Actelion zurück am Verhandlungstisch mit Johnson&Johnson
Basel – Der seit rund einem Monat andauernde Übernahmepoker um das Baselbieter Biotech-Unternehmen Actelion ist um eine Wendung reicher. Das Unternehmen teilte am Mittwochabend mit, dass die zuvor abgebrochenen Gespräche mit dem akquisitionswilligen US-Konzern Johnson&Johnson wieder aufgenommen wurden. Damit scheint der Mitbewerber Sanofi aus dem Rennen zu sein. Die Actelion-Aktie reagierte am Donnerstag an der Schweizer Börse mit einem weiteren Kursanstieg.
Actelion und Johnson&Johnson (J&J) hätten «exklusive Verhandlungen im Hinblick auf eine mögliche strategische Transaktion» aufgenommen, heisst es in der kurzen Mitteilung, die von beiden Unternehmen am Mittwochabend publiziert wurde. Weiterhin gebe es aber «keine Gewähr», dass diese Diskussionen zu einer Transaktion führten. Actelion und J&J hatten am 25. November erstmals offiziell Gespräche bestätigt, am 14. Dezember hatten die beiden Unternehmen allerdings mitgeteilt, diese wieder zu beenden.
Bei Beobachtern ist die Wiederaufnahme der Übernahmegespräche mit Überraschung aufgenommen worden. Weshalb es vergangene Woche noch zum Abbruch der Gespräche gekommen war, darüber konnte mangels Informationen nur spekuliert werden. Von Beobachtern waren immer wieder zu hohe Preisvorstellungen des Actelion-Managements genannt worden. Das Angebot von J&J soll bei rund 250 CHF je Aktie gelegen haben.
Sanofi wollte flexibleren Preis
Actelion hatte vor Wochenfrist allerdings auch bestätigt, dass Verhandlungen mit einem weiteren Interessenten weitergingen. Laut einstimmigen Medienberichten handelte es sich dabei um den französischen Pharmakonzern Sanofi. Dabei soll es gar um einen Preis von 275 USD resp. 280 je Actelion-Titel gegangen sein. Der Preis habe allerdings eine später auszahlbare Komponente erhalten, die von der zukünftigen Performance der Medikamenten aus der Pipeline abhängen solle, hiess es in den Medien. Die Verhandlungen könnten nun nicht zuletzt an diesen Bedingungen gescheitert sein, mutmassten einige Beobachter am Donnerstag.
Actelion macht praktisch den gesamten Umsatz mit seinen Medikamenten zur Therapie von Lungenbluthochdruck. Das Pharmaunternehmen konnte dabei das bisherige mit Patentabläufen konfrontierte Hauptmedikament Tracleer erfolgreich durch Nachfolgemedikamente ersetzen. Die Qualität der Medikamentenpipeline, die unter anderem den Wirkstoff Ponesimod zur Behandlung von multipler Sklerose (MS) umfasst, ist bei Beobachtern dagegen umstritten.
Druck von Aktionären
Die Rückkehr von Actelion und J&J an den Verhandlungstisch könnte bedeuten, dass J&J sein Preisangebot erhöht habe, heisst es in Kommentaren. Allerdings sei auch der Druck von Seiten von bestehenden Aktionäre auf die Actelion-Führung mittlerweile sehr hoch, zu einem Abschluss zu kommen. Firmengründer und CEO Jean-Paul Clozel hatte sich in der Vergangenheit stets gegen Übernahmeversuche gewehrt.
Trotz der ermutigenden Zeichen zeigten sich die Bankenanalysten am Donnerstag zurückhaltend. Auch jetzt sei noch unsicher, ob es zu einem offiziellen Angebot oder einer anderen Art von Transaktion – etwa einer Zusammenarbeit – kommen werde, betont etwa ZKB-Analystin Sibylle Bischofberger: «Wegen der vielen Gerüchte bleiben die Titel spekulativ und risikoreich.»
Auch die Experten des Aktienresearch von S&P bleiben mit einem Rating «Hold» (bisher «Sell») vorsichtig. Ihr Preisziel setzen sie auf 215 CHF. Bei der Festsetzung nehmen die Analysten eine Wahrscheinlichkeit von 50% für einen Deal an: Bei einem Zustandekommen gehen sie von einem Übernahmepreis von 250 CHF je Aktie aus, bei einem Scheitern werde der Kurs dagegen auf rund 180 CHF zurückfallen.
Am Aktienmarkt wurden die neuen Entwicklungen am Donnerstagmorgen mit einem Kursanstieg auf ein Allzeithoch von 232,60 CHF honoriert, im Handelsverlauf fielen die Titel wieder etwas zurück und gingen mit einem Plus von 4,1% auf 223,90 CHF aus dem Handel. (awp/mc/upd/ps)