Bern – Im innerschweizerischen Streit um das EU-Rahmenabkommen werden immer wieder die engen Verflechtungen der Schweizer Wirtschaft mit dem Ausland erwähnt. Wie stark die Schweiz wirtschaftlich mit dem Ausland tatsächlich verbunden ist, zeigen unter anderem die Statistiken der Schweizerischen Nationalbank (SNB) zu den Direktinvestitionen.
2017 beliefen sich die Investitionen von Schweizer Firmen im Ausland auf über eine Billion Franken – also über 1’000 Milliarden, wie die am Freitag veröffentlichten Zahlen zeigen. Ähnlich gross ist der Bestand an ausländischen Investitionen in der Schweiz. Der Löwenanteil der Investitionen ist über Firmenbeteiligungen angelegt, während ein kleiner Teil Firmenkredite betrifft.
Im vergangenen Jahr haben Schweizer Firmen ihr finanzielles Auslandengagement allerdings per Saldo leicht verringert. Sie zogen Gelder im Umfang von 34 Milliarden Franken ab, während 2016 unter dem Strich noch 86 Milliarden im Ausland investiert wurden. Zu diesem Rückgang haben sowohl der Industrie- als auch der Dienstleistungssektor beigetragen.
In der Branchengruppe «Chemie und Kunststoffe» haben laut der SNB Schweizer Firmen Mittel aus Tochtergesellschaften im Ausland abgezogen, unter anderem zur Finanzierung von Übernahmen im Inland. Im Dienstleistungssektor waren es die «Finanz und Holdinggesellschaften», welche Kredite gegenüber ausländischen Firmen abbauten, während der Handel Tochtergesellschaften verkaufte.
MEM-Industrie verlagert weiter ins Ausland
In beiden Sektoren gab es aber auch Branchengruppen, welche mehr im Ausland investiert als devestiert haben, allen voran «Metalle und Maschinen». Dies geht einher mit dem anhaltenden Trend zur Verlagerung von Industriearbeitsplätzen aus der Schweiz ins Ausland.
Interessant sind hierzu folgende Zahlen: Schweizerisch beherrschte multinationale Unternehmen beschäftigten 2017 im Ausland über 2 Millionen Menschen, wovon knapp die Hälfte auf Europa entfielen und auf Asien gut ein Viertel. Die gleichen Unternehmen hatten im Inland knapp 900’000 Menschen auf der Lohnliste, was immerhin einem Anteil von 17 Prozent an der Gesamtbeschäftigung des Industrie- und Dienstleistungssektors entspricht. Grob gerechnet kommen also auf einen Arbeitsplatz in der Schweiz deren zwei im Ausland.
Geografisch gesehen betrafen die Mittelrückzüge insbesondere Europa, wobei hier Irland und Grossbritannien auffielen. Dies dürfte im Zusammenhang mit den Unsicherheiten wegen des «Brexit» zu sehen sein. Mittel abgezogen wurden aber auch aus Südamerika, Afrika und Ozeanien, wogegen die Direktinvestitionen in Nordamerika und Asien in jeweils ähnlichem Masse zunahmen.
Vor allem wegen Syngenta und Actelion floss mehr Geld in die Schweiz
In umgekehrter Richtung haben die Investitionen von ausländischen Firmen in der Schweiz 2017 dagegen etwas zugenommen. Dabei entwickelten sich der Dienstleisungs- und der Industriesektor gegenläufig. Während nämlich ersterer unter dem Strich Mittel abzog, nahmen die Investitionen der Industrieunternehmen zu. Ins Gewicht fielen hier insbesondere die Übernahme des Agrochemie-Konzerns Syngenta durch ChemChina, welche allein einen Umfang von rund 43 Milliarden US-Dollar hatte, der Kauf des Biotechunternehmens Actelion durch den US-Konzern Johnson&Johnson oder auch das Engagement des chinesischen Konzerns HNA beim Reisedetailhändler Dufry.
Nach Regionen und Ländern betrachtet sind es die USA, welche mit einem Anteil von 42 Prozent den grössten Teil des ausländischen Kapitalbestandes in der Schweiz kontrollierten, auf EU-Länder entfielen 36 Prozent. Die restlichen 22 Prozent teilen sich Asien und die übrigen Regionen auf. (awp/mc/pg)