Zürich – Der Privat-Konsum in der Schweiz scheint sich derzeit deutlich abzukühlen. So ist der UBS-Konsumindikator im Juni um 0,40 Punkte auf 1,48 Punkte gesunken, der Vormonatswert für den Mai wurde ausserdem um 0,03 Punkte nach unten revidiert. Der Juni-Wert entspricht dem bisher tiefsten Stand in diesem Jahr bzw. dem tiefsten Wert seit Februar 2010.
Alle Komponenten des Indikators seien im Juni rückläufig gewesen, so die UBS in einer Mitteilung vom Dienstag. Zum Rückgang habe insbesondere die geringere Zahl der Neuimmatrikulationen von Personenwagen (-12% im Juni, nach +20% im Mai gg VJ) beigetragen, was auf die aussergewöhnlich geringe Anzahl von Arbeitstagen im Juni zurückgeführt werden könne. Ebenfalls deutlich rückläufig war der Geschäftsgang im Detailhandel.
Schweizerinnen und Schweizer gehen fremd
Allerdings geben die Ökonomen der Grossbank auch etwas Entwarnung. Da der Indikator hauptsächlich den Konsum im Inland messe, Schweizerinnen und Schweizer wegen des starken Frankens aber vermehrt im Ausland konsumieren dürften, werde die Dynamik des gesamten Privatkonsum im In- und Ausland womöglich unterschätzt.
Deutliche Beschleunigung des Privatkonsums erwartet
Der aktuelle Indexstand von knapp 1,5 impliziert den Angaben zufolge ein Wachstum des inflationsbereinigten Privatkonsums von 1,5% zum Vorjahr. Im Jahresverlauf dürfte deshalb eine deutliche Beschleunigung des Privatkonsums erwartet werden, schreibt die UBS. Im ersten Quartal wuchs der Konsum (gemäss Seco) nur gerade mit 0,6%, was bei einem Zuwachs der Schweizer Bevölkerung um rund 1% pro Jahr einem Konsumrückgang pro Kopf entspricht. Treiber des Konsums seien weiterhin die tiefen Zinsen, die anhaltende Zuwanderung und die steigende Beschäftigung, so die Ökonomen.
Konsumlaune nach wie vor ausgelassen
Auch andere Ökonomen sehen die Entwicklung ähnlich. Die Konsumlaune in der Schweiz sei nach wie vor ausgelassen, auch wenn die Unsicherheiten über die Schuldenentwicklung in der Eurozone und eine sich abzeichnende Verlangsamung der globalen Konjunktur allmälich auf die Stimmung drückten, kommentieren etwa die Analysten der Liechtensteiner VP Bank. Die möglichen Folgen des immer noch starken Frankens auf die Realwirtschaft schienen den Konsumenten aber bisher nur wenig zu beschäftigen.
Der UBS-Konsumindikator wird aus fünf Subindikatoren berechnet: Immatrikulationen von neuen Personenwagen, Geschäftsgang im Detailhandel, Anzahl Hotelübernachtungen von Inländern in der Schweiz, Konsumentenstimmungsindex sowie Kreditkartenumsätze, die über UBS an inländischen Verkaufspunkten generiert werden. (awp/mc/pg)