Trumps Zoll-Keule könnte auch der Schweizer Wirtschaft schaden

Trumps Zoll-Keule könnte auch der Schweizer Wirtschaft schaden
Swissmem-Direktor Stefan Brupbacher. (Foto: Swissmem)

Zürich – Am Wochenende hat US-Präsident Donald Trump seine Drohungen wahrgemacht und Einfuhrzölle gegen China, Mexiko und Kanada verhängt. Schon bald könnte der US-Regierungschef welche gegen die EU verhängen.

Die Folgen dieser Politik könnten auch die Schweiz treffen, wie Stefan Brupbacher, Direktor des Verbands Swissmem, im Gespräch mit dem «Blick» sagte. Denn mit den Zöllen werde vieles teurer, insbesondere in den USA. Sollte die US-Wirtschaft ins Stocken geraten, hätte das auch Folgen für die Schweiz.

«Die Zölle verunsichern, das ist Gift für die Weltwirtschaft», so Brupbacher weiter. Die Verunsicherung spiegelt sich am Montag auch an den Finanzmärkten wider.

Vor allem Automobilindustrie könnte leiden
Dem Fachmann zufolge sind vor allem Schweizer Unternehmen mit Tochterfirmen in China oder Mexiko betroffen. «Nicht jede hat die Möglichkeit, die Zölle auf US-Kunden abzuwälzen», erklärte Brupbacher weiter.

Besonders in stark umkämpften Branchen wie der Automobilindustrie könne der Druck auf Zulieferer zunehmen. Diese müssten entweder günstiger produzieren oder riskierten, ihre Aufträge zu verlieren.

Schweiz hat Industriezölle abgeschafft
Wie der Swissmem-Direktor weiter warnt, könnten Gegenmassnahmen der betroffenen Staaten, wie etwa die von Kanada eingeführten Strafzölle auf US-Produkte, die Lage weiter verschärfen. Entsprechend warnt er vor einer möglichen Eskalationsspirale, wie sie in der Weltwirtschaftskrise der 1930er Jahre zu beobachten war.

Die Schweiz habe jedoch einige Vorteile. Sämtliche Industriezölle, auch auf Produkte aus den USA, seien hierzulande bereits abgeschafft. Zudem sei die Schweiz ein bedeutender Investor in den USA und schaffe dort qualifizierte Arbeitsplätze. Es sei nun Aufgabe des Bundes, die Bedeutung dieser Beziehungen gegenüber den USA hervorzuheben und mögliche Missverständnisse vorzubeugen.

Noch zu viele Variablen
Für die Analysten der Bank Vontobel ist es derzeit noch zu früh, um die vollen Auswirkungen dieser Zölle auf die Schweizer Unternehmen auszumachen. Wie die Experten in einem aktuellen Kommentar schreiben, gehen sie davon aus, dass etwa ein Viertel der Unternehmen aus ihrer Coverage betroffen sein werde.

Konkret gehen auch die Experten davon aus, dass etwa Automobilzulieferer, Landis+Gyr, Tecan, Logitech oder Pierer Mobility hierzu zu zählen sind. Gleichzeitig schätzen sie, dass weniger als 10 Prozent von den erhöhten Zöllen durch Preiseffekte profitieren könnten. Hier verweisen sie auf Holcim.

Und sollte es mittelfristig zu Verschiebungen in der Lieferkette kommen, könnten Kühne+Nagel oder SGS davon profitieren.

Für den Anlagestrategen Christian Gattiker von der Bank Julius Bär ist es aktuell ebenfalls noch schwierig, die Auswirkungen für die Schweiz zu nennen. Sie seien aktuell noch «eher unspezifisch, da mehr Unsicherheiten als Fakten geschaffen wurden.» Solange die EU noch nicht bezollt werde, könne man kaum sagen, welche Branchen besonders betroffen seien.

Was das übergeordnete Bild betreffe, dürfte ein anhaltender Handelskrieg kurzfristig eher preistreibend sein und «die US Notenbank in ihrer Zinspause bestärken, aber kein materieller Grund vom ursprünglichen Pfad abzuweichen». (awp/mc/pg)

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