(Foto: Flickr/TCS)
Bern – Der Deutsche Automobilclub ADAC hat 20 europäische Strassentunnels untersucht und alle mit «gut» bis «sehr gut» bewertet. Der Gotthardtunnel figuriert allerdings am Schluss der Rangliste. Grund dafür ist das hohe Unfallrisiko aufgrund des Gegenverkehrs im rund 17 Kilometer langen Tunnel.
Unter Federführung des ADAC, eines Partnerclubs des TCS, haben Experten der Firma DMT 20 Tunnels in fünf europäischen Ländern unter die Lupe genommen: Insgesamt 14 Tunnels in Deutschland, je zwei in Italien und Österreich, den Gotthardstrassentunnel in der Schweiz und den Mont-Blanc-Tunnel zwischen Frankreich und Italien. Am besten bewertet wurde der deutsche Tunnel Berg Bock auf der A 71 (Erfurt-Schweinfurt bei Suhl). Den letzten Platz belegt der Gotthardtunnel – trotz der Gesamtnote «gut».
Tunnelsystem «sehr mangelhaft»
Die schlechte Platzierung ist auf das Tunnelsystem zurückzuführen, welches mit der schlechtesten Note «sehr mangelhaft» bewertetet wurde. Dabei erweist es sich als Nachteil, dass der Tunnel nur eine Röhre aufweist und mit Gegenverkehr betrieben wird. Eine hohe Lastwagenquote bei einer täglichen Verkehrsbelastung von 17‘500 Fahrzeugen und steile Zufahrtsrampen tragen weiter zum hohen Unfallrisiko bei. Negativ ins Gewicht fiel auch das Kriterium Pannenbuchten mit dem maximalen Abstand von 2800 Metern.
Verbesserungen gegenüber 2002
Im Vergleich zum Tunneltest 2002, bei welchem der Gotthardtunnel infolge zahlreicher Mängel mit «ausreichend» bewertet wurde, ergeben die Testergebnisse 2015 mit der Gesamtnote «gut» insgesamt ein leicht positiveres Bild. Deutlich besser bewertet wurden die Kriterien Verkehrsüberwachung und Tunnellüftung.
Beim Gotthardstrassentunnel wäre die Note «sehr gut» erstrebenswert – ähnlich dem ursprünglich einröhrigen Tauerntunnel in Österreich, der früher als «mangelhaft» bewertet und folglich nachgerüstet wurde. Seit 2011 fliesst der Verkehr hier durch zwei Röhren. Der Aufwand hat sich gelohnt: Beim europäischen Tunneltest 2012 erreichte er nämlich die Note «sehr gut» und den ersten Platz.
Der Schweizerische Gewerbeverband schreibt in einer Medienmitteilung, nur mit dem Bau einer zweiten Sanierungsröhre könne das Unfallrisiko deutlich gesenkt werden. In rund zehn Jahren muss der Gotthard-Strassentunnel umfassend saniert werden. Bundesrat und Parlament haben nach Prüfung verschiedener Varianten beschlossen, den Tunnel mit dem Bau einer zweiten Röhre zu sanieren. Dies insbesondere auch deshalb, weil nur mit dem Bau einer zweiten Tunnelröhre die heute geltenden Sicherheitsstandards erreicht werden können. (TCS/sgv/mc/pg)