde vor allem Goodwill. Für das Gesamtjahr weist Transocean nicht-cash-wirksame Wertberichtigungen auf den Deepwater-Bohrplattformen und auf zum Verkauf bestimmten Vermögenswerten von rund 3,8 Mrd USD aus.
Marktumfeld bleibt schwierig
Bei Transocean rechnet man auch in den kommenden zwölf bis achtzehn Monaten mit einem herausfordernden Marktumfeld. Interims-CEO Ian Strachan sieht das Unternehmen jedoch gut am Markt positioniert, um diese schwierige Phase zu überstehen. Transocean werde an der eingeschlagenen Strategie festhalten und sei dafür genügend gut kapitalisiert, erklärte Strachan am Donnerstag an der Telefonkonferenz zum Jahresabschluss.
Zudem sei sowohl kurz- als auch mittelfristig die finanzielle Flexibilität gesichert und die Aktionäre sollen auch in Zukunft in den Genuss nachhaltiger Cash-Ausschüttungen kommen, so Strachan weiter. «Aus heutiger Sicht rechne ich nicht damit, dass wir zusätzliches Kapital benötigen», ergänzte Finanzchef Esa Ikäheimonen.
Umsatz fast gehalten
Umsatzmässig hat Transocean 2014 nur wenig gegenüber dem Vorjahr eingebüsst: Die Erlöse erreichten 9,17 Mrd USD ein, nach 9,25 Mrd USD im vergangenen Jahr. Sie übertrafen damit der Erwartungen von Analysten. Auch der Gewinn vor den Abschreibern überraschte positiv. Transocean habe auf den Markteinbruch rasch mit Kostensenkungen und Effizienzsteigerungen reagiert, sagten Analysten.
Das auf die Ölförderung auf hoher See spezialisierte Unternehmen wird die Folgen des Ölpreiszerfalls aber erst noch zu spüren bekommen, warnten Experten. Für die Aktienkursentwicklung werde der künftige Ölpreis zentral sein. In dieses Bild passe auch die Rückstufung des Schuldnerratings durch Moody’s, hiess es. Für die Ratingagentur sind Unternehmensanleihen von Transocean neu «Junk».
Transocean hat den Sitz 2008 in den Kanton Zug verlegt, und die Aktie des Konzerns wird seit 20. April 2010 an der Schweizer Börse gehandelt. Der Titel erreichte knapp 100 CHF, ehe noch am gleichen Tag ein Brand auf der Bohrplattform Deepwater Horizon im Golf von Mexiko ausbrach und eine Ölkatastrophe auslöste.
Newman war 1994 zu Transocean gestossen und hatte die Leitung seit April 2010 inne. Zusammen mit seinem Abgang wurde Mitte Monat bereits angekündigt, dass die Dividende von 3 USD pro Aktie im Vorjahr auf 0,60 USD gestutzt werden soll.
Volatile Aktie
An der Schweizer Börse legte die Transocean-Aktie anfänglich um bis zu 8,3% an Wert zu ehe sie bis am Nachmittag in die Verlustzone abrutschten und bis Börsenschluss 1,6% auf 15,13 CHF einbüssten. 2014 hatte sich der Aktienkurs mehr als halbiert. Der Gesamtmarkt (SMI) kletterte derweil um 0,80% in die Höhe. (awp/mc/pg)