Uhrenhersteller erhöhen Euro-Uhrenpreise
Portofino Midsize Automatic Moon Phase von IWC. (Foto: Photopress/IWC)
Genf – Die Schweizer Uhrenbranche hat rasch auf die Aufgabe des Euro-Mindestkurses durch die Schweizerische Nationalbank (SNB) und die anschliessende Hausse des Frankens reagiert. Eine Reihe von Herstellern von Luxusuhren werden die Euro-Preise ihrer Produkte anheben. Damit soll verhindert werden, dass in der Preisausgestaltung zwischen den Währungsräumen allzu grosse Ungleichgewichte entstehen und die Profitabilität der Firmen nicht zu stark leidet.
Auch an dem noch bis am Freitag geöffneten Uhrensalon in Genf (SIHH), wo 16 Hersteller im gehobenen Preissegment ihre Produkte ausstellen, ist der starke Franken eines der grossen Gesprächsthemen. Dabei hat der Richemont-Konzern, der mit Marken wie Cartier, IWC, Piaget oder Jaeger LeCoultre in Genf vertreten ist, angekündigt, dass für den Euroraum Preiserhöhungen in einer Bandbreite von 5 bis 7% in Betracht gezogen werden.
Das Flaggschiff der Richemont-Gruppe, der Uhren- und Schmuckhersteller Cartier, will beispielsweise die Preise in Euro um 5% anheben, wie an einer Präsentation der neuen Produktlinien erklärt wurde. Preiserhöhungen in einer ähnlichen Grössenordnung haben die ebenfalls zum Richemont-Konzern zählenden Luxusmarken Roger Dubuis oder Jaeger LeCoultre in Erwägung gezogen. Piaget hat Preiserhöhungen im Umfang von 7 bis 8% in Europa angekündigt. Die Preise in Dollar dürften dagegen mit Blick auf die Währungsentwicklungen der vergangenen Wochen keine ausserordentlichen Anpassungen erfahren.
IWC-CEO: Müssen Produktivität steigern
«Wir werden die Preise in Euro unserer Produkte um 5 bis 7% erhöhen», erklärte auch IWC-Chef Georges Kern am Donnerstag in einer Gesprächsrunde mit Journalisten. Gleichzeitig werde man die Frankenpreise leicht senken. Damit sollen die Uhrenverkäufer hierzulande ihre Stellung im globalen Vergleich verteidigen können. Grundsätzlich sieht Kern mit der Frankenstärke keine allzu grossen Probleme auf die Haute Horlogerie zukommen. «Wir sitzen alle im gleichen Boot», sagte er mit Verweis auf den Fakt, dass Luxusuhren fast ausschliesslich in der Schweiz hergestellt werden. «Alles in allem gehe ich davon aus, dass die Schweizer Uhrenindustrie auch diese Krise gut überstehen wird.»
Die Branche sei nun aber auch gefordert, die Produktivität zu verbessern. Mit der liberalen Gesetzgebung in der Schweiz sei dies auch möglich. «Wir werden nach Lösungen suchen, um unsere Kosten zu senken», so Kern. Potenzial sieht der Chef der in Schaffhausen beheimateten Firma etwa bei Grenzgängern, die mit der Frankenstärke nun unter dem Strich deutlich besser verdienen.
Kundenseitig habe der starke Franken keine allzu hohen Wellen geschlagen, so Kern weiter. «Das haben wir auch an der Messe in Genf in Kundengesprächen festgestellt.» US-Dollar-Kunden schenkten den neuen Währungsverhältnisse kaum Beachtung und Uhrenverkäufer in Euro dürften sich gegenüber anderen Uhrenhändlern über vergleichsweise attraktivere Preise freuen. Dies komme etwa im Geschäft mit Touristen zum Tragen. Vor allem Asiaten wissen bereits, bevor sie eine Europa-Reise antreten, wo sie welche Uhr zu welchem Preis kaufen können.
Auch Swatch-Marken reagieren
Nicht nur bei Richemont sondern auch die luxuriösen Marken der Swatch Group reagieren mit Preiserhöhung in der Eurozone, wie Swatch-Chef Nick Hayek am Dienstag verlauten liess. Laut Hayek sind Preisanhebungen je nach Marke zwischen 5 und 7% bis hin um 10% in Planung. So dürften die Preise etwa für teure Uhren der Nobelmarken Breguet und Blancpain angehoben werden, aber auch Marken aus dem mittleren Preissegment wie Omega oder Longines dürften davon betroffen sein.
Die Uhrenhersteller haben einen Grossteil der Kostenbasis in der Schweiz, wo vor allem Luxusuhren in zeitintensiver Handarbeit und mit grossem Aufwand hergestellt werden. Die meisten der in der Schweiz hergestellten Uhren sind für den Export vorgesehen, wobei Hong Kong, Festlandchina und die USA die drei grössten Absatzmärkte sind. Aber auch der Euroraum als Ganzes ist ein wichtiger Exportmarkt für die Uhrenbranche.
Für Entspannung sorgen dagegen die Kosten, die in den zahlreichen ausländischen Shops der Uhrenhersteller anfallen oder auch die Marketing-Aktivtäten, die den negativen Einfluss des starken Frankens mildern, erklärte Hayek. Weiter werden auch die für die Herstellung von Uhren notwendigen Rohmaterialien im Ausland und nicht in Franken eingekauft. Besonders die rückläufigen Preise für Gold, Stahl oder Diamanten stützen die Margen der Luxusuhrenproduzenten.
«Logischer Schritt»
Die angekündigten Preiserhöhungen im Luxussegment der Uhrenindustrie für die Eurozone seien ein logischer Schritt, schreiben die Analysten der Bank Vontobel. Diese seien nicht nur wegen der Frankenstärke nötig geworden, sondern auch weil die Preisdifferenzen zwischen Euro und US-Dollar in den vergangenen Monaten sich ausgeweitet hätten. Die Preiserhöhungen könnten nun den Währungseffekt etwas abdämpfen, wobei solche Erhöhungen etwa im tieferen und mittleren Preissegment nur schwer durchsetzbar sein dürften. (awp/mc/pg)