Trotz solider Beschäftigungs-Lage «Vorsicht spürbar»
Energie- und Wasserversorger planen kräftigen Ausbau.
Zürich – Schuldenkrise und Euroschwäche scheinen bei den hiesigen Unternehmern noch kaum Unsicherheit zu verbreiten: Laut dem Stellenvermittler Manpower erwarten die Schweizer Unternehmen für das 4. Quartal des laufenden Jahres keine Veränderung ihrer Beschäftigtenzahlen.
So rechnen 9% der 750 befragten Arbeitgeber gar mit einem Anstieg, während 7% einen Rückgang und 81% keine Veränderung ihrer Beschäftigtenzahlen erwarten, ist am Dienstag dem vierteljährlich erscheinenden Manpower-Arbeitsmarktbarometer zu entnehmen.
«Jammern auf hohem Niveau»
Die Umfrage wurde zwar von Ende Juli bis Anfang August durchgeführt und damit noch vor dem Höhepunkt der Frankenstärke und den neuerlichen Turbulenzen an den Finanzmärkten. Dennoch glaubt Manpower-Chef Urs Schüpbach, dass die Industrie teils auf hohem Niveau jammere und sich nicht zuletzt für Subventionen in Stellung bringe.
Verzicht auf Entlassungen wegen Fachkräftemangel
Denn währungsbedingt seien auch Rohstoffe und Halbfabrikate billiger. Zudem verzichteten einige Unternehmen wohl auf Entlassungen wegen dem Fachkräftemangel, der sich in den nächsten Jahren angesichts der Pensionierung der Baby-Boomer-Generation verschärfen dürfte.
Etwas mehr Pessimus als im Vorjahr
Auf den ersten Blick deuten die Zahlen auf eine Marktstabilisierung hin, entsprächen sie doch in etwa den Zahlen des Vorquartals. Doch verglichen mit dem Vorjahreszeitraum scheint sich gemäss den Studienautoren doch ein wenig Pessimismus breit zu machen: Im vierten Quartal 2010 waren noch 12% aller Befragten der Meinung, dass die Beschäftigung zunehmen werde und nur 3% rechneten mit einer bevorstehenden Abnahme. «Trotz einer weiterhin soliden Beschäftigungslage in der Schweiz ist bei den Arbeitgebern eine gewisse Vorsicht spürbar», kommentiert Schüpbach.
Energie- und Wasserversorger wollen kräftig ausbauen
Den kräftigsten Ausbau (+15%) planen Arbeitgeber in der Energie- und Wasserversorgung. Im Sektor Banken, Versicherungen, Immobilien und Dienstleistungen bleibt der Wert (+6%) positiv, obwohl die beiden Grossbanken umfassende Personalkürzungen angekündigt haben. Der Sektor liegt aber erstmals seit acht Quartalen nicht mehr an der Spitze.
Wenig Zuversicht im Handel, Verkehr und im Nachrichtenwesen
Der Handel dagegen will (-6%) kürzer treten, was wohl auch am Einkaufstourismus im Ausland liege. Am stärksten verschlechtern dürfte sich die Lage im Verkehr und Nachrichtenwesen (-17%), was Schüpbach mit Margendruck begründete.
Zürich mit dem grössten Optimismus, viel Skepsis im Tessin
Nach Wirtschaftsregionen unterschieden, fällt das Ergebnis so aus: Die Arbeitgeber in fünf der sieben Regionen rechnen im kommenden Quartal mit einer positiven Entwicklung der Beschäftigtenzahlen. Spitzenreiter ist Zürich mit einer Netto-Arbeitsmarktprognose von +7%, gefolgt von der Genferseeregion und der Nordwestschweiz mit je +4%. Im Tessin ist man am skeptischsten, was die Zukunft anbelangt: Dort sank die Netto-Arbeitsmarktprognose auf -12%.
Genferseeregion und Zürich als Zugpferde des Arbeitsmarkts
«Als wichtigste Schweizer Standorte sind die Genferseeregion und Zürich auch weiterhin die Zugpferde des Arbeitsmarkts», so Schüpbach weiter. Seiner Meinung nach belegen die Beschäftigungsaussichten in diesen beiden Regionen, dass einige Unternehmen trotz des starken Frankens optimistisch in die Zukunft blicken. (awp/mc/pg)