Biel – Die Schweizer Uhrenhersteller haben im Juni erneut weniger ins Ausland exportiert. Und auch das Halbjahr war klar rückläufig. Vor allem die beiden wichtigen asiatischen Märkte Hongkong und China schwächeln deutlich. Dagegen erlebt die Branche in Japan einen Aufschwung.
Insgesamt sind die Schweizer Uhrenexporte im Juni im Vergleich zum entsprechenden Vorjahresmonat um 7,2 Prozent auf 2,27 Milliarden Franken gesunken, wie das Bundesamt für Zoll und Grenzsicherheit (BAZG) und der Verband der Schweizerischen Uhrenindustrie (FH) am Donnerstag mitteilten. Real, also preisbereinigt, lag das Minus für Produkte von Marken wie Rolex, Cartier, Omega oder IWC gar bei 9,7 Prozent.
Mehr als 80 Prozent des Rückgangs im Juni ist laut dem Uhrenverband auf die Stahluhren (wertmässig -15,5%) zurückzuführen, während etwa die Produkte aus Edelmetallen stabil blieben. Das Gesamtvolumen ging um 300’000 Stück zurück, was auf den deutlichen Rückgang sowohl bei Stahl (-18,2%) als auch in der Kategorie «Andere Materialien» (-19,9%) zurückzuführen war.
Im gesamten Halbjahr betrug das Minus nach dem Rekordjahr 2023 nominal 3,3 Prozent auf 12,9 Milliarden Franken, wobei die Monate Januar und April positive Wachstumsraten, die restlichen Monate negative Wachstumsraten verbuchten. Die Anzahl exportierter Uhren ging im Halbjahr um über 800’000 Stück (-9,9%) zurück.
Einbruch in Hongkong und China
Vor allem die Wachstumsraten in den wichtigen Märkten Hongkong (-23,1%) und China (-36,5%) waren im Juni stark negativ. Und auch im Halbjahr sah es nicht viel besser aus mit Absatzeinbrüchen gegenüber dem Vorjahr von volumenmässig jeweils rund 20 Prozent. Auf das gesamte Halbjahr gesehen waren China und Hongkong mit einem Exportvolumen von je rund 1 Milliarde Franken die Märkte Nummer zwei und drei, im Juni reichte es sogar nur noch für Rang drei und vier.
Positiv entwickelt hat sich dafür mit Japan ein anderer asiatischer Markt. In das Land der aufgehenden Sonne wurden im Juni Uhren made in Switzerland im Wert von rund 175 Millionen Franken (+13,2%) verschifft, was den zweiten Platz ausmachte. Im Halbjahr lag Japan auf Platz vier noch knapp hinter China und Hongkong. Mit ein Grund für den Aufschwung sind die im Zuge der Yen-Schwäche zahlreicher nach Japan reisenden Touristen. Auch Chinesinnen und Chinesen kaufen dort vermehrt Uhren.
Klar grösster Absatzmarkt für Schweizer Uhren bleiben die USA mit einem Exportvolumen im Juni von 376,2 Millionen Franken (+16,5%) bzw. im Halbjahr von 2,1 Milliarden Franken (+3,6%). Weitere wichtige Märkte sind zudem Singapur, Grossbritannien, Frankreich, Deutschland sowie die Vereinigten Arabischen Emirate.
Rückgang zeigt sich bei Swatch und Richemont
Der starke Rückgang im von einer Konjunkturschwäche geprägten China zeigte sich auch bei den grossen börsenkotierten Uhrenkonzernen Swatch und Richemont, welche diese Woche über den Geschäftsgang der letzten Monate berichteten. Die Swatch Group etwa erlitt in China zusammen mit Hongkong und Macau einen Umsatzrückgang von rund 30 Prozent.
«Mit einem derart starken Rückgang hatten wir Anfang Jahr nicht gerechnet», sagte Konzernchef Nick Hayek gegenüber der Nachrichtenagentur AWP. Die Konsumentenstimmung in China leide etwa unter der Krise am Immobilienmarkt oder habe sich auch mit Blick auf die zunehmende Arbeitslosigkeit bei der jungen Bevölkerung verschlechtert. Gemäss Hayek waren vor allem die Marken aus dem Luxussegment stark rückläufig, während die billigeren Marken wie etwa Swatch sogar zugelegt hätten.
Der Genfer Konkurrent Richemont verbuchte derweil in den genannten Märkten in den Monaten April bis Juni gegenüber den allerdings sehr hohen Vorjahreswerten einen Rückgang von 27 Prozent. (awp/mc/ps)