Biel – Die weltweite Nachfrage nach Schweizer Uhren ist weiterhin rückläufig, wobei sich der Rückgang im Vergleich zur Oktober-Statistik deutliche abgeschwächt hat. Während sich die Lage in Hongkong und China zu stabilisieren vermag, bleiben die Ausfuhren von Schweizer Uhren in die USA und in die meisten europäischen Märkte nach wie vor unter Druck.
Das Exportvolumen von Schweizer Uhren sank im Berichtsmonat gegenüber dem Vorjahr um 5,6% auf 1,86 Mrd CHF. Real betrug das Minus 8,7%, wie die Eidgenössische Zollverwaltung (EZV) und der Verband der Schweizerischen Uhrenindustrie (FH) am Dienstag mitteilten. Arbeitstagbereinigt fiel der Rückgang mit nominal 9,8% und real 12,8% deutlicher aus. Der November 2016 wies einen Arbeitstag mehr auf als der Vergleichsmonat im Vorjahr.
Bereits in vergangenen Monaten hatten sich die Uhrenexporte markant rückläufig entwickelt. Im Oktober nahmen sie nominal um 16%, im September um 5,7%, im August um 8,8% sowie im Juli um 14% ab. Nach elf Monaten resultiert somit ein Rückgang um 10% auf 17,7 Mrd CHF.
Sinkende Exporte von Edelmetall-Uhren
Vom Rückgang im November seien einmal mehr die Edelmetall-Uhren stark betroffen gewesen, schreibt der Verband weiter. Die Exporte in dieser Material-Kategorie sanken in Franken um 15% auf 609 Mio CHF und gemessen an den exportierten Stückzahlen um gut 13% auf 39’400.
Unter Druck standen auch die Ausfuhren von Uhren aus anderen Metallen (-18% auf 97,4 Mio CHF; -12% auf 277’100 Stück). Hingegen wuchsen die Exporte sowohl von Stahl- (+5,0% auf 741 Mio; +6,4% auf 1,4 Mio) als auch von Gold-Stahluhren (+3,7% auf 267 Mio; +2,6% auf 107’800).
Hongkong stabil – Wachstum in China
In der Länder-Betrachtung fällt auf, dass sich der wichtigste Absatzmarkt für die Schweizer Uhrenindustrie, Hongkong, in der November-Statistik nach den teilweise starken Einbussen der Vormonate stabilisiert hat. Die Uhrenexporte nach Hongkong sind lediglich um 0,7% auf 249 Mio CHF gesunken. Um daraus positive Schlüsse für die weitere Entwicklung zu ziehen, sei es allerdings noch zu früh, dämpft der Uhrenverband die Erwartungen.
Gar einen Anstieg verzeichnete nach August und Oktober erneut China (+7,9% auf 116 Mio CHF). Und auch Grossbritannien profitiert weiterhin von der seit der Brexit-Abstimmung anhaltenden Pfund-Schwäche. Die wachsenden Tourismuszahlen wirken sich auch auf die Luxusgüterindustrie aus und so sind die Uhrenexporte ins britische Königreich im November (+6,5% auf 129 Mio CHF) wiederum angestiegen.
Insgesamt verzeichnen allerdings die meisten Märkte des «alten Kontinents» Rückgänge: So sanken die Ausfuhren von Schweizer Uhren nach Italien um 12% auf 113 Mio CHF, jene nach Deutschland um 8,7% auf 103 Mio oder nach Frankreich gar um 19% auf 77,9 Mio. Ebenfalls stark um 18% auf 197 Mio nahmen die Exporte in die USA ab.
Bei den Preiskategorien zeigt sich bei Uhren im Preisband von 200 bis 500 CHF mit 8,5% der stärkste Rückgang. Aber auch teure Uhren zu Exportpreisen von über 3’000 CHF (-7,1%) wurden im November weniger exportiert, während die Uhren der tiefsten Preiskategorie von unter 200 CHF (+2,9%) sowie jene zwischen 500 und 3’000 CHF (+2,6%) wertmässige Steigerungen verzeichneten.
Swatch-Aktie legt zu
An der Börse haben vor allem die Swatch-Aktien positiv auf die Exportdaten reagiert. Sie klettern bis um 09.30 Uhr um 2,7% auf 316,00 CHF in die Höhe. Richemont gewinnen derweil nach einem etwas schwächeren Start mittlerweile 0,8% auf 67,70 CHF dazu, dies bei einem fester tendierenden Gesamtmarkt (SMI: +0,54%).
Die Exporte seien im November zwar erneut zurückgegangen, der Rückgang sei allerdings weniger stark als befürchtet ausgefallen, meinen Analysten. Nach dem deutlichen Abschlag im Oktober zeige der November eine leichte Verbesserung, schreibt René Weber von der Bank Vontobel. Dies sei insbesondere der überraschend stabilen Entwicklung in Hongkong zuzuschreiben.
Die besser als befürchtet ausgefallenen November-Daten hätten die Annahme bestätigt, dass die Oktober-Exporte ein negativer Ausreisser waren und sich die Entwicklung im Grossraum China 2017 verbessern sollte, ergänzt Patrik Schwendimann von der ZKB. Allerdings rufe der mutmassliche Terroranschlag in Berlin in Erinnerung, dass in Europa weiterhin ein latentes Anschlagsrisiko bestehe.
Dennoch geht der ZKB-Analyst davon aus, dass auf globaler Ebene für die Swatch Group im kommenden Jahr wieder ein leichtes Umsatzwachstum möglich ist. Und er bekräftigt seine Einstufung der Aktie mit «Übergewichten», wobei er in einem freundlichen Börsenumfeld ein Kurspotenzial von rund 15% sieht. (awp/mc/ps)