UBS Outlook Schweiz: Nicht mehr Wachstum, aber besser abgestützt
Zürich – Das UBS Chief Investment Office Wealth Management erwartet für dieses Jahr ein solides Wachstum der Schweizer Wirtschaft, das von mehr Branchen getragen sein dürfte als letztes Jahr. Aufgrund steigender Erdölpreise sollte die Inflation heuer erstmals seit 2014 wieder im positiven Bereich liegen. Dennoch wird die SNB ihre Zinsen weiterhin negativ belassen, da die EZB nicht zu einer Zinserhöhung bereit ist.
Die UBS-Ökonomen rechnen in diesem Jahr mit einem Wachstum des Schweizer Bruttoinlandprodukts von 1,4 Prozent. Das Wirtschaftswachstum dürfte sich damit zwar im Vergleich zum vergangenen Jahr nicht weiter beschleunigen, es wird aber breiter abgestützt sein. 2016 war die Erholung noch stark von einzelnen Branchen wie der Pharmaindustrie geprägt. In diesem Jahr sollte die Mehrheit der Schweizer Branchen die Anpassung an die neuen Wechselkursrealitäten abgeschlossen haben und wieder zum Wachstum beitragen. Somit sollte auch die Arbeitslosigkeit von durchschnittlich 3,3 Prozent im letzten Jahr auf 3,2 Prozent in diesem Jahr fallen. Zudem sanken 2016 die Importpreise aufgrund der Frankenaufwertung im Vorjahr sowie des scharfen Rückgangs der Erdölpreise seit Mitte 2014. Beide Effekte werden in diesem Jahr an Kraft verlieren. Die UBS-Ökonomen erwarten daher für das Gesamtjahr eine Inflation von 0,4 Prozent.
EURCHF-Wechselkurs von Geldpolitik abhängig
Die Schweizerische Nationalbank (SNB) ist auch in diesem Jahr bereit, eine deutliche Frankenaufwertung mit Währungsmarktinterventionen zu bekämpfen. Denn eine starke Währungsaufwertung kann den fragilen Wirtschaftsaufschwung gefährden. Die Negativzinsen bleiben neben Interventionen an den Devisenmärkten das zweite Instrument der SNB zur Bekämpfung einer Frankenaufwertung. Aufgrund der weiterhin sehr expansiven Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) dürfte die erste Zinserhöhung der SNB von aktuell -0,75 auf -0,50 Prozent erst im Juni 2018 erfolgen. Vor 2019 erwarten die UBS-Ökonomen keine Rückkehr der SNB-Leitzinsen in den positiven Bereich.
Globale geopolitische Unsicherheiten sowie die Geldpolitik der SNB und der EZB prägen weiterhin den EURCHF-Wechselkurs. Kurzfristige Schwankungen des Währungspaars wurden meist durch geopolitische Ereignisse wie den Brexit, die US-Wahlen oder noch weiter in der Vergangenheit, die Eurokrise ausgelöst. Dank der Interventionen der SNB lösten diese Ereignisse bisher keine signifikanten Bewegungen von EURCHF aus. Mittelfristig ist die Geldpolitik der EZB für den EURCHF-Wechselkurs bedeutender. UBS erwartet, dass die EZB im Spätsommer den schrittweisen Ausstieg aus ihrem Anleihenkaufprogramm bekanntgeben wird. Dies dürfte den Euro unterstützen. Erstmals seit Beginn der Eurokrise sollte somit der Druck auf EURCHF spürbar nachlassen und das Währungspaar mittelfristig wieder in Richtung 1.15 steigen. Auf der Zinsseite hatte die Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten einen starken Anstieg der Anleihen-Zinsen ausgelöst – nicht nur in den USA, sondern auch in der Eurozone und der Schweiz. Die Kapitalmärkte müssen diese Aufwärtsbewegung verdauen. Die Zinsen dürften sich daher in den nächsten Quartalen seitwärts bewegen.
Globale Politik als grösstes Risiko
Die globale Politik stellt in diesem Jahr das grösste Risiko für die Schweizer Konjunktur dar. Ein Wahlerfolg der rechtspopulistischen Partei Front National in Frankreich kann die Konjunkturaussichten in der Eurozone trüben und zu Verwerfungen an den internationalen Devisenmärkten führen. Beides bekäme der Schweizer Aussenhandel schmerzhaft zu spüren. Risiken gehen auch von Donald Trumps Amtsführung aus, falls er mit protektionistischen Massnahmen hiesige Exporte in die USA erschwert. Die Schweizer Wirtschaft dürfte hingegen positiv überraschen, falls sich die globale Konjunktur stärker als erwartet entwickelt. Die Hoffnungen liegen dabei auf einem umfangreichen Fiskalpaket der Trump-Administration. Dessen Wirkung käme auch den Schweizer Exporten zu Gute. Gelingt es der Wirtschaft der Eurozone, eine Wachstumsverlangsamung abzuwenden, können daraus ebenfalls wichtige Impulse für die Schweizer Wirtschaft entstehen. (UBS/mc/ps)