PwC: Schweizer CEOs pessimistischer als globale Peers
Zürich – Fast 30 % der Unternehmensführer glauben, dass das globale Wirtschaftswachstum in den nächsten zwölf Monaten rückläufig sein wird. Im vergangenen Jahr teilten diese Ansicht gerade mal 5 % – ein Rekordsprung in Sachen Pessimismus.
Dieses Ergebnis ist eines der wichtigsten aus der 22. jährlichen Umfrage von PwC unter mehr als 1350 befragten CEOs aus der ganzen Welt. Die Ergebnisse der Umfrage wurden heute auf dem Jahreskongress des Weltwirtschaftsforums in Davos vorgestellt. Diese Ansicht steht in lebhaftem Kontrast zum Vorjahr, in dem die CEOs in Bezug auf die Aussichten für das globale Wirtschaftswachstum weitaus optimistischer eingestellt waren: Während 2017 nur 29 % an ein verbessertes globales Wirtschaftswachstum glaubten, waren es 2018 57 %.
«Schweizer CEOs sind noch pessimistischer – 47 % gehen davon aus, dass das Weltwirtschaftswachstum in den nächsten zwölf Monaten rückläufig sein wird», so Andreas Staubli, CEO PwC Schweiz. «Aufgrund der Zunahme von Handelskonflikten und Protektionismus ist es naheliegend, dass vermehrt Zweifel aufkommen.» Gänzlich schlecht fielen die Meinungen dann aber doch nicht aus: 42 % sehen noch immer eine verbesserte Konjunktur, eine Auffassung, die jedoch deutlich unter dem Höchststand von 57 % im Jahr 2018 liegt. Insgesamt sind die Ansichten der CEOs zum globalen Wirtschaftswachstum in diesem Jahr polarisierter, tendieren aber nach unten.
Der nachlassende Optimismus der CEOs hat sich auch auf die Wachstumspläne ausserhalb der eigenen Landesgrenzen ausgewirkt. Die USA behaupten mit 27 % ihre Position als wichtigster Wachstumsmarkt und liegen damit deutlich unter dem Wert von 46 % im Jahr 2018. China als der zweitattraktivste Markt verzeichnete ebenfalls einen Rückgang seiner Popularität auf 24 %, gegenüber 33 % im Jahr 2018. Insgesamt ist Indien in diesem Jahr der aufsteigende Stern auf der Liste, der kürzlich China als die am schnellsten wachsende grosse Volkswirtschaft überholt hat.*
Das Vertrauen in das kurzfristige Umsatzwachstum bleibt in der Schweiz bestehen, sinkt aber weltweit stark
Das Unbehagen über das globale Wirtschaftswachstum senkt das Vertrauen der CEOs in die kurzfristige Perspektive ihrer eigenen Unternehmen. 35 % der CEOs gaben an, dass sie «sehr zuversichtlich» in Bezug auf die Wachstumsaussichten ihrer eigenen Organisation in den nächsten zwölf Monaten sind, gegenüber 42 % im Vorjahr.
In der Schweiz sind 40 % der CEOs bezüglich ihres Umsatzwachstums in den nächsten zwölf Monaten «sehr zuversichtlich» und weitere 47 % «zuversichtlich». «Um den Umsatz in diesem Jahr zu steigern, planen die CEOs, sich in erster Linie auf operative Effizienz und organisches Wachstum zu konzentrieren», kommentiert Staubli
Top-Märkte für Wachstum: Das Vertrauen in die USA hält trotz deutlicher Delle an
Die USA bleiben in den nächsten zwölf Monaten der wichtigste Wachstumsmarkt. Viele CEOs wenden sich aber auch anderen Märkten zu, was sich im dramatischen Rückgang des Stimmenanteils an die USA von 46 % im Jahr 2018 auf nur 27 % im Jahr 2019 widerspiegelt. China verringerte die Kluft, verzeichnete aber ebenfalls einen Rückgang seiner Popularität von 33 % im Jahr 2018 auf 24 % im Jahr 2019. Infolge des anhaltenden Handelskonflikts mit den USA haben die CEOs von China ihre Wachstumsmärkte diversifiziert, wobei nur 17 % die USA wählten. 2018 waren es noch 59 %.
Neben den USA (37 %) bleibt Deutschland mit ebenfalls 37 % der wichtigste Wachstumsmarkt für Schweizer Unternehmer.
