Washington – Die Übernahme des Basler Agrochemiekonzerns Syngenta durch den chinesischen Chemiekonzern ChemChina hat sowohl in den USA als auch in Europa die wettbewerbsrechtlichen Hürden genommen. In beiden Märkten wird die Fusion unter der Bedingung genehmigt, dass Teile des Geschäfts abgestossen werden.
Die Genehmigung unter Auflagen der Federal Trade Commission (FTC) wurde bereits am Dienstagabend bekanntgegeben. Definitiv wird der Entscheid nach Ablauf der Einspruchsfrist am 4. Mai. Die Auflagen umfassen hier den Verkauf von drei Produkte an die kalifornische Agrochemiefirma Amvac. Konkret geht es um das Herbizid Paraquat, das Insektizid Abamectin und das Fungizid Chlorothalonil.
Syngenta besitzt die Markenversionen dieser drei Produkte, mit einem signifikanten Marktanteil in den USA. Die ChemChina-Tochter Adama andererseits fokussiert sich auf generische Pestizide und ist laut FTC der grösste oder zweitgrösste Anbieter der entsprechenden generischen Produkte.
In Europa muss ChemChina Teile seiner Pflanzenschutzsparte Adama verkaufen
Auch die EU-Wettbewerbskommission hat der Transaktion unter Auflagen grünes Licht erteilt. Hier muss ChemChina wesentliche Teile seiner Pflanzenschutzsparte Adama in Europa verkaufen, teilte die Behörde am Mittwoch mit. Syngenta muss sich von einigen Herbiziden und Fungiziden trennen.
Das Unternehmen habe Zusagen gemacht, die die Wettbewerbsbedenken der Kommission vollständig ausgeräumt hätten, hiess es in der Mitteilung der EU. «Für die Landwirte und letztlich auch die Verbraucher in Europa ist es wichtig, dass der wirksame Wettbewerb auf den Märkten für Pflanzenschutzmittel auch nach der Übernahme von Syngenta durch ChemChina gewahrt wird», wird EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager in der Meldung zitiert.
Wichtige Schritte zum Abschluss der Transaktion
Weiterhin ausstehend sind damit die wettbewerbsrechtlichen Genehmigungen in China, Brasilien, Indien und Mexiko. Syngenta nannte die nun erteilten Genehmigungen wichtige Schritte auf dem Weg zum Abschluss der Transaktion. Der Konzern erwartet den Abschluss der Übernahme weiterhin im zweiten Quartal 2017.
Angekündigt wurde das Übernahmeangebot im Februar 2016. Ursprünglich wollten die beiden Konzerne den grössten Auslandszukauf eines chinesischen Unternehmens bereits vergangenes Jahr abschliessen. Bereits sechs Mal verlängerte ChemChina das Übernahmeangebot: Neu gilt die Kaufofferte bis 28. April 2017.
Aktie gesucht
Die Analysten werten die geforderten Devestitionen als verkraftbar. Mit den Genehmigungen seien wichtige Schritte auf dem Weg zum Abschluss des Deals gemacht. Für den Aktienkurs sei dies ein positives Signal.
«Mit Blick auf die ChemChina-Offerte von 465 USD plus 5 CHF Sonderdividende lässt sich zu aktuellen Devisenkursen für die nächsten zwei Monate immer noch ein Aufwärtspotenzial von 4% für die Syngenta-Papiere errechnen. Das sei eine «sehr attraktive Anlagemöglichkeit bei geringem Risiko», schrieb Markus Mayer von Helvea Baader, der die Syngenta-Aktien mit «Buy» empfiehlt.
Die Syngenta-Aktien legten am Mittwoch 0,9% auf 451,60 CHF zu; der Gesamtmarkt SMI tendierte mit -0,07% kaum verändert. (awp/mc/pg)