Zürich – Die Steuerbelastung für Unternehmen in der Schweiz verharrt auf tiefem Niveau. Doch im internationalen Standortwettbewerb spielen tiefe Steuern nicht mehr die gleich wichtige Rolle wie noch vor wenigen Jahren.
Im Schnitt müssen Unternehmen hierzulande 14,6 Prozent des Gewinnes im Rahmen der ordentlichen Gewinnsteuer an den Staat abliefern. Das zeigt der neuste «Swiss Tax Report» der Beratungsfirma KPMG, welcher am Mittwoch veröffentlicht wurde.
Der Wert ist gegenüber dem Vorjahr unverändert, nachdem es in den Vorjahren zum Teil deutlich abwärts gegangen war. Vor 15 Jahren hatte der Gewinnsteuersatz bei noch rund 19 Prozent gelegen.
In acht Kantonen gibt es aber auch im laufenden Jahr eine Veränderung. Die grössten Senkungen haben laut den Angaben die Kantone Aargau (-1,19%) und Bern (-0,5%) vorgenommen. Steuererhöhungen gab es in Schaffhausen (+1,25%) und Genf (+0,7%).
Nach wie vor erheben die drei Innerschweizer Kantone Zug (11,85%), Nidwalden (11,97%) und Luzern (12,09%) die tiefsten Steuern, Bern mit 20,54 Prozent die höchsten.
International noch immer gut
Im internationalen Vergleich stehen alle Kantone noch immer gut da. So sind die Steuersätze in den Nachbarländern Deutschland (30%), Frankreich (25%), Italien (24%) und Österreich (24%) klar über jenen des Schlusslichtes Bern. Und auch den Vergleich mit China (25%) oder den USA (27%) muss kein Kanton scheuen.
Trotzdem kommt Stefan Kuhn von KPMG zum Schluss, dass die Konkurrenzfähigkeit in Sachen Steuern tendenziell abnimmt. «Die Plafonierung wegen der globalen Mindeststeuer spielt schon sehr stark», sagte er vor den Medien.
Diese globale Mindeststeuer gilt seit Anfang 2024 auch in der Schweiz. Konkret gibt es nun eine nationale Ergänzungssteuer, sofern der Steuersatz in einem Kanton unter dem globalen Mindestsatz von 15 Prozent liegt.
Subventionszug rollt
Und Steuern sind im Standortwettbewerb ohnehin nicht mehr das A und O. So setzten viele Länder – auch wegen der neuen Steuerregeln – verstärkt auf Gutschriften und staatliche Fördermassnahmen. Stichworte sind der Inflation Reduction Act in den USA und der Green Deal in der EU. Und schätzungsweise hätten ähnliche Programme in China ein noch weitaus grösseres Volumen. «Der Subventionszug rollt», so das Fazit von KPMG-Steuerexperte Olivier Eichenberger.
Die Kantone müssten nun in dieser neuen Welt ihre Standortattraktivität hoch halten. Insbesondere gelte dies für jene mit einem Steuersatz von weniger als 15 Prozent.
Konkrete Vorschläge gibt es laut den KPMG-Experten etwa in Graubünden und Zug. So will Graubünden ab 2025 Steuergutschriften gewähren, etwa wenn eine Firma Arbeitsplätze schafft, in die Forschung investiert oder Klimaschutzmassnahmen umsetzt. In Zug sollen derweil ab 2026 die zusätzlichen Einnahmen aus der Mindeststeuer vollständig an die Bevölkerung und Wirtschaft zurückgeben werden – über Förderbeiträge an Unternehmen, Direktinvestitionen in die Bildung, Infrastruktur und Innovation sowie über sozialpolitische Massnahmen.
Einkommen von Privaten tiefer besteuert
Im Gegensatz zu den Unternehmen dürfen sich viele reiche Schweizerinnen und Schweizer auf eine geringere Steuerrechnung freuen. Die höchsten Einkommen werden laut KPMG nun noch mit 32,73 Prozent statt 33,45 Prozent besteuert. Rund zwei Drittel der Kantone haben die Steuersätze für Spitzeneinkommen reduziert.
Der Kanton Schwyz, der den Satz gleich um 2,39 Prozentpunkte gesenkt hat, liegt nun mit 22,59 Prozent an der Spitze der Rangliste. Dahinter folgen Zug (22,67%) und Nidwalden (24,30%). Am Schluss befinden sich Genf, Waadt, Bern und Basel-Landschaft mit Sätzen von leicht über 40 Prozent.
International steht die Schweiz auch bei der Einkommenssteuer relativ gut da. So liege etwa der Spitzensteuersatz in Deutschland mit 45 Prozent leicht über dem hiesigen Schlusslicht Genf. (awp/mc/pg)