Biel – Die Schweizer Uhrenbranche hat mit widrigen Umständen zu kämpfen: Während die Nachfrage nach Schweizer Zeitmessern in wichtigen Märkten Asiens wie Hong Kong und China deutlich abgenommen hat, belastet der starke Franken das Marktumfeld zusätzlich. Immerhin scheint sich die Lage angesichts steigender Exportzahlen etwas zu entspannen.
Im Monat August sind die Schweizer Uhrenexporte im Vergleich zum Vorjahr um 6,9 Prozent auf 1,95 Milliarden Franken gestiegen, wie der Verband der Schweizerischen Uhrenindustrie (FH) am Donnerstag mitteilte. Bereits im Juli hatten sie leicht zugelegt, dies nachdem die Ausfuhren in den Monaten zuvor rückläufig tendiert hatten.
Sowohl der Juli als auch der August zählen nicht zu den umsatzstärksten Monaten der Branche. Insofern bewegen sich die im Jahresverlauf gemessenen Uhrenexporte gegenüber dem Rekordjahr 2023 weiterhin im Minus. In den ersten acht Monaten sanken sie um 1,4 Prozent auf 17,1 Milliarden Franken.
Aussichten bleiben trüb
Die Exporte hätten sich im Berichtsmonat nach einem bereits leichten Anstieg im Juli zwar weiter erholt. Dennoch sei der Trend nach wie vor negativ und auch die Aussichten hätten sich für die Branche kaum verbessert, hält der Uhrenverband fest. Mittelfristig sei die Visibilität für die Firmen gering, womit sie in der Planung zur Vorsicht neigten, wobei es auch zum Abbau von Stellen komme.
Am Dienstag hatte der Verband auf die angespannte Lage aufmerksam gemacht und von der Politik und von der Schweizerischen Nationalbank (SNB) Massnahmen gefordert, die zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit der Uhrenbranche beitragen sollen. Verbandspräsident Yves Bugmann wollte das im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AWP nicht als Hilferuf auslegen. «Aber wir wollen die Politik und die Öffentlichkeit sensibilisieren», sagte er.
Starke US-Nachfrage
Gut nachgefragt werden Schweizer Uhren indes weiterhin im grössten Absatzmarkt, den USA. Dort kletterten die Ausfuhren im August um 7,6 Prozent in die Höhe und legten im Jahresverlauf um gut 5 Prozent zu. Und in Märkten wie Japan (+14%), den Arabischen Emiraten (+27%) oder Italien (+18%) zogen die Bestellungen zweistellig an.
Auf der Gegenseite bleiben die Exporte in die wichtigen asiatischen Märkte Hong Kong (-11%) und China (-5,9%) wie in den vergangenen Monate unter Druck. Immerhin habe sich der Rückgang abgeschwächt, so die Mitteilung. Seit Jahresbeginn wurde in beide Märkte rund ein Fünftel weniger exportiert.
Nach wie vor gut nachgefragt werden teure Uhren. Jene mit einem Exportpreis von 3000 Franken und mehr verzeichneten bei den Ausfuhren wertmässig ein Plus von 15 Prozent. Demgegenüber bleiben Uhren aus den mittleren Preissegmenten unter Druck, etwa zu Preisen von 500 bis 3000 Franken (-16%).
Uhrenaktien auf Erholungskurs
An der Schweizer Börse gehören die zuletzt arg gebeutelten Aktien des Uhrenkonzerns Swatch Group (Inhaber: +4,7%) und auch jene der Richemont-Gruppe (+1,5%), zu der bekannte Luxusmarken wie Cartier, Piaget oder IWC gehören, am Donnerstagmittag zu den grössten Gewinnern. Analysten warnten aber davor, die Entwicklung in einem Monat nicht zu hoch zu bewerten.
Auch seien die August-Zahlen wohl durch einige unabhängige Marken wie Patek Philippe, Audemars Piguet oder Rolex, positiv beeinflusst worden, schrieb die ZKB. Diese Marken könnten noch die Wartelisten der Kundenbestellungen abarbeiten. Entsprechend reflektiere die Totalexportzahl wohl nicht den Geschäftsgang von Swatch und Richemont im Uhrengeschäft. Beide Konzerne hatten zuletzt über klar rückläufige Uhrenverkäufe berichtet. (awp/mc/ps)