Basel – Die erstmalige Befragung der Bevölkerung zum Thema Obligatorium der Krankenkassenversicherung zeigt, dass eine Mehrheit nicht darauf verzichten will. Drei von vier Schweizer Stimmberechtigten wollen das Obligatorium beibehalten. Von grundlegenden Reformen wollen die meisten Schweizer nichts wissen, denn fast zwei Drittel (64%) der Bevölkerung beurteilen das heutige Krankenversicherungsgesetz (KVG) positiv.
2012 wurde erstmals die Frage nach dem Krankenkassenobligatorium in der seit 1997 durchgeführten Befragung des gfs-Gesundheitsmonitors eingebaut. Obwohl 24% der Stimmberechtigten aussagen, dass die Krankenkassenprämien ein gelegentliches Problem darstellen und für 22% die Prämien gar dauerhaft belastend sind, würden drei Viertel der Bevölkerung am System wenig ändern. Ursache ist die Zufriedenheit der Stimmberechtigten mit dem KVG (64%), das von einer klaren Mehrheit als Garant für ein qualitativ hochstehendendes Gesundheitswesen gesehen wird.
Einen gewissen Rückhalt in der Bevölkerung geniesst einzig die Forderung nach einer obligatorischen Pflegeversicherung für das Alter. Eine solche wird zurzeit von 63% unterstützt. Offen ist allerdings, inwiefern dies für eine Mehrheit an der Urne reichen würde, falls es über die Pflegeversicherung je zu einer Abstimmung kommt. Sehr befürwortet wird eine obligatorische Pflegeversicherung nämlich nur von 22% der Befragten, eher dafür sind 41%.
Skepsis gegen Einheitskasse
Stark gewachsen – im Vergleich zum Vorjahr von 54 auf 69% – ist in der Bevölkerung die Wahrnehmung der Diskussion zur Einführung einer Einheitskrankenkasse. Trotz der grossen medialen Resonanz und der politischen Diskussion ist die Unschlüssigkeit der Bevölkerung weiter angestiegen (von 9 auf 15%). Nur 40% der Befragten sprechen sich zurzeit für einen Wechsel zur Einheitskasse aus, für 45% der Stimmberechtigten in der Schweiz soll es auch hier beim Status quo bleiben.
Kein Abbau im Gesundheitswesen
76% der StimmbürgerInnen finden das Schweizerische Gesundheitswesen «gut» oder sogar «sehr gut». Bei den Wunschvorstellungen der Schweizer Stimmberechtigen ist konstant die Haltung zu beobachten, dass Qualitätsorientierungen klar vor Kostenüberlegungen stehen sollen. Dies widerspiegelt sich auch bei der ablehnenden Haltung der Stimmbevölkerung, selbst Beiträge zum Sparen im Gesundheitswesen zu leisten. Lediglich 7% der Befragten sprechen sich für eine Kürzung des Leistungskatalogs aus, und die Zustimmung zu Einschränkungen in der Therapiefreiheit, der freien Spitalwahl oder dem Zugang zu neuen Medikamenten sind minderheitlich, selbst wenn damit substanzielle Kostensenkungen verbunden wären. Ebenfalls gibt es keine Mehrheit, die den Verzicht auf die freie Arztwahl unterstützt. Bloss 6% sprechen sich für die Abschaffung der freien Arztwahl aus, während 58% diese auf jeden Fall – unabhängig von allfälligen Einsparungen – beibehalten wollen. (Interpharma/mc/ps)
«gfs-Gesundheitsmonitor 2012» auf dem Web
Das Wichtigste in Kürze zum «gfs-Gesundheitsmonitor 2012» finden Sie in der Rubrik «Fakten und Statistiken / gfs-Gesundheitsmonitor». Der Kurzbericht zur Studie kann auch als Datei im PDF-Format heruntergeladen werden. Ebenso stehen die darin verwendeten Grafiken in einem gängigen Format für eigene Verwendungen zur freien Verfügung.
Über die Studie
Die Repräsentativumfrage «gfs-Gesundheitsmonitor» wurde im Auftrag von Interpharma von gfs.bern zum 16. Mal seit Einführung des KVG durchgeführt.