Zürich – Der Turnaroundkurs von UPC Schweiz schlägt auf das Personal durch. Die grösste Kabelnetzbetreiberin der Schweiz will rund 10 Prozent der 1’600 Stellen abbauen, wie eine Sprecherin am Freitag auf Anfrage zu entsprechenden Medienberichten sagte.
Damit sind etwa 160 Stellen in Gefahr. «UPC ist bestrebt, den Abbau durch natürliche Fluktuation und Massnahmen wie interne Wechsel oder Frühpensionierungen zu erreichen, wo immer dies möglich ist. UPC wird alle Anstrengungen unternehmen, um die Zahl der Entlassungen oder Kündigungen von Mitarbeitern so gering wie möglich zu halten», erklärte UPC-Sprecherin Stephanie Niggli weiter. «UPC kann allerdings Entlassungen nicht vermeiden.»
Derzeit sei es jedoch nicht möglich, eine finale Zahl von Entlassungen zu nennen, da ein Abbau über natürliche Fluktuation im Fokus stehe. «Wir beabsichtigen das endgültige Betriebsmodell bis Ende April 2020 festgelegt zu haben und rechnen aktuell damit, dass die Zahl der Stellen in unserer Organisation um etwa 10 Prozent reduziert wird», sagte Niggli. Insgesamt beschäftige UPC Schweiz 1’600 Mitarbeitende.
Vom Abbau seien verschiedene Bereiche über alle Funktionen und Ebenen hinweg betroffen. UPC verfüge über einen Sozialplan, der im Falle von Entlassungen für die betroffenen Mitarbeiter gilt. Dieser Sozialplan sei gemeinsam mit den Sozialpartnern von UPC abgeschlossen worden. Wie vorgeschrieben habe UPC die Arbeitsämter der betroffenen Kantone über den Abbau informiert, sagte Niggli.
Geplatzter Deal mit Sunrise nicht Auslöser
Den Turnaroundkurs hatte UPC vor eineinhalb Jahren gestartet, um bessere Geschäftszahlen zu erzielen. Allerdings konnte die Kabelnetzbetreiberin die Talfahrt bislang noch nicht stoppen. Im vergangenen Jahr sank der Umsatz weiter um 3,5 Prozent auf 1,25 Milliarden Franken. Immerhin gelang es, den Rückgang der Abonnentenzahlen deutlich zu bremsen. Nachdem 2018 an die 153’000 Abos verloren gegangen waren, betrug der Verlust im letzten Jahr noch 68’000 Abos.
Der geplatzte Deal mit Sunrise sei nicht der Auslöser für den Abbau, sagte Niggli. «Diese Massnahmen waren bereits Teil des Wachstumsplans von UPC von Anfang an, um eine weitere Vereinfachung und Digitalisierung des Geschäfts zu erreichen – was unabhängig von diesem oder einem anderen strategischen Ereignis durchgeführt worden wäre.»
Der Kauf von UPC durch Sunrise wurde Ende Oktober abgeblasen. Der 6,3 Milliarden Franken schwere Deal scheiterte am Widerstand der Sunrise-Grossaktionäre unter der Führung der deutschen Freenet, die knapp ein Viertel der Sunrise-Anteile besitzt.
Damit misslang erneut ein Versuch, im Schweizer Telekommarkt dem Branchenprimus Swisscom einen stärkeren Herausforderer entgegenzustellen. Die Eidgenössische Wettbewerbskommission (Weko) hatte vor neun Jahren die geplante Fusion von Sunrise und Orange aus Wettbewerbsgründen verboten. Gegen den UPC-Kauf durch Sunrise hatten die Kartellwächter allerdings nichts einzuwenden.
Neuer Chef gibt Gas
Nach der gescheiterten Hochzeit nahm UPC-Chefin Severina Pascu den Hut. Die 46-jährige Pascu wechselt zu Virgin Media, welches die grösste Tochtergesellschaft von UPC-Besitzerin Liberty Global ist. Der Wechsel war bereits in die Wege geleitet worden, bevor der Deal platzte.
Neu am Steuer der Schweizer Kabelnetzbetreiberin ist nun der Niederländer Baptiest Coopmans, der bisher verantwortlich war für die Technologie, das Netzwerk und den Betrieb von Liberty Global in Europa sowie die Dienstleistungen, die Liberty Global anderen Anbietern zur Verfügung stellt.
Im laufenden Jahr will UPC den Turnaround beschleunigen. Derzeit prüfe man, wie verschiedene Geschäftsprozesse vereinfacht und das Betriebsmodell weiter optimiert werden könne, sagte Niggli. Gleichzeitig werde in Produkte, Netzwerk und die Digitalisierung investiert. (awp/mc/kbo)