Bedrohungen für das Wachstum
Da Indikatoren eine bevorstehende globale Konjunkturabschwächung vorhersagen, haben sich die CEOs darauf konzentriert, den Anstieg des Populismus in den Märkten, in denen sie tätig sind, zu bewältigen. Handelskonflikte** , politische Unsicherheiten und Protektionismus haben Terrorismus, Klimawandel und die zunehmende Steuerlast in den Top 10 der Wachstumsbedrohungen ersetzt. Für 30 % der Schweizer CEOs ist die Überregulierung die grösste Bedrohung für das Wachstum ihres Unternehmens, gefolgt von Handelskonflikten (27 %) und Wechselkursschwankungen (23 %).
Daten und Datenanalyse sowie Künstliche Intelligenz
Die diesjährige Umfrage erlaubt einen tieferen Einblick in den Umgang mit Daten und künstlicher Intelligenz (KI) – zwei Schlüsselbereiche auf dem Radar von Führungskräften, die neue Erkenntnisse über Herausforderungen und Chancen liefern. Die diesjährige Umfrage beschäftigte sich erneut mit Fragen zur Datenadäquanz, die erstmals 2009 gestellt wurden. Es wurde festgestellt, dass CEOs weiterhin mit Problemen hinsichtlich ihrer eigenen Datenkapazitäten konfrontiert sind. Dies führt zu einer erheblichen Informationslücke, die auch nach zehn Jahren noch besteht. Trotz Milliardeninvestitionen in die IT-Infrastruktur in diesem Zeitraum sind die CEOs nach wie vor nicht in der Lage, umfassende Daten zu sammeln, die für wichtige Entscheidungen über den langfristigen Erfolg und die Nachhaltigkeit ihres Unternehmens erforderlich sind.
Die Erwartungen der Führungskräfte sind mit dem technologischen Fortschritt sicherlich gestiegen.Die CEOs sind sich aber bewusst, dass ihre Analysefähigkeiten nicht mit dem Datenvolumen Schritt halten konnten. Dieses ist in den letzten zehn Jahren exponentiell gewachsen. Auf die Frage, warum sie keine umfassenden Daten sammeln können, verweisen die CEOs auf den «Mangel an analytischem Talent» (54 %) gefolgt von «Datensilos» (51 %) und «schlechter Datensicherheit» (50 %) als Hauptgründe. Wenn es darum geht, die Qualifikationslücke in ihrer Organisation zu schliessen, sind sich die CEOs einig, dass es dafür keine schnelle Lösung gibt. 46 % sehen eine signifikante Umschulung und Weiterbildung als Antwort, wobei 17 % auch den Aufbau einer starken Pipeline direkt aus der Bildung als Option angeben. «Wirtschaft, Regierung und Bildungseinrichtungen müssen zusammenarbeiten, um den Herausforderungen der digitalen Transformation gerecht zu werden», empfiehlt Staubli.
Künstliche Intelligenz
85 % der CEOs weltweit sind sich einig, dass KI ihr Geschäft in den nächsten fünf Jahren dramatisch verändern wird. Fast zwei Drittel sehen KI als etwas, das einen grösseren Einfluss haben wird als das Internet. 43 % der Schweizer CEOs stimmen dieser Ansicht zu, jedoch erwarten erstaunlicherweise 26 % der Schweizer Unternehmensleiter keine signifikante Veränderung in ihren Geschäftsabläufen aufgrund der künstlichen Intelligenz. Im weltweiten Vergleich teilen diese Ansicht gerade mal 13 %.
Trotz der optimistischen Einschätzung haben 40 % der Schweizer CEOs derzeit «keine aktuellen Pläne», KIProjekte umzusetzen und weitere 23 % «planen, dies in den nächsten drei Jahren zu tun». 30 % haben einen «sehr begrenzten Ansatz» gewählt. Weniger als jeder zehnte CEO hat KI bereits in grossem Umfang implementiert. Andreas Staubli: «Im Vergleich zu anderen Ländern besitzt die Schweiz noch keine konkrete KI-Strategie, trotz optimaler Rahmenbedingungen, wie beispielsweise dem exzellenten Bildungssystem, dem ausgeprägten Innovationsvermögen und talentierten Fachkräften. Unternehmen tun sich schwer, in einem sich wandelnden Umfeld die richtige Strategie bzw. Technologie für ihr zukünftiges Geschäftsmodell zu wählen. Es liegt nun am Bund, die nötigen Rahmenbedingungen zu schaffen. Unternehmen, auf der anderen Seite, müssen den Schritt wagen, konkrete Massnahmen einzuleiten. Nur so bleibt die Schweiz auch in Zukunft innovativ und konkurrenzfähig.»
- Den Bericht können Sie unter ceosurvey.pwc herunterladen.
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