New York – Die von US-Präsident Donald Trump verhängten Einreiseverbote in die USA für Menschen aus sieben grösstenteils muslimischen Staaten haben bei vielen Firmen weltweit grosse Besorgnis ausgelöst. Doch trotz aller Beunruhigung bleiben Schweizer Grosskonzerne gelassen, da der Geschäftsreiseverkehr noch kaum beeinträchtigt ist.
Nachdem am vergangenen Wochenende zahlreiche Reisende nur erschwert oder gar nicht in die USA einreisen konnten, stellt sich die Frage, inwiefern der Geschäftsreiseverkehr aus der Schweiz in Mitleidenschaft gezogen wird. Beim Energietechnik-Konzern ABB hiess es am Montag auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda, das Unternehmen habe bisher keine Probleme mit den neuen US-Einreiseregeln. Ein Mediensprecher sagte, dass ABB in mehr als 100 Ländern tätig und somit gewohnt sei, mit ändernden Visabestimmungen und Reisebeschränkungen umzugehen. Man werde die Entwicklungen aber aufmerksam verfolgen.
Der Nahrungsmittelmulti Nestlé stellte bisher unter seiner Belegschaft keine Probleme bei der Einreise in die USA fest. Der Konzern werde die Situation zeitnah mitverfolgen und allfällige Konsequenzen mit den Geschäftsreisenden besprechen, erklärte ein Mediensprecher auf Anfrage. Die Mehrheit des Nestlé-Personals in den USA seien – wie in vielen Märkten – ohnehin lokale Mitarbeiter. In den USA ist Nestlé seit fast 150 Jahren präsent und besitzt 87 Fabriken.
Bei der Fluggesellschaft Swiss hatten zwar bereits Passagiere vereinzelt Schwierigkeiten bei der Einreise in die USA. Die Firma selbst leidet aber nicht unter den neuen US-Einreisebestimmungen. Eine Swiss-Mediensprecherin erklärte, dass unter dem Flugpersonal keine Personen seien, die einen Pass aus den sieben betroffenen Ländern hätten. Selbst falls einzelne Mitarbeiter betroffen wären, könnte die Airline entsprechende Personen relativ unkompliziert auf andere Strecken einsetzen.
Vielerorts Schweigen
Der Schweizer Rohstoffgigant Glencore möchte lieber keinen Kommentar zu den neuen US-Einreiseregeln abgeben. Auch der Novartis-Konzern sagt diesbezüglich nichts nach aussen. Selbst auf die Frage, ob bereits Novartis-Mitarbeiter auf US-Reisen betroffen seien, macht das Pharmaunternehmen keine Aussagen. Laut einem Novartis-Sprecher waren dazu auch am Montagnachmittag noch Abklärungen im Gange.
Von den zwei Schweizer Grossbanken gibt unterschiedliche Reaktionen. Während die Grossbank UBS erklärt, sie prüfe die «Executive Order» des US-Präsidenten und deren mögliche Auswirkungen auf die Mitarbeiter, gibt sich die Credit Suisse zugeknöpft. «Kein Kommentar» erklärt ein CS-Sprecher auf die Nachfrage.
Weltweit Sorgenfalten
Deutsche Unternehmen machen sich dagegen bereits grosse Sorgen über die Entwicklungen in den USA. «Mit der Umsetzung seiner Wahlkampfversprechen verunsichert der US-Präsident viele deutsche Unternehmen», sagte der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Industrie- und Handelskammertages Martin Wansleben am Montag gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. Noch sei unklar, wie gross die Auswirkungen sein werden. «Zurzeit herrscht regelrecht Verwirrung an den Grenzen», betonte Wansleben. Das alles erschwere die Geschäfte von Firmen in einer globalisierten Welt.
Google zeigt sich besorgt
Google liess verlauten, dass man über die neuen Richtlinien ebenso besorgt sei wie über alle anderen Restriktionen, welche Google-Mitarbeitende und ihre Familien tangierten und sogar dazu führen könnten, dass die USA künftig weniger Talente anlockten. Man werde diese Sichtweise an geeigneter Stelle in Washington und auch andernorts vorbringen, erklärte ein Google-Sprecher.
Starbucks will Tausende Flüchtlinge einstellen
Amerikanische Grosskonzerne äusserten klar ihr Unverständnis über die Anweisungen von Präsident Trump. So erklärte der Firmenchef von Starbucks, Howard Schulz, seine tiefe Besorgnis. Er bezeichnete den Erlass als verwirrend und kündigte Pläne an, dass sein Unternehmen weltweit Tausende von Flüchtlingen einstellen will.
General-Electric-Chef Jeff Immelt erklärte in einem Firmenblog, aus dem verschiedene US-Medien zitierten, er teile die Sorgen seiner Mitarbeiter. Immelt versprach, GE werde den betroffenen Angestellten zur Seite stehen und versuchen, mit der Trump-Regierung an Lösungen zu arbeiten.
«Verkehrt und ungerecht»
Uber-Chef Travis Kalanick bezeichnete das Dekret in einem Facebook-Post als «verkehrt und ungerecht». Auch der Vorstandchef der US-Grossbank JPMorgan Chase, Jamie Dimon, versprach in einem Statement allen Angestellten, die von dem Einreiseverbot betroffen sein könnten, das Unternehmen werde sich standhaft für sie einsetzen. (awp/mc/pg)