UBS: Aktuelle politische Agenda birgt langfristig Gefahren
Lukas Gähwiler, CEO UBS Schweiz. (Foto: UBS)
Zürich/Basel – Auf der politischen Agenda der Schweiz stehen laut der UBS derzeit mehrere Initiativen, die den Wirtschaftsstandort Schweiz in der langen Frist gefährden können. Besonders hervorzuheben seien diejenigen Vorstösse, deren Annahme sich direkt auf den Arbeitsmarkt oder das Steuersystem auswirken würde. An der kurzfristigen Konjunkturprognose hält die UBS weiter fest.
Die Initiative zur Erbschaftssteuer ist der UBS ein Dorn im Auge. Vermögenskapital sei extrem mobil, weshalb es abwanderungsgefährdet sei, so Daniel Kalt, Chefökonom UBS Schweiz, am Mittwoch vor den Medien. Ein Kapitalverlust auf volkswirtschaftlicher Ebene wäre die Folge der Initiative. Zudem gefährde die Initiative auch die Nachfolgeregelung der KMU im Familienbesitz. Die Erben würden heute oft nicht über die finanziellen Mittel verfügen, um die Erbschaftssteuer im Rahmen der Übergabe der Firma zu schultern, ergänzte Gähwiler.
Höhere strukturelle Arbeitslosigkeit
Durch die Mindestlohninitiative werde langfristig die strukturelle Arbeitslosigkeit erhöht, befürchtet Kalt. Schlecht qualifizierte Arbeitskräfte würden Gefahr laufen, aus dem Wettbewerb ausgeschlossen zu werden. Weiter könnte der Mindestlohn die Zuwanderung erhöhen, da in vielen umliegenden Ländern die nominalen Mindestlöhne deutlich tiefer seien. Aber auch die migrationsbeschränkenden Initiativen dürften sich negativ auswirken. Diese könnten zu einem Mangel an hochqualifiziertem Personal führen, so Kalt.
Aus der Beschäftigungsentwicklung der Schweiz lasse sich ableiten, dass momentan in stark wertschöpfenden Sektoren ein Abbau stattfinde. Ein Beispiel sei das verarbeitende Gewerbe. Die Schweiz entwickle sich immer mehr von einem exportorientierten Industrieland zu einem dienstleistungsorientierten Konsumland, erklärte Lukas Gähwiler, CEO Schweiz der UBS.
Vorsichtige Konjunkturprognose – kurzfristig bleiben die Zinsen tief
Gleichzeitig bestätigten die UBS-Ökonomen ihre Prognosen für das BIP-Wachstum im laufenden Jahr mit 0,9%. 2014 soll die Wirtschaftleistung gemäss den Prognosen um 1,2% expandieren – ebenfalls unverändert zur letzten Schätzung. Mario Draghi habe zwar die Eurozone gestützt, doch fundamental sei die Schuldenkrise noch nicht gelöst, so Kalt. Es gebe deshalb im Moment noch keinen Grund von einer Zunahme des Zinsniveaus in der kurzen Frist auszugehen.
Den ersten Schritt in diese Richtung dürfte das Fed machen, da die amerikanische Wirtschaft Erholungstendenzen zeige. Die Europäische Zentralbank (EZB) würde daraufhin ihre Zinspolitik ebenfalls anpassen, so Kalt weiter. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) werde diese Entwicklung abwarten, bevor sie die eigene Geldpolitik zu straffen beginne. Mit einem solchen Schritt rechnen die UBS-Ökonomen frühestens 2015.
Keine Inflation sichtbar
Trotz der expansiven Geldpolitik bestünden zurzeit keine unmittelbaren Teuerungsrisiken, die durchschnittliche Teuerungsrate dürfte 2013 bei minus 0,3% liegen. Im Folgejahr wird mit +0,7% wieder eine positive Inflationsrate erwartet.
Tendenz zur Immobilienblase
Risiken gebe es hingegen auf dem Schweizer Immobilienmarkt. Eine stärkere rezessive Phase würde zu Ausfällen bei Hypotheken führen. Der Höhenflug des Aktienmarktes sei zudem wohl weniger auf Fundamentaldaten, als auf den hohen Liquiditätsbestand zurückzuführen, erklärte Gähwiler. (awp/mc/pg)