Uhrenexporte profitieren auch im März von den Brexit-Sorgen
Biel – Der Schweizer Uhrenindustrie ist der Jahresauftakt geglückt. Die Exporte der hiesigen Horlogiers haben im März bereits den dritten Monat in Folge zugelegt. Ohne den Sonderfall Grossbritannien hätten die Zahlen aber weniger gut ausgesehen.
Denn die Uhrenhändler auf der Insel haben sich aus Sorge vor einem ungeordneten Brexit mit Zeitmessern eingedeckt. Aufgrund der «Brexit-Hamsterkäufe» wuchsen im März 2019 die Uhrenexporte nach Grossbritannien um deutliche 76 Prozent. In den ersten drei Monaten 2019 gingen wertmässig 52 Prozent mehr Uhren nach Grossbritannien.
Ein Plus von 5 Mrd Franken im 1. Quartal
Insgesamt steht für die Schweizer Uhrenindustrie im ersten Jahresviertel ein Plus von 2,9 Prozent auf über 5 Milliarden Franken zu Buche. Und das war nicht einfach, schliesslich lag die Latte sowohl im Januar als auch im Februar mit den im Vorjahr erzielten zweistelligen Wachstumsraten sehr hoch.
Dabei hat der Export von Schweizer Uhren nach einem Rückgang im Dezember und einem verhaltenen Jahresstart im Januar (+0,2%) an Fahrt gewonnen. Im Februar zog das Volumen der Uhrenexporte bereits um 3,4 Prozent an, um im März auf 4,4 Prozent zu steigen. Insgesamt wurden nach Angaben des Branchenverbands FH im März Uhren im Gesamtwert von 1,74 Milliarden Franken ausgeführt.
Sorgen vor Brexit-Chaos
Die treibende Kraft des Aufschwungs im März war erneut Grossbritannien. Dort hat sich das Exportvolumen auf 135 Millionen Franken erhöht. Beim Uhrenverband glaubt man, dass sich britische Uhrengeschäfte auf einen möglichen ungeordneten Austritt der Insel aus der EU vorbereiten und allfälligen Problemen am Zoll vorbeugen.
Rund 80 Prozent des Exportwachstums im März kann also auf den «Sonderfall Grossbritannien» zurückgeführt werden. Diesen ausgeklammert, hätte das Wachstum im März bei lediglich rund 1 Prozent gelegen, rechnen Experten vor. Und sind die Lager eines Händlers einmal voll, schwingt später unweigerlich das Pendel zurück. Die Wachstumsraten nach Grossbritannien würden sich sicherlich wieder «normalisieren», sind sich die Experten sicher.
Nach dem zuletzt rasanten Wachstum ist Grossbritannien inzwischen der fünftwichtigste Exportmarkt für Schweizer Uhrenhersteller. In die beiden grössten Märkte Hongkong und USA stiegen die Exporte um 2,5 beziehungsweise 5,9 Prozent. Erneut viel dynamischer entwickelten sich die Ausfuhren nach China (+17%) und Japan (+22%).
Teuer ist gefragt
Ein Blick auf die Entwicklung der verschiedenen Preiskategorien zeigte, dass sich teure Schweizer Uhren im Ausland nach wie vor einer grossen Beliebtheit erfreuen. Die Zeitmesser mit einem Exportwert von über 3’000 Franken legten im Volumen um 12 und wertmässig um 13 Prozent zu. Dieser auch im März beobachtete Trend hält seit gut zwei Jahren an.
Schwach schnitten erneut die billigsten Uhren mit einem Exportpreis von unter 200 Franken ab. In Franken sank das Exportvolumen bei den günstigsten Uhren um 25 Prozent, nach Anzahl gar um 30 Prozent. Die zwei Preissegmente dazwischen entwickelten sich ebenfalls rückläufig – aber in geringerem Ausmass.
Das führt zu dem Ergebnis, dass trotz höherer Umsätze im März in Stückzahlen gerechnet fast 19 Prozent weniger Uhren ins Ausland exportiert wurden. Das ist Ausdruck der entgegengesetzten Entwicklung bei den teuersten und den günstigsten Uhren.
Anleger kaufen Richemont
Die gut laufenden Luxusuhren treiben insbesondere die Aktien des Genfer Richemont-Konzerns, die sich gegen Mittag um 0,5 Prozent verteuern. Richemont bedient dieses Segment mit Marken wie Cartier, Piaget oder IWC.
Swatch ist hingegen im tiefen und mittleren Preissegment verankert und generiert nur rund einen von vier Umsatzfranken im obersten Preissegment. Die Swatch-Papiere verbilligen sich in der Folge um 0,9 Prozent. (awp/mc/pg)