Frankenstärke verringert Gewinnmargen für Industrie

Frankenstärke verringert Gewinnmargen für Industrie

Laut UBS-Umfrage haben sich Auftragseingänge aus dem In- und Ausland leicht verbessert.

Zürich – Der starke Franken zeigt erste Auswirkungen auf die Schweizer Exportwirtschaft. Ihr Wachstum dürfte sich im laufenden Jahr auf 2,7% abschwächen, wie die UBS auf Grundlage einer am Mittwoch publizierten Umfrage berechnet hat.

Damit verlieren die Ausfuhren deutlich an Schwung. Nach dem Absturz in der Wirtschaftskrise waren die Ausfuhren im vergangenen Jahr 2010 noch um 9,3% nach oben geschossen. Im nächsten Jahr dürften die Exporte dann wieder um 3,8% anziehen, schätzen die UBS-Ökonomen. Wie die Umfrage der Grossbank bei 230 Schweizer Industrieunternehmen ergeben hat, sind in der Industrie die Umsätze aus Exporten zwar gestiegen, die Gewinne jedoch stagnieren.

Auftragseingang aus dem Ausland überraschend
Die Auftragseingänge aus dem In- und Ausland hätten sich leicht verbessert. Auch der Auftragseingang aus dem Ausland sei überraschend, schreiben die UBS-Ökonomen. Es zeige sich aber, dass die Unternehmen auf Grund der Franken-Stärke Margeneinbussen in Kauf nehmen würden, um den Umsatz zu halten. Der starke Franken hat zwar einen Einfluss auf die Exporte, die Auswirkungen sind aber gemäss den UBS-Experten «weitaus geringer als befürchtet». Sie machen dafür zwei Hauptgründe geltend: Einerseits kompensiere der globale Aufschwung vor allem in den Schwellenländern die negativen Folgen des starken Frankens.

Konjukturentwicklung erfreulich
Andererseits exportiere die Schweiz vermehrt hochspezialisierte und deshalb teure Produkte, die weniger von Preisschwankungen betroffen seien. Bei diesen Qualitätsprodukten reagiere die Nachfrage nur geringfügig auf Preisänderungen. Dazu gehören etwa Pharmazeutika, Uhren oder Mess- und Kontrollinstrumente. Insgesamt entwickelt sich die Schweizer Wirtschaft aber erfreulich – auch wenn sie an Schwung verliert. Nach einem Plus von 3,1% im Vorquartal zeigt der anhand der Umfrage berechnete UBS-Konjunkturindikator für das erste Quartal 2011 ein Wachstum des Bruttoinlandprodukts (BIP) von 2,7%. Im folgenden Quartal dürfte das Plus nur 2,2% betragen.

Überdurchschnittliches BIP-Wachstum erwartet
Ingesamt rechnen die UBS-Experten für das ganze Jahr 2011 mit einem Wachstum von 2,7%. Dieser Wert liegt weit über dem langjährigen Durchschnitt von 1,6%. Auch das vergangene Jahr würde übertroffen, als das Schweizer BIP um 2,6% zugelegt hatte. Damit zählen die UBS-Ökonomen zu optimistischsten Konjunkturauguren. Anders als in anderen Ländern ist im Schweizer Arbeitsmarkt nicht die Arbeitslosigkeit das grösste Problem. Die Arbeitslosenquote werde 2011 gemäss UBS-Prognosen von 3,9% auf 3,2% sinken. Sorgen bereitet den befragten Unternehmen bereits wieder der Fachkräftemangel. Gemäss Bundesamt für Statistik (BFS) meldeten im ersten Quartal 2011 rund ein Drittel aller Betriebe Schwierigkeiten bei der Rekrutierung von qualifizierten Fachkräften. Die UBS geht sogar von noch mehr aus.

Fachkräftemangel
Gesucht sind vor allem Mathematiker, Informatiker, Naturwissenschafter und Techniker. Ohne Ausländer ist diese Lücke nicht zu schliessen. Denn in der Schweiz würden bereits 82% der über 15-Jährigen arbeiten. Das sei der höchste Beschäftigungsgrad aller OECD-Länder. So müssten insbesondere Pharmabetriebe, aber auch Unternehmen aus Gesundheit und Pflege vermehrt auf ausländische Fachkräfte zurückgreifen – und die Situation dürfte sich noch verschlimmern. Um das Problem zu lösen, greifen verschiedene Schweizer Unternehmen auf andere Mittel zurück. Novartis etwa bietet seinen Mitarbeitern nach der Pensionierung an, als Coach oder externer Manager im Betrieb weiterzuarbeiten. (awp/mc/upd/ss)

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