Thalwil – Der Halbleiterhersteller U-blox verzichtet auf die Übernahme der Mobilfunkmodul-Produktlinie des chinesischen Unternehmens SIMCom. Die Prognosen für das laufende Geschäftsjahr werden in der Folge nach unten angepasst. An der Börse kommen die Neuigkeiten nicht gut an.
U-blox hatte die Akquisition von SIMCom im Januar angekündigt und der Abschluss war ursprünglich bereits auf Ende März vorgesehen. Der Kauf von Teilen der SIMCom Technology Group hätte 52,5 Mio USD kosten sollen und wäre die grösste Akquisition des Unternehmens gewesen.
«Einvernehmlicher Entscheid»
Trotz grosser Bemühungen beider Parteien habe das ursprünglich vorgesehene Geschäft nicht abgeschlossen werden können, heisst es in der Pressemitteilung. Es sei keine für beide Seiten zufriedenstellende Lösung gefunden worden, welche die erwarteten Vorteile gebracht hätte. Deshalb habe man einvernehmlich entschieden, die Kaufvereinbarung und den Knowhow-Transfer-Vertrag mit allen Nebenrechten aufzulösen.
Über die genauen Gründe des Verhandlungsabbruchs wollte CEO Thomas Seiler in einer Telefonkonferenz keine Angaben machen. «Wir sind diesbezüglich der Vertraulichkeit verpflichtet», sagte er. U-blox und SIMCom würden aber weiterhin gute Beziehungen pflegen und auch in Zukunft andere Wege für eine Zusammenarbeit prüfen.
Prognosen angepasst
Aufgrund dieser neuen Situation hat U-blox die Prognosen für das Geschäftsjahr 2017 wieder auf den Stand von Mitte Januar gebracht. Demnach wird für das Gesamtjahr mit einem Umsatz zwischen 410 Mio und 425 Mio CHF gerechnet. Für den EBIT prognostiziert das Unternehmen einen Wert zwischen 60 und 65 Mio CHF. Unter Einbezug der Akquisition hatte U-blox einen Umsatz zwischen 485 und 515 Mio CHF in Aussicht gestellt und einen EBIT im genannten Bereich.
Auch ohne die Akquisition soll das Wachstum über alle Regionen hinweg fortgesetzt werden. In Asien sei das Wachstumstempo nach wie vor auf einem hohen Niveau und habe sich in letzter Zeit sogar etwas beschleunigt, so Seiler. Der Fokus liege nun auf dem Wachstum mit den eigenen zellularen Modulen, wobei sich gerade im LTE-Bereich attraktive Möglichkeiten bieten würden.
Neben organischem Wachstum hält das U-blox-Management auch weiterhin Ausschau nach passenden Übernahmegelegenheiten. «Akquisitionen zählen weiterhin zu unserer Strategie». Dabei seien sowohl Ergänzungsakquisitionen zu bestehenden Bereichen als auch die Verbreiterung der Produktepalette denkbar. Auch die Gesellschaft in China, die eigens für die ursprünglich geplante Übernahme gegründet worden war, bleibe vorderhand bestehen.
Aktie im Minus
An der Börse verlieren die U-blox-Aktien an Terrain. Bis 11.30 Uhr geben die Titel bei überdurchschnittlichen Volumen um 2,1% auf 200,20 CHF nach. Damit konnten die Aktien die anfänglichen Verluste etwas eingrenzen. Zu Handelsbeginn waren die Valoren noch deutlich unter die Marke von 200 CHF getaucht.
Analysten werten die Neuigkeiten aus strategischer Perspektive als Rückschlag für U-blox. Jedoch seien Akquisitionen in China jeweils mit erheblichen Risiken verbunden und aus finanzieller Perspektive halte sich der Schaden in Grenzen, schreibt Kepler Cheuvreux. Die ZKB vermutet, dass die Integration von SIMCom bei U-blox wohl zu hohe Managementkapazitäten absorbiert hätte oder dass das Halten von Schlüsselpersonen in China zu teuer gekommen wäre. (awp/mc/upd/ps)