Zürich – Die Schweizer Uhrenindustrie leidet schwer unter den Folgen der Coronapandemie. Und für viele in der Branche tätige Manager ist noch kein Ende der Krise in Sicht. Obwohl die Online-Kanäle an Wichtigkeit gewinnen, investieren die Firmen weiterhin auch Geld ins traditionelle Verkaufsnetz.
Im letzten Jahr hatten die politischen Unruhen in Hongkong oder der Handelskrieg zwischen den USA und China der Branche zugesetzt. Doch mit Ausbruch der Coronapandemie hat sich die Lage noch zugespitzt. Laut einer Umfrage der Beratungsfirma Deloitte sehen 85 Prozent der befragten Uhrenmanager nach wie vor kein Licht am Ende des Tunnels.
Corona belaste das Geschäft der Uhrenverkäufer nach wie vor, heisst es in der am Montag veröffentlichten Deloitte-Studie. Aufgrund der Reisebeschränkungen brach etwa der für die Branche wichtige globale Tourismus ein. Dies habe dazu geführt, dass das Geschäft in Duty-Free-Shops und Shopping-Destinationen praktisch zum Stillstand kam. Zudem habe in vielen Ländern der lokale Konsum unter den Lockdowns gelitten.
Besonders stark falle der Nachfrageeinbruch bei Quarzuhren aus, so die Studie weiter. Das zeigten die stark rückläufigen Exportzahlen in den tieferen Preissegmenten. Ausserdem hätten coronabedingte Produktionsstopps in China Lücken in die Lieferketten der Produzenten solcher Uhren gerissen. Die Produktion dürfte daher vermehrt in die Schweiz zurückgeholt werden, heisst es.
Shops bleiben wichtig
Die Krise reisst auch Löcher in die Geldbeutel vieler Konsumenten, was auf die Stimmung der Kunden drückt. Beinahe 30 Prozent der von Deloitte befragten Konsumenten gaben an, dass sie in diesem Jahr geplante Uhrenkäufe verschieben würden. 18 Prozent verzichten sogar ganz darauf.
Den Uhrenverkäufer bereiten die Maskenpflicht, Hygienemassnahmen und Social Distancing ebenfalls grosse Sorgen. Dadurch könne das in der Uhrenbranche nicht unwichtige Einkaufserlebnis leiden. Gemäss der Studie fühlten sich nämlich nur rund die Hälfte der Konsumenten sicher, wenn sie einkaufen gehen.
Trotz der Pandemie bleiben die traditionellen Geschäft aber der wichtigste Vertriebskanal für die Uhrenbranche. Das glauben laut der Umfrage 70 Prozent der Führungskräfte. Fast zwei Drittel gaben an, dass sie im Rahmen der Omnichannel-Strategie auch in Shops investieren werden.
Das Anschauen und Anprobieren der Luxusuhren spiele weiterhin eine grosse Rolle, sagt Karine Szegedi, die den Bereich Fashion&Luxury bei Deloitte Schweiz leitet. Zur Markenpflege werde daher auch in mit mobiler Technologie ausgerüstetes Personal und neue Handy-Apps investiert. Die Herausforderung sei es, das physische und digitale Erlebnis geschickt miteinander zu verbinden, so Szegedi weiter. (awp/mc/ps)