UBS prognostiziert starken, aber relativ kurzen Einbruch der Wirtschaft

UBS prognostiziert starken, aber relativ kurzen Einbruch der Wirtschaft
(Bild: Schlierner / Adobe Stock)

Zürich – Die Ökonomen der UBS erwarten für die Schweizer Wirtschaft wegen des Coronavirus eine scharfe, aber nicht allzu lange dauernde Rezession. Vor allem das Instrument der Kurzarbeit sowie die vom Bund garantierten Überbrückungskredite an Unternehmen sollten eine baldige Erholung ermöglichen.

«Die Bekämpfung der Ausbreitung des Coronavirus hat zur ersten staatlich angeordneten Rezession der modernen Wirtschaftsgeschichte geführt», meinte Daniel Kalt, Chefökonom UBS Schweiz, mit Blick auf die aktuelle Entwicklung am Montag an einem Call für Medien. Wahrscheinlich sei es gar eine der schärfsten Rezessionen, welche die Schweiz je gesehen habe. Speziell sei vor allem auch, dass die Wirtschaft weltweit praktisch gleichzeitig einbreche.

Nur Staatskonsum positiv
Im Detail erwarten die Ökonomen der Grossbank für das laufende Jahr 2020 in ihrem Basisszenario neu einen Einbruch des hiesigen Bruttoinlandproduktes (BIP) um 4,6 Prozent. Der private Konsum und die Investitionen dürften gemäss der neuen Prognose je rund 5 Prozent schrumpfen, die Exporte gar um 10 Prozent. Einzige positive BIP-Komponente ist der staatliche Konsum, der rund 2 Prozent zulegen sollte.

Entsprechend dürfte auch die Arbeitslosigkeit deutlich ansteigen und dieses Jahr einen Durchschnitt von 4,0 Prozent erreichen, dies im Vergleich zu 2,3 Prozent im letzten Jahr. Die Arbeitslosigkeit steigt gemäss den UBS-Berechnungen derzeit um rund 1200 bis 1500 Personen pro Tag. Das Problem sei derzeit aber vor allem, dass praktisch keine neuen Stellen geschaffen würden – und nicht dass es Massenentlassungen im grossen Stil gebe. «Im Normalbetrieb werden täglich 1’300 Stellen geschaffen. Diese Zahl tendiert jetzt wohl gegen Null», sagte Kalt.

Das Basis-Szenario der UBS entspricht einer sogenannten «U»-Rezession, d.h. es gibt keine unmittelbare Erholung nach dem Einbruch wie etwa bei einer «V»-Rezession, aber auch keine langwierige Baisse wie bei einer Rezession in Form eines «L». Letzteres haben man beispielsweise Mitte der 70er-Jahre im Rahmen der Ölkrise gesehen, erklärte UBS-Ökonom Alessandro Bee. Damals stagnierte das BIP nach einem starken Einbruch 1975 im darauf folgenden Jahr.

Erholung ab viertem Quartal
Lange gedauert habe es auch nach der Immobilienkrise in den frühen 90er-Jahren, bis sich die Wirtschaft wieder erholt habe. Der Fokus der Wirtschaftspolitik müsse daher jetzt darauf liegen, die Grundlagen für eine rasche Erholung zu schaffen. Gelinge dies, könne ein Teil des jetzt entstehenden wirtschaftlichen Schadens kompensiert werden.

Die UBS gibt sich relativ optimistisch, dass das gelingt. Mit der Ausweitung der Kurzarbeitsentschädigung sowie den via Banken an Tausende von KMU gewährten Überbrückungskrediten habe der Bund zu wirksamen Instrumenten gegriffen und damit den Grundstein für eine Erholung der Wirtschaft in der zweiten Jahreshälfte gelegt. «Wenn wir Glück haben, dann haben wir im vierten Quartal annähernd das Umsatz-Niveau von vor der Krise», sagte Kalt.

2021 sollte das BIP gemäss den neuen Prognosen dann bereits wieder einen Anstieg um knapp 4 Prozent (3,9%) zeigen. Damit wäre Ende 2021 zwar noch nicht der ganz BIP-Einbruch wieder wettgemacht, aber doch ein guter Teil davon. Ökonom Bee betonte allerdings, dass die Prognosen sehr unsicher seien, da man mit Fragen wie «Wie verbreitet sich ein Virus?» oder «Kommt eine zweite Welle?» relativ wenig Erfahrung habe.

Weitere Stützungsmassnahmen würden drin liegen
Falls die Erholung nicht so schnell voran kommt wie erhofft, könnte der Bund laut UBS wohl auch mit weiteren fiskalpolitischen Stützungsmassnahmen Unterstützung bieten. Das bisherige Fiskalpaket aus Kurzarbeitsentschädigung und Kreditgarantien sowie einigen weiteren Unterstützungsmassnahmen beträgt 62 Milliarden bzw. rund 9 Prozent des BIP. «Wir schätzen, dass die Schweiz weitere 125 Milliarden Franken (17% des BIP) ausgeben kann, ohne ihr AAA-Kreditrating zu verlieren», meinte Kalt.

Beim Blick über 2021 hinaus meinten die UBS-Ökonomen ausserdem: «Die Coronakrise wird kaum neue Trends auslösen, vielmehr wird sie die bestehenden Entwicklungen verstärken – sie kann ein Katalysator für den Strukturwandel sein.»

Die erfolgreichen Branchen der letzten Jahre – die Pharmaindustrie, die Gesundheitsbranche und die Informationstechnologie – würden kaum unter der Krise leiden. Währenddessen würden die bisherigen krisenanfälligen Branchen Tourismus, Gastronomie und Detailhandel in der Rezession massiv an Substanz einbüssen. «Der Strukturwandel in der Schweizer Wirtschaft dürfte damit in den kommenden Jahren deutlich an Fahrt gewinnen», ist das Fazit. (awp/mc/ps)

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