U-blox-Aktie legt nach Zukauf in China markant zu
Thalwil – Der Halbleiterhersteller U-blox tätigt die bisher grösste Akquisition in der 20-jährigen Firmengeschichte. Er kauft für 52,5 Mio USD Teile der chinesischen SIMCom Technology Group und steigt damit zu einem der weltweit grössten Anbieter von M2M-Kommunikationsmodulen auf. An der Börse kommt der Deal sehr gut an.
U-blox wird im Bereich des «Internet der Dinge» zu einer grossen Nummer. Auf einen Schlag vergrössert sich der volumenmässige Marktanteil des Zürcher Unternehmens bei den zellulären Kommunikationsmodulen, welche die Mobilfunktechnologie zur Kommunikation von Maschinen zu Maschinen (M2M) benutzen, auf 30% von 8%.
Asset-Deal
Möglich wird dies dank eines sogenannten Asset-Deals mit der chinesischen SIMCom Technology Group. Die Thalwiler übernehmen somit keine Firma, sondern nur die meisten Produkte, die Kundenbasis sowie die Entwicklungs- und Vertriebsmitarbeiter des Bereichs SIMCom Wireless. Unter anderem stossen 150 Experten zum F&E-Team von U-blox. Der Kaufpreis wird in bar bezahlt. Der Deal soll bis Ende März über die Bühne gehen.
Neue Guidance für 2017
Wegen der Übernahme passt das Management um CEO Thomas Seiler die Ziele für 2017 an. SIMCom Wireless werde ab April bis Jahresende einen Umsatz von 75 Mio USD zum Gesamtumsatz beisteuern. Dadurch wird U-blox in die Region von einer halben Umsatz-Milliarde vorstossen. Konkret wird ein Wert zwischen 485 bis 515 Mio CHF in Aussicht gestellt, bislang waren es 410 bis 425 Mio CHF gewesen.
Unverändert bleibt hingegen die EBIT-Prognose. «Inklusive Integrationskosten» wird nach wie vor ein Wert zwischen 60 und 65 Mio CHF angestrebt. Details dazu gab das Management an einem Analysten- und Medienanlass keine bekannt. Es sei zu früh, um die Kosten für die Übernahme zu schätzen, sagte CEO Seiler am Montag an einem Analysten- und Medienanlass. Er warnte ausserdem davor, sich mit den öffentlich bekannten Zahlen der SIMCom Technology Group zu behelfen. Ein solcher Vergleich hinke.
«Dinge kommen gut zusammen»
Gleichwohl stellt Seiler in Aussicht, dass sich die Übernahme auf absehbare Zeit in Sachen Profitabilität auszahlen soll. «Wir erwarten gute EBIT-Beiträge», sagte er. Der Hintergrund dieser Erwartung sei, dass er dem übernommenen Geschäft eine Bruttomarge von 20% bis 30% zutraue. Über den genauen Zeitraum, wann die «guten EBIT-Beiträge» Realität werden sollen, wollte der Firmenchef keine Angaben machen.
Potenzial sieht er unter anderem wegen der grösseren Marktmacht, die sich zum Beispiel beim Einkauf positiv auswirken solle. «Was wir sagen und wünschen, hat nun mehr Gewicht», so Seiler.
Abgesehen davon kommen für den Firmenchef bei diesem Deal «die Dinge gut zusammen». Es ergäben sich Skalenvorteile und Cross-Selling-Möglichkeiten. Weil SIMCom einen Schwerpunkt bei leistungsschwächeren 2G-Produkten besitze, bestehen laut Seiler auch technologisch dank der 4G-Produkte von U-blox positive Perspektiven. Abgesehen davon werde die Präsenz im wichtigen chinesischen Markt grösser.
Aktie zeitweise zweistellig im Plus
An der Börse kam die Übernahme, die am Freitagabend nach Handelsschluss angekündigt worden war, sehr gut an. Die Papiere standen am Montagvormittag zeitweise zweistellig im Plus. Zum Börsenschluss notieren sie 9,7% höher bei 180,60 CHF. Sie machen damit allerdings nur einen kleinen Teil der im letzten Halbjahr erlittenen Verluste wett; im Spätsommer hatten sie phasenweise bei knapp 250 CHF notiert.
In ersten Analystenkommentaren wird der Deal zumeist positiv gewürdigt. Baader Helvea schreibt beispielsweise von einen starken strategischen Zug zum richtigen Zeitpunkt. Er spricht damit die schlechten Neuigkeiten des Unternehmens an, die erst vor knapp zwei Wochen publik wurden. Damals revidierte die Gesellschaft die Umsatzguidance für 2016 deutlich nach unten – mit negativen Folgen für den Aktienkurs.
Ein Fragezeichen wird von Experten teilweise zum Profitabilitätsniveau der gekauften Einheiten sowie zum tief wirkenden Übernahmepreis gesetzt. CEO Seiler kommentierte entsprechende Fragen am Analysten- und Medientreffen folgendermassen: «Wir haben gut verhandelt.» (awp/mc/pg